Handreichung über Empfang der Kommunion für evangelische Ehepartner angekündigt

Kardinal Marx: „Orientierungshilfe“ für Seelsorger, die unter bestimmten Umständen in Einzelfällen evangelischen Ehepartnern den Empfang der Heiligen Kommunion ermöglicht.

INGOLSTADT – Evangelische Christen, die mit Katholiken verheiratet sind, können unter sehr bestimmten Umständen, wenn sie den katholischen Eucharistie-Glauben bejahen, in gewissen Einzelfällen gemeinsam mit ihrem Ehepartner zur Kommunion gehen: Kardinal Reinhard Marx hat zum Abschluss der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) mitgeteilt, die deutschen Bischöfe hätten nach einer intensiven Debatte beschlossen, eine orientierende Handreichung für Ehepaare als Hilfestellung zu veröffentlichen, anhand derer ein Weg hin zu einer „verantwortbaren Entscheidung über die Möglichkeit des Kommunionempfangs des nichtkatholischen Partners“ angesichts des hohen Anteils konfessionsverschiedener Ehen erörtert werden soll.

Die Handreichung sei zuallererst an Seelsorger gerichtet: „Ihnen geben wir eine Orientierung für die seelsorgliche Begleitung von konfessionsverschiedenen Ehepaaren, die für sich klären wollen, ob eine gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie in der katholischen Kirche möglich ist“, so Kardinal Marx im offiziellen Pressebericht zur Vollversammlung, die vom 19. bis 22. Februar in Ingolstadt abgehaltenen wurde, und an der 62 Mitglieder unter der Leitung des DBK-Vorsitzenden teilnahmen.

„Die Orientierungshilfe geht davon aus, dass in konfessionsverschiedenen Ehen im Einzelfall der geistliche Hunger nach dem gemeinsamen Empfang der Kommunion so drängend sein kann, dass es eine Gefährdung der Ehe und des Glaubens der Ehepartner nach sich ziehen könnte, ihn nicht stillen zu dürfen. (…) Hier kann ein „schwerwiegendes geistliches Bedürfnis“ entstehen, das es nach dem Kirchenrecht (auf der Grundlage von c. 844 § 4 CIC) möglich macht, dass der evangelische Ehepartner zum Tisch des Herrn hinzutritt, wenn er den katholischen Eucharistieglauben bejaht“.

Deshalb sei die zentrale Aussage des Dokumentes, „dass alle, die in einer konfessionsverbindenden Ehe nach einer reiflichen Prüfung in einem geistlichen Gespräch mit dem Pfarrer oder einer mit der Seelsorge beauftragten Person zu dem Gewissensurteil gelangt seien, den Glauben der katholischen Kirche zu bejahen sowie eine „schwere geistliche Notlage“ beenden und die Sehnsucht nach der Eucharistie stillen zu wollen, zum Tisch des Herrn hinzutreten dürfen, um die Kommunion zu empfangen“.

Kardinal Marx betont im Pressebericht: „Wichtig ist: Wir sprechen über Einzelfallentscheidungen, die eine sorgfältige geistliche Unterscheidung implizieren“.

Ziel sei, größere Klarheit und Sicherheit zu schaffen. Hier sehe sich die DBK angesichts der hohen Zahl konfessionsverschiedener Ehen in Deutschland in einer besonderen Verantwortung.

Hintergrund: Empfang der Kommunion

Aus katholischer Sicht ist die heilige Eucharistie ein Sakrament. Dessen Empfang hängt „eng mit der Kirchengliedschaft zusammen“, wie das Bistum Augsburg auf seiner Website zur Frage der Interkommunion erklärt. Es gelte die Grundregel:

„Katholische Spender spenden die Sakramente erlaubt nur katholischen Gläubigen; ebenso empfangen diese die Sakramente erlaubt nur von katholischen Spendern“ (can. 844 § 1 CIC).

Allerdings beschreibt das Kirchenrecht auch eine Ausnahme, auf die nun auch die kommende Orientierungshilfe verweisen wird:

„Wenn Todesgefahr besteht oder wenn nach dem Urteil des Diözesanbischofs bzw. der Bischofskonferenz eine andere schwere Notlage dazu drängt, spenden katholische Spender diese Sakramente erlaubt auch den übrigen nicht in der vollen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehenden Christen, die einen Spender der eigenen Gemeinschaft nicht aufsuchen können und von sich aus darum bitten, sofern sie bezüglich dieser Sakramente den katholischen Glauben bekunden und in rechter Weise disponiert sind“ (c. 844, § 4 CIC).

Richtig „disponiert“ sei ein nichtkatholischer Christ aber nur, so das Bistum Augsburg auf seiner Webseite weiter, „wenn er die katholischen Glaubenslehren über diese Sakramente annimmt, also z.B. dass ausschließlich ein gültig geweihter Priester Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandeln kann. Darauf hat der Papst eigens in seiner Enzyklika Ecclesia de Eucharistia aufmerksam gemacht: ‚Die Ablehnung einer oder mehrerer Glaubenswahrheiten über diese Sakramente, etwa die Leugnung der Wahrheit bezüglich der Notwendigkeit des Weihepriestertums zur gültigen Spendung dieser Sakramente, hat zur Folge, dass der Bittsteller nicht für ihren rechtmäßigen Empfang disponiert ist.‘ (Nr. 46).“

Die Entscheidung für die nun angekündigte Orientierungshilfe, war nicht kurzfristig: Bereits am 31. Dezember 2016 Jahr meldete die Webseite „evangelisch.de„, dass sich der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode die Kommunion für katholisch-evangelische Ehen wünsche. Es wäre ihm ein persönliches Anliegen, „wenn wir auf unserer Seite für die konfessionsverschiedenen Ehen eine Lösung finden könnten“, zitierte „evangelisch.de“ den Bischof in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Tatsächlich gingen bereits viele Protestanten mit ihren katholischen Ehepartnern gemeinsam zur Kommunion. „Wir müssen dem eine Grundlage geben, was wir in der Praxis oft schon haben.“

Bei ihrer Vollversammlung im Frühjahr 2017 diskutierten die Bischöfe eine Vorlage zum Thema, so Angaben des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick damals gegenüber dem „Tag des Herrn„.

Stichwort: DBK-Vollversammlung

Zur Vollversammlung treffen sich die katholischen Orts- und Weihbischöfe in Deutschland sowie der Apostolische Exarch der Ukrainer regelmäßig im Frühjahr und im Herbst. Dabei werden organisatorische und inhaltliche Fragen besprochen und Beschlüsse gefasst. Die Zahl der Mitglieder beträgt nach DBK-Angaben derzeit 65. Der Sekretär der DBK ist seit 1996 Pater Hans Langendörfer SJ. (CNA Deutsch)

Licht auf Ludwig von Pastor, Historiker und Diplomat

Mit Ludwig von Pastor, dem deutsch-österreichischen Historiker und Gesandten beim Heiligen Stuhl, beschäftigt sich dieser Tage ein Kongress in Rom. Pastor, geboren 1854 in Aachen, trat zur katholischen Kirche über und verfasste eine detaillierte Geschichte der Päpste in 16 Bänden.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt.

1901 kam Pastor als Direktor des Österreichischen Instituts nach Rom. Es war die Zeit der Habsburgermonarchie, Kaiser Franz Joseph beförderte den deutschen Gelehrten wenige Jahre später in den Adelsstand. Doch seine wissenschaftlichen Kontakte mit Rom, genauer: mit dem Vatikan reichen viel weiter zurück. „Ludwig von Pastor konnte erstmal am 27. Januar 1879 mit einer Sondererlaubnis Akten des Vatikanischen Geheimarchivs einsehen und wurde so gewissermaßen zum Goldgräber“, erklärt im Gespräch mit Vatican News der in Paris lehrende Historiker Andreas Sohn, der die römische Pastor-Tagung organisierte.

“ Die Päpste waren daran interessiert, dass die Goldschätze im Vatikanischen Archiv gehoben würden ”

Erst zwei Jahre später sollte Papst Leo XIII. die Bestände seines Geheimarchivs allgemein für die Forschung öffnen; Pastor war der erste externe Historiker, der schon davor umfassende Einsicht erhielt. Er stand in hohem Ansehen bei den Päpsten, Leo XIII. empfing ihn regelmäßig, ebenso seine Nachfolger Pius X., Benedikt XV. und Pius XI. „Sie alle schätzten Pastor, gerade seine Expertise in kirchen- und papsthistorischen Fragestellungen, und sie wussten, sie konnten immer auf ihn zählen“, sagt Sohn. „Die Päpste waren daran interessiert, dass das, was an Goldschätzen im Vatikanischen Archiv lagerte, auch gehoben würde, und sie hofften natürlich auch auf eine entsprechende Darstellung, die sie dann natürlich auch für das tagespolitische Geschäft, wenn ich das mal so salopp sagen darf, nutzen konnten.“

Immer noch zitiert wird Pastors monumentales Hauptwerk, die 16-bändige „Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters“. „Wer sich heute mit einem Thema der Papstgeschichte in der Zeit vom 14. bis zum 18. Jahrhundert beschäftigt, kommt, so denke ich, an dem Titel nicht vorbei“, sagt Sohn. Das Werk erreichte bis zu 13 Auflagen, und das bei einem Umfang von gut 15.000 Seiten. Vereinfachend gesagt, lässt sich Pastors Papstgeschichte als katholische Gegendarstellung zu der zuvor erschienenen „protestantischen“ Papstgeschichte Leopold von Rankes lesen, die es allerdings nur auf knapp tausend Seiten bringt und, wie Sohn betont, sich nicht auf vatikanische Bestände stützen konnte. Die schiere Informationsfülle von Pastors Papstgeschichte sei noch lange nicht ausgeschöpft.

“ Pastor war davon beseelt, etwas Eigenes, originär Katholisches zu schaffen ”

Die biografische Komponente, also der Übertritt zum Katholizismus, fand jedenfalls deutlichen Niederschlag in der „Geschichte der Päpste“, sagt Sohn. „Was Pastor bewegt hat, das war sicherlich diese doch teilweise deprimierende Erfahrung des Kulturkampfes; das enge Gegeneinander der Konfessionen und auch die Tatsache, dass ihm sozusagen eine Hochschulkarriere in Preußen, in Deutschland, verwehrt geblieben ist. Und er war natürlich auch davon beseelt, etwas Eigenes, originär Katholisches zu schaffen. Das alles ist vielleicht komplexer, als es bislang in der Literatur gesehen worden ist.“ Heute, 90 Jahre nach Pastors Tod, seien im Geist der Ökumene konfessionelle Engführungen zu vermeiden und neue gemeinsame Sichtweisen auf die Papstgeschichte zu entwickeln.

Als „schillernde und vielschichtige Persönlichkeit“ stellt der österreichische Historiker Andreas Gottsmann Ludwig von Pastor vor; er ist als heutiger Direktor des Österreichischen Historischen Instituts in Rom Pastors später Nachfolger. Gottsmann würdigt den Gelehrten vor allen Dingen als begnadeten Netzwerker.

„Pastor hat die katholische Sichtweise eingebracht, was sich dann auch in der Arbeit als Direktor des Instituts bemerkbar machte. Was bei ihm wirklich herausragend ist, war sein Netzwerk, das er sowohl im Vatikan knüpfte als auch in Österreich. Er war mit den katholischen politischen Kreisen in Österreich sehr gut vernetzt, ebenso im Vatikan.“

“ Als Diplomat hat Pastor versucht, eine objektive Stellung einzunehmen ”

Ab 1920 wirkte Pastor als österreichischer Geschäftsträger und Gesandter beim Heiligen Stuhl. Das Katholische, sagt Gottsmann, kam bei Pastor eher in der Geschichtswissenschaft durch, „als Diplomat hat er versucht, eine eher objektive Stellung einzunehmen.“ So versuchte Pastor die diplomatischen Berichte zwischen Rom und Wien zu entschärfen, die vor allem über die Nuntiatur in Wien liefen und, wie Gottsmann anmerkt, „etwas gefärbt waren: Der damalige Nuntius in Wien, Enrico Sibilia, war sehr von seinem Antibolschewismus durchdrungen und hat dann vieles nicht ganz mehr im richtigen Licht dargestellt; und hier Pastor immer wieder versucht, die Dinge auch etwas zurechtzurücken“.

Die Tagung findet bis Freitag am Römischen Institut der Görres-Gesellschaft und der École française de Rome statt. Unter den Teilnehmenden sind Forscher und Forscherinnen aus Paris, Graz, Potsdam, Rom, dem Vatikan und München. (vatican news)

Reform: „Franziskus bittet uns, neuen Standpunkt einzunehmen

Der Kardinalsrat, der den Papst bei der Vorbereitung der Kurienreform unterstützt, nähert sich dem Ende seiner Arbeit. Das sagte uns der Sekretär des Gremiums, Bischof Marcello Semeraro. Er deutete an, Franziskus bereite möglicherweise ein neues Dokument vor, „das die Linie des Pontifikats ausdrückt“.

Gudrun Sailer und Alessandro Gisotti – Vatikanstadt.

Die nächste Sitzung des nach seiner Mitgliederzahl von neun Kardinälen „K9“ genannten Rates beginnt am kommenden Montag, wie immer unter Teilnahme von Papst Franziskus. „Bei der nächsten Sitzung werden Themen vertieft, die schon einmal auf der Tagesordnung standen, auch weil unterwegs einige Etappen klarer werden“, sagte Semeraro. Die Überlegungen des Kardinalsrates über die grundlegenden Dikasterien der Kurie seien „schon in der Schlussphase“, man sei mit der „Relektüre“ der bisherigen Ergebnisse der Kurienreform beschäftigt. „Die bisher geleistete Arbeit hat geholfen, einige Fragen zu klären, die zu Beginn nicht dringend schienen.“

Papst Franziskus hatte mehrfach die Weisung ausgegeben, die Kurienreform sei keine strukturelle Neuordnung von Behörden und Arbeitsabläufen, sondern vielmehr eine geistliche Reform. Insofern seien auch die Fastenexerzitien für Papst und Kurie ein bezeichnender Moment der Kurienreform, sagte Semeraro. Er ist als Bischof von Albano für den Nachbarort Ariccia zuständig, wohin Franziskus die alljährlichen Fastenexerzitien verlegt hat, und besuchte den Papst am Mittwoch am Ort der Einkehrtage im kirchlichen Bildungshaus „Divin Maestro“.

Franziskus habe ihm gesagt, die Exerzitien seien „umgesetzte Reform“, informierte Semeraro. „Sicher, die Reform bewegt Organisationen und verändert Strukturen, aber die erste – und andauernde – Änderung, die man vornehmen muss, ist eine Änderung der Mentalität“, so der Bischof. Kurienreform, das bedeute, dem Leitbild der Missionarität und der Verkündigung zu folgen, das Papst Franziskus in seinem Schreiben „Evangelii Gaudium“ vorgelegt habe.

Ein neues Papstschreiben von Franziskus?

Auf die Frage, welche Dimension des bald fünfjährigen Pontifikats von Franziskus ihn besonders beeindrucke, sagt Semeraro:

„Jenseits der spezifischen Inhalte, die der Papst uns vorlegt und die wir in den großen Dokumenten finden – und es ist denkbar, dass der Papst uns ein neues Dokument schenkt, das die Linie des Pontifikats ausdrückt -, würde ich es in diesem Satz zusammenfassen: Der Papst bittet uns, einen neuen Standpunkt einzunehmen. Er bittet uns, vielfältige Beobachtungspunkte zu haben, um die Wirklichkeit zu betrachten. Nicht umsonst ist eines der Wörter, die ihm besonders geläufig sind, das Wort ,Blick‘.“


(vatican news)