Wie wird es Christen unter Xi Jinping lebenslanger Herrschaft in China gehen?

Kreuze werden entfernt, Kirchen abgerissen, Kindern der Zutritt zu Gotteshäusern verweigert: In der Volksrepublik ist die Religionsfreiheit laut Experten unter Xi Jinping immer weiter beschnitten worden. Wie geht es nun weiter?

WASHINGTON, D.C. – Die lebenslange Herrschaft über China rückt in greifbare Nähe für Xi Jinping: Die diesjährige Sitzung des Nationalen Volkskongresses Chinas, die am 5. März einberufen wurde, wird voraussichtlich eine Verfassungsänderung bestätigen, die das möglich macht: Die Begrenzung der Amtszeit soll aufgehoben worden. Dies würde dem Präsidenten ermöglichen, über das Jahr 2023 hinaus an der Macht zu bleiben.

Xi, der im März 2013 sein Amt antrat, hat während seiner ersten fünf Jahre als Präsident eine nationale Kampagne zum Abriss von Kirchen und zur Entfernung von mehr als 1000 Kreuzen aus Chinas Kirchen verantwortet. Menschenrechtsverteidiger fragen sich, was seine jüngste Machtkonsolidierung für die Zukunft des Menschenrechts der Religionsfreiheit in China bedeutet.

„Unter Präsident Xi ist das allgemeine Niveau der Religionsfreiheit im Land gesunken“, sagte Benedict Rogers, Teamleiter Ostasien bei Christian Solidarity Worldwide, gegenüber CNA.

Dieser Abwärtstrend ist Teil zunehmender Menschenrechtsverletzungen unter Präsident Xi ein, begleitet von und manifestiert sich in einem schrumpfenden Raum für die Zivilgesellschaft, einer erhöhten Sensibilität für wahrgenommene Herausforderungen der Parteiherrschaft und der Einführung von Gesetzen, die zivil und politisch beschneiden Rechte im Namen der nationalen Sicherheit „, fuhr Rogers fort.

„Kirchen abgerissen, Kreuze entfernt, Statuen beschlagnahmt“

Nur eine Woche vor Chinas jährlichem Kongress entfernten die örtlichen Regierungsbehörden am 27. Februar gewaltsam die Kreuze, Statuen und Glockentürme einer katholischen Kirche in der Stadt Yining, so ein Bericht der „Union of Catholic Asian News“.

Am 27. Dezember wurde eine weitere katholische Kirche, die über 3.000 Kilometer entfernt in der Provinz Shaanxi liegt, vollständig abgerissen, obwohl sie vorher die erforderlichen legalen Genehmigungen vom Büro für religiöse Angelegenheiten erhalten hatte, berichtet die Nachrichtenagentur „Asia News“.

Das örtliche „Büro für religiöse Angelegenheiten“ der Volksrepublik schickte „mehrere Dutzend Beamte und schwere Maschinen zur katholischen Kirche“:

„Sie zerstörten Kreuze und beschlagnahmten Statuen, den eucharistischen Altar und andere religiöse Artefakte wie Messgewänder und Sitzgelegenheiten; sie zerstörten das Gebäude“, berichtete „China Aid“.

Die Kreuzentfernungen und Sprengarbeiten sind Teil einer landesweiten Kampagne, die im März 2013 begann, als Xi Jinping die Macht in China übernahm.

„Mitte 2016 wurden Kreuze von den Dächern oder Fassaden von mindestens 1.500 Kirchen entfernt, und über 20 Kirchen wurden abgerissen“, schrieb die „Freedom House“-Gelehrte Sarah Cook in einem Sonderbericht, der den Titel „Der Kampf um Chinas Geist: Religiöses Revival, Repression und Widerstand unter Xi Jinping“ trägt und im Februar 2017 veröffentlicht wurde. (“The Battle for China’s Spirit: Religious Revival, Repression, and Resistance under Xi Jinping”).

Wie die „New York Times“ berichtete, sagte Xi im April 2016 in einer Rede über Chinas Religionspolitik zu Führern der Kommunistischen Partei Chinas, dass die Volksrepublik sich entschlossen gegen ausländische Einflußnahme durch „religiöse Mittel“ schützen müsse. Die Kommunistische Partei verfolge daher eine Politik der Sinisierung – „Chinesisch-machung“ – von Religion.

„Zutritt für Kinder verboten“

„Es bleibt etwas unklar, was Parteiführer mit Sinisierung in der Praxis meinen, aber einige oberflächliche Veränderungen wurden bereits beobachtet. Eine von ihnen ist die „Lokalisierung“ der Architektur von Kirchen, was deren öffentliche Sichtbarkeit reduziert „, analysierte Cook.

„Unter Xi … haben neue juristische Mechanismen zuvor informelle Beschränkungen kodifiziert. Die Zerstörung nicht gemeldeter und sogar staatlich sanktionierter Gotteshäuser und religiöser Führungspersönlichkeiten hat zugenommen, und mehrere Kleriker haben lange Haftstrafen erhalten“, fuhr Cook fort.“

Kinder würden zudem gezielt daran gehindert, sich am religiösen Leben zu beteiligen: Kirchen in China müssen ein Schild am Eingang tragen, das den Zutritt von Minderjährigen unter 18 Jahren verbietet.

„Am 1. Februar 2018 traten revidierte Verordnungen über religiöse Angelegenheiten in Kraft, die weithin als weitere Einschränkungen des religiösen Lebens angesehen wurden. Die Regelungen setzen die Praxis fort, nur Gruppen zu schützen, die bei den staatlich sanktionierten religiösen Vereinigungen registriert sind. Die Registrierung ist obligatorisch, nicht optional, und macht religiöse Gruppen, die sich der Regierungsaufsicht widersetzen, ‚illegal'“, so Benedict Rogers gegenüber CNA.

Der Ostasien-Experte von Christian Solidarity Worldwide stellte fest: Diese Änderungen scheinen die verstärkte Kontrolle und den Druck der Kommunistischen Partei auf religiöse Aktivitäten in China auch juristisch festzuschreiben.

Das Regime „steht vor einer kritischen Entscheidung“

Es gibt schätzungsweise 60 bis 80 Millionen chinesische Protestanten und etwa 12 Millionen Katholiken in China, die sich in etwa je zur Hälfte verteilen auf die offiziell registrierten kirchlichen Organisationen und die inoffiziellen, so die Einschätzung im Jahresbericht 2017 der China-Kommission im US-Kongress.

„Sicherheitskräfte im ganzen Land verhaften, foltern oder töten täglich Gläubige verschiedener Glaubensrichtungen. Wie eine Gruppe oder Einzelperson behandelt wird, hängt zu einem großen Teil von der wahrgenommenen Bedrohung oder dem Nutzen der Partei-Interessen sowie dem Ermessen der Beamten vor Ort ab „, heißt es in der Studie von Freedom House.

Darin schreibt Cook abschließend:

„Mit Blick auf die Zukunft stehen Xi und seine Kollegen vor einer kritischen Entscheidung: Erkennen sie ihre Fehler an und lockern religiöse Kontrollen, oder machen sie weiter, und treiben damit den Kreislauf von Repression und Widerstand weiter voran, der langfristig die Legitimität und Stabilität des Regimes gefährden könnte? Ihre Entscheidung wird maßgeblich sein, um die endgültigen Kosten des andauernden Kampfes um Chinas Geist einzuschätzen.“ (CNA Deutsch)

Vatikan: Heiligsprechung Pauls VI. wahrscheinlich 2018, aber noch nicht entschieden

Papst Paul VI.

VATIKANSTADT – Auch wenn noch nichts offiziell ist: Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Vatikan, hat am Dienstag gegenüber CNA gesagt, dass

„die Heiligsprechung von Paul VI. wahrscheinlich im Oktober stattfinden wird“.

Während mehrere Quellen melden, dass die Heiligsprechung des verstorbenen Papstes nach einer Sitzung der Bischofssynode im Oktober stattfinden werde, betonte Parolin am späten Dienstagnachmittag gegenüber CNA, dass „wir dies nicht mit Sicherheit sagen können, da der Papst vorher das Wunder genehmigen muss, und dann muss es ein Konsistorium geben, um das Datum der Heiligsprechung festzulegen.“

Greg Burke, Direktor des Presseamtes des Heiligen Stuhls, sagte, dass die Heiligsprechung „erwartet“ wird, aber dass nichts gesagt werden kann, bevor es offiziell geplant ist.

Papst Paul VI. (1897-1987) wurde am 19. Oktober 2014 von Franziskus selig gesprochen. Der gebürtige Italiener war von 1963 bis 1978 der 262. Papst der Kirche, leitete das von seinem Vorgänger begonnene Zweite Vatikanische Konzil und setzte viele seiner Reformen um.

Paul veröffentliche fünf Enzykliken, darunter im Jahr 1968 das Schreiben Humanae Vitae – dieses wurde auch und vor allem im deutschsprachigen Raum scharf angegriffen und bekämpft, gilt jedoch heute vielen als prophetisch.

Nach der Seligsprechung eines Menschen muss ein weiteres Wunder, das nach der Seligsprechung stattfindet, anerkannt werden, um die Heiligsprechung möglich zu machen. Das Wunder, das der Fürsprache des seligen Pauls VI. zugeschrieben wird, ist die Heilung eines ungeborenen Kindes im fünften Monat der Schwangerschaft. Die Mutter des Kindes, ursprünglich aus der Provinz Verona in Norditalien, war schwer krank, und ihre Krankheit hätte zu einer Fehlgeburt führen können.

Wenige Tage nach der Seligsprechung von Paul VI. bat sie um seine Fürsprache, betete am Wallfahrtsort Santa Maria delle Grazie. Dieser liegt in Brescia, der Gegend, aus der Paul VI. stammte. Ihre Tochter, ein Mädchen, wurde gesund geboren – und ist es bis heute.

Die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse hat Berichten zufolge das Wunder genehmigt – und zwar bereits am 6. Februar. Der nächste Schritt ist nun die Zustimmung von Papst Franziskus. (CNA Deutsch)

Der Buchdruck, Gutenberg und die Bildungsrevolution seiner Zeit

550 Jahre ist der Tod von Johannes Gutenberg her – der Mann, der in Mainz den Buchdruck erfand. Die vermutlich folgenreichste Neuerung des zweiten Jahrtausends unserer Zeitrechnung fiel in die Epoche eines großen Bildungsaufbruchs – und beschleunigte diesen auf ungeahnte Weise.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt.

Seine Erfindung: revolutionär. Seine heute bekannte Biografie: mit beträchtlichen Lücken. Wir wissen weder genau, wann Johannes Gutenberg geboren wurde, um 1400, noch den genauen Todestag zu Beginn des Jahres 1468. Wir wissen nicht einmal präzise, in welchem Jahr Gutenberg sein erstes Buch druckte: um 1450.

Gudrun Sailer sprach mit dem an der Gutenberg-Universität Mainz lehrenden Historiker Michael Matheus, der daselbst soeben einen Kongress über „Gutenberg – Historische Kontexte und Rezeptionen“ organisiert hat. Er wirbt dafür, den Buchdruck nicht am Anfang, sondern inmitten einer Zeit des Bildungsaufbruchs zu sehen.

“ Die Schuldichte zu Lebzeiten Gutenbergs ist enorm hoch, es gibt keine Stadt ohne Schule. ”

Michael Matheus: „Wir haben in unseren Köpfen festgeschrieben die große Meistererzählung, dass es eigentlich erst im 16. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Reformation zum großen Bildungsaufbruch gekommen ist. Es hat damals natürlich wichtige Impulse gegeben. Was leider immer wieder übersehen wird, ist dass das gesamte 15. Jahrhundert und damit auch die Zeit Gutenbergs eine Zeit ist, in der enorm in Bildung investiert wird. Die Schuldichte, die es zu Lebzeiten Gutenbergs gab, ist enorm hoch, es gibt keine Stadt ohne Schule, sogar ohne Schulen; unsere Untersuchungen hier am Mittelrhein haben ergeben, dass selbst in den dörflichen Siedlungen in großer Zahl bereits Schulen existierten. Der zweite Faktor ist die Gründung von Universitäten. Hier gibt es seit der Mitte des 15. Jahrhunderts einen regelrechten Schub an Neugründungen: Basel, Freiburg, Tübingen, Mainz und Trier, und wenn man das alles zusammennimmt unter der Frage, wie sieht das auch mit dem Reformwillen in Kirche und Welt aus, dann findet man hochinteressante Persönlichkeiten, die nach ihren damaligen Möglichkeiten versucht haben, via Bildung Reformen durchzusetzen.“

Vatican News: Der Buchdruck verschaffte breiteren Bevölkerungsschichten bessere Bildungschancen. Bis dahin ging die Wissensvermittlung und der Wissenstransfer in erster Linie von den Klöstern aus, vor allem den Männerklöstern: dort wurden Bücher abgeschrieben, ein zeitraubendes Geschäft. Was genau geschah in den Jahren und Jahrzehnten nach Gutenbergs Erfindung, wie schnell entwickelte sich der Buchdruck?

Michael Matheus: „Die Verbreitung des Buchdrucks von Mainz ausgehend ist geradezu atemberaubend. Innerhalb von wenigen Jahrzehnten bis etwa 1500 entstehen hunderte von Buchdruckereien, von Offizinen, in ganz Europa, übrigens auch in Italien, der erste Buchdruck in Subiaco, dann seit 1667 auch in Rom, insgesamt – auch im Vergleich mit anderen Erfindungen im Mittelalter hat diese Erfindung sich mit ungeheurer Geschwindigkeit durchgesetzt.“

“ Druckwerke sollten auch ganz gezielt Schulen und Universitäten erreichen. ”

Vatican News: Wieviel von dieser Produktion war religiös?

Michael Matheus: „Der erste Druck ist bekanntlich die berühmte Bibel, aber man darf nicht übersehen, dass zu den ersten Drucken darüber hinaus auch solche Schriften zählten, wie das Katholikon und andere Wörterbücher, die ganz gezielt auch auf die Verwendung in Schulen und Universitäten zielen; dazu gehört etwa auch die antike Grammatik des Donat. Wir wissen, dass aus den Offizinen des Gutenberg mindestens 28 verschiedene Auflagen bereits existiert haben müssen. All das deutet darauf hin, dass die Druckwerke auch ganz gezielt Schulen und Universitäten erreichen sollten.“

Vatican News: Wie lässt sich zusammenfassen, wie sich die Kirche, wie sich auch Rom zur Erfindung des Buchdrucks stellte?

Michael Matheus: „Meine These ist, dass die führenden Persönlichkeiten in der römischen Kirche früher noch als weltliche Herren die Chancen des Buchdrucks erkannt haben. So gibt es gute Indizien dafür, dass der berühmte Kardinal Nikolaus von Kues möglicherweise mit dem Buchdruck schon während seiner Legationsreise 1451/52 konfrontiert war. Einer meiner Schüler hat die These entwickelt, dass er damals bereits einen großen Auftrag an gedruckten Ablassbriefen nach Mainz vergeben hat, und da kommt nur die Offizin von Johannes Gutenberg in Frage. Kues scheint mir eine Schlüsselfigur zu sein im Bekanntwerdungsprozess des Buchdrucks in Italien.“

Vatican News: Sind auch kirchliche Stellungnahmen bekannt, die den Buchdruck kritisch sahen?

Michael Matheus: „Wie bei allen Erfindungen: es gibt Bedenkenträger, und es gibt Leute, die das Positive sehen. Schon in den 80er Jahren des 15. Jahrhunderts hat man seitens kirchlicher Stellen gesehen, dass mit dem Buchdruck Texte verbreitet wurden, deren Inhalt nicht im Sinn der amtskirchlichen Träger waren, insofern gibt es erste Formen von Zensur. Aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass insgesamt die Rezeptionsbereitschaft – übrigens auch bei einem Papst wie Pius II., der nachweislich selbst schon mit dem Buchdruck 1454 auf der Frankfurter Buchmesse konfrontiert wurde – für diese neue Erfindung auf höchste Begeisterung gestoßen ist.“

“ Es gibt bis 1500 so gut wie keine Universität, die ohne päpstliche Privilegien auskam. ”

Vatican News: Welche Rolle spielten zu Gutenbergs Zeiten die Päpste bei der Errichtung von Universitäten im deutschen Reich?

Michael Matheus: „Ich habe selbst vor einigen Jahren nachweisen können, dass nicht, wie man lange vermutet hatte, Universitätsgründungen im 15. Jahrhundert mit Rom nichts mehr zu tun hatten. Es gibt bis 1500 so gut wie keine Universität, die ohne päpstliche Privilegien auskam. Das hängt nördlich der Alpen entscheidend damit zusammen, dass diese Universitäten aus kirchlichen Pfründen finanziert wurden, und um diese Pfründe zur Finanzierung der Professuren zu erhalten, brauchte man die Zustimmung Roms. Ansonsten wissen wir aber von einer Reihe von Päpsten, Pius II. sei nochmals stellvertretend genannt, dass sie eben an den Gründungen von Universitäten hochinteressiert waren. Das zeigt sich übrigens gerade am Mainzer Beispiel.

Vatican News: Inwiefern?

Michael Matheus: „Bisher ging man davon aus, dass ein Gründungsversuch aus dem Jahr 1467, also zehn Jahre vor der Eröffnung dieser hohen Schule 1477, eher von handstreichartigen Charakter gewesen sei. Ein Neufund im vatikanischen Geheimarchiv zeigt nun, dass über Jahre hinweg diese Gründung sozusagen zwischen Rom und Mainz intensiv betrieben worden ist. Das wirft nun auch ein neues Licht auf die Person des Johannes Gutenberg: Er wird 1465 zum erzbischöflichen Hofmann und Diener ernannt, und wir wissen, dass er bis zu seinem Tod Anfang 1468 als Drucker gearbeitet hat. Wenn man dies nun im Kontext der damals intensiv betriebenen Universitätsgründung sieht, dann deutet das darauf hin, dass er selbst wohl vorgesehen war, als Universitätsdrucker zu wirken.“

Im Rahmen der Mainzer Gutenberg- Tagung spielten einige historische Datenbanken eine Rolle, besonders aber das Repertorium Germanicum (RG) Online auf der elektronischen Plattform Romana Repertoria/Roman Repertories des Deutschen Historischen Instituts in Rom. Das RG Online erschließt seit 2012 für die europäische Geschichte insgesamt wichtige kuriale Quellen in den vatikanischen Archiven. Solche Vorhaben historischer Grundlagenforschung, sagte Matheus, sind auch für die Erforschung der Gutenbergzeit zu wichtigen Instrumenten geworden. So würden Mittel der Recherche, die der aktuellen Medienrevolution zu verdanken sind, verknüpft mit Forschungen zu jener Medienrevolution, die in der Mitte des 15. Jahrhunderts nach ersten Schritten in Straßburg von Mainz aus ihren Anfang nahm. (vatican news)

Kardinal Pell: Anhörung hinter verschlossenen Türen

Quelle: The Age (Screenshot vom 06. Marz)

Seit gestern läuft in Melbourne eine für vier Wochen angesetzte Anhörung gegen Kardinal George Pell. Über die Anhörung berichtete in Australien „The Age„.

Er wurde von einem großen Gefolge von Fotografen und Kameraleuten vor dem Magistrates Court in Melbourne empfangen. Dutzende Polizisten bildeten eine Absperrung vor dem Gerichtsgebäude.

In den folgenden Tagen werden die Beschwerdeführer ihre Beweise dem Gericht vorlegen, was der üblichen Praxis an viktorianischen Gerichten in Fällen von sexuellem Missbrauch entspricht. Die Anhörungen sind für die Öffentlichkeit und Medien derzeit nicht zugänglich.

Die verpflichtenden Anhörungen werden geleitet von Magistrat Belinda Wallington. Am Montag baten die Beschwerdeführer Pausen einzulegen, wenn sie diese brauchen. Ebenso beantragte der Verteidiger von Kardinal Pell, Robert Richter QC, aufgrund des Alters und Gesundheitszustandes seines Mandaten, jede Stunde eine Pause von mehreren Minuten einzulegen. Frau Wallington genehmigte die Anträge.

Pell ist mit historischen Straftatbeständen konfrontiert welche mehrere Beschwerdeführer vortragen werden. Die Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Er selbst hat bisher die Vorwürfe wiederholt und mit Nachdruck zurückgewiesen.

In der restlichen und der nächsten Woche bleiben die Öffentlichkeit und die Medien ausgeschlossen, während die Ankläger vor Gericht ihre Beweise vorlegen werden. Vermutlich werden in der dritten Woche die Aussagen der Bewerdeführer abgeschlossen sein und die Öffentlichkeit und Medien wieder zugelassen. Die gesamte verpflichtende Anhörung soll voraussichtlich vier Wochen dauern. (vh)

D: Gebetsaufruf für schwerkranken Kardinal Lehmann

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat zum Gebet für Kardinal Karl Lehmann aufgerufen. Der Gesundheitszustand des 81-jährigen Kardinals sei „kritisch“, schreibt Kohlgraf in einem Brief an die Pfarrgemeinden und Mitarbeiter, der am Montag veröffentlicht wurde.

Seit September vergangenen Jahres kämpfe Lehmann mit den Folgen eines Schlaganfalls und einer Hirnblutung. „Nun schwinden seine Kräfte deutlich, so dass wir in nächster Zeit um sein Leben bangen müssen“, so Lehmanns Nachfolger als Bischof von Mainz. Der Kardinal sei ruhig und gelassen und habe „signalisiert, dass er sich nun auf den Weg macht – das letzte Stück seiner irdischen Pilgerreise.“

Lehmann war von 1983 bis Mai 2016 Bischof des Bistums Mainz, dessen Gebiet in Rheinland-Pfalz und Hessen liegt. Von 1987 bis 2008 war er außerdem Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. (Vatican News)

Kardinal Eijk: Die Quelle der Verwirrung ist „Amoris Laetitia „

Der niederländische Kardinal Willem Jacobus Eijk (64) stellt sich offen auf die Seite der „Dubia-Kardinäle“.

Kardinal Eijk ist Arzt und Theologe mit Erfahrungen in der Bioethik. Als Erzbischof von Utrecht (seit 2008) und Präsident der Bischofskonferenz der Niederlande ist er bekannt, für klare Worte. So hat er die Thesen der Gemeinschaft für die Geschiedenen und Wiederverheirateten vor, während und nach den beiden Bischofssynoden über die Familie (2014, 2015) abgelehnt.

Zu Beginn der zweiten Sitzung der Synode war er einer von dreizehn Kardinälen, die Papst Franziskus einen Brief schrieben und ihn aufforderten, die Freiheit und Korrektheit der synodalen Diskussion zu gewährleisten. Franziskus war wütend darüber.

Eijk ist ein entschiedener Kritiker der Verwirrung „Amoris Laetitia“. Das wird deutlich in einem Interview, dass er Lorenzo Berrocchi in der März-Ausgabe des italienischen Magazins „il timone“ gegeben hat.

Der folgende Auszug des Interviews erschien in „L Espresso“ (von Sandro Magister):

„Frage: Eminenz, was denken Sie über die kontroverse Frage des Zugangs zu den Sakramenten für geschiedene und wiederverheiratete Paare?

Antwort: Die Frage, ob die sogenannten Geschiedenen und Wiederverheirateten die sakramentale Absolution empfangen dürfen und damit die Eucharistie, bricht die Kirche auseinander. Auf allen Ebenen, unter Kardinälen, Bischöfen, Priestern und Laien, begegnet man einer manchmal heftigen Debatte. Die Quelle der Verwirrung ist die postsynodale Ermahnung „Amoris Laetitia“, geschrieben von Papst Franziskus am Ende der Synoden der Familie von 2014 und 2105.
Diese Verwirrung betrifft vor allem Nummer 305 der Ermahnung. Man stellt fest, dass einige Bischofskonferenzen pastorale Regeln eingeführt haben, die beinhalten, dass die geschiedenen und wiederverheirateten Personen unter einer Reihe von Bedingungen und nach einer pastoralen Prüfung durch den Priester, der sie begleitet, zur Gemeinschaft zugelassen werden können. Andere bischöfliche Konferenzen schließen dies jedoch aus. Aber was an Ort A wahr ist, kann an Ort B nicht falsch sein. Diese verschiedenen Interpretationen der Ermahnung, die sich auf Fragen der Lehre beziehen, führen bei den Gläubigen zur Verwirrung. Ich würde mich also freuen, wenn der Papst in dieser Hinsicht Klarheit schaffen würde, vorzugsweise in Form eines magistratischen Dokuments.
Ich selbst habe an beiden Synoden über die Familie teilgenommen und argumentiere, dass man Geschiedenen, die standesamtlich wieder geheiratet haben, nicht den Empfang der Kommunion erlauben kann. Ich habe das auch in einem Aufsatz für das Buch getan, das Beiträge von elf Kardinälen enthält und zwischen den beiden Synoden veröffentlicht wurde.

 Frage: Können sie kurz erklären, was ihre Position ist?

Antwort: Jesus selbst sagt, dass die Ehe unauflöslich ist. Im Matthäusevangelium (19,9; vgl. 5,32) scheint er eine Ausnahme zuzulassen, was bedeutet, dass man seine Frau „im Falle der unehelichen Vereinigung“ zurückweisen kann. Nichtsdestoweniger ist die Bedeutung des griechischen Wortes „porneia „Unverhohlene Einheit“, „hier übersetzt als“ uneheliche Vereinigung „, ist ungewiss: Es bedeutet höchstwahrscheinlich eine Vereinigung, die wegen einer Ehe zwischen verbotenen Verwandtschaftsgraden inzestuös ist (vgl. Lev 18: 6-18; Apg 15: 18-28).
Das tiefere Argument ist, dass man den Geschiedenen und Verheirateten die Kommunion nicht auf der Grundlage einer Analogie zwischen der Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau und zwischen Christus und der Kirche erlauben darf (Eph 5: 23-32). Die Beziehung zwischen Christus und der Kirche ist eine totale gegenseitige Selbstspende. Die totale Spende Christi an die Kirche geschieht in der Spende seines Lebens am Kreuz. Diese Gesamtspende wird im Sakrament der Eucharistie präsent sein.

Deshalb muss derjenige, der an der Eucharistie teilnimmt, bereit sein, sich selbst ganz zu schenken, was Teil der totalen Hingabe der Kirche an Christus ist. Wer sich nach einer standesamtlichen Trauung scheiden lässt und wieder heiratet, während die erste Ehe nicht für null erklärt wird, verstößt gegen das gegenseitige Gesamtgeschenk, das diese erste Ehe mit sich bringt. Die Verletzung des Gesamtgeschenks der ersten Ehe, das noch als gültig anzusehen ist, und das Fehlen des Willens, dieses Gesamtgeschenk zu halten, macht die betreffende Person unwürdig, an der Eucharistie teilzunehmen. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Geschiedenen und Wiederverheirateten an den liturgischen Feiern einschließlich der Eucharistie teilnehmen können, ohne die Kommunion zu empfangen, und dass die Priester sie pastoral begleiten kann.

In dem Fall, in dem sich die Geschiedenen und Wiederverheirateten nicht trennen können, zum Beispiel wegen ihrer Verpflichtungen gegenüber den Kindern, die beiden angehören, können sie nur unter Erfüllung der genannten Bedingungen zur Kommunion oder zum Bußsakrament zugelassen werden, in Nummer 84 von „Familaris Consortio“ und in Nr. 29 von „Sacramentum Caritatis“. Eine dieser Bedingungen ist, dass beide entschließen müssen, als Bruder und Schwester zu leben, was bedeutet, sexuelle Beziehungen zu beenden.“

Kardinal Eijks Äußerungen klingen wie ein Hilfeschrei an das Welt-Episkopat. Nachdem er Anfang Januar in der niederländischen Presse seine Bedenken gegen „Amoris Laetitia geäußert hatte, meldet er sich nun auch in der italienischen Presse mit der Ermahnung:

„Was an Ort A wahr ist, kann an Ort B nicht falsch sein“!

(vh)

Kardinal Kasper: Freundlicher Dialog mit den Kritikern von „Amoris Laetitia“

Gerade 85 Jahre alt geworden, legt der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper ein Buch über kirchliche Seelsorge an Familien vor. Genauer gesagt: Er verteidigt das Lehrschreiben „Amoris Laetitia“ von Papst Franziskus, das dieser nach zwei Familien-Bischofssynoden im Vatikan erarbeitet hatte. Gudrun Sailer sprach mit Kardinal Kasper.

VATICAN NEWS: Herr Kardinal, Ihr Buch trägt den Titel „Die Botschaft von Amoris laetitia, ein freundlicher Disput“. Nun heißt es ja mancherorts, das Papstschreiben von Franziskus über Ehe und Familie sei sogar das umstrittenste Papstdokument der letzten 50 Jahre, seit Humanae Vita. Wie ordnen Sie diese Debatten, diesen Disput um Amoris laetitia seit seinem Erscheinen ein, was überrascht Sie daran?

KARDINAL KASPER: „Überrascht hat es mich nicht sonderlich, weil der Widerstand schon vorher da und sichtbar war. Es handelt sich um zwei unterschiedliche Verständnisse von dem, was katholische Tradition ist, und das ist ja nicht einfach ein stehendes Gewässer, das dann fad und faul wird, das ist wie eine Quelle, wie ein Fluss, etwas Lebendiges. Die Kirche ist ein lebendiger Organismus, und klarer weise will der Papst die ursprüngliche apostolische Botschaft bewahren. Was kann er anderes, was will er anderes tun, aber er will sie übersetzen, auch in die Sprache, den Kontext der heutigen Zeit. Ich persönlich bin der Überzeugung, er steht in der großen katholischen Tradition, vor allem der von Thomas von Aquin, während der Blick auf einer neuscholastischen, etwas sehr vereinfachten Form des Thomismus steht und nicht der ganzen Größe des Thomas von Aquin gerecht wird.“

VATICAN NEWS: Sie schreiben auf den ersten Seiten, Amoris Laetitia sei keine neue Doktrin, sondern eine kreative Erneuerung der Tradition, es gebe keinen Platz für den Vorwurf der Häresie. Das waren ja teils sehr harsche Urteile, die über dieses Papstschreiben getroffen wurden. Wo ist aus Ihrer Sicht genau das Problem? Wie kann es sein, dass ausgerechnet ein Papstschreiben zu Ehe und Familie einen solch rauen Disput auslöst? Geht es überhaupt um Familie, um gescheiterte Familien zumal, oder geht es im Grund um etwas Anderes?

KARDINAL KASPER: „Eine Häresie ist ein hartnäckiges Festhalten an einer Position, die direkt einem formulierten Dogma entgegensteht. Ich kenne kein solches Dogma, das besteht in Bezug auf die Kommunion der wiederverheirateten Geschiedenen; das ist eine kirchliche Disziplin, zweifellos, aber kein Dogma. Also von Häresie zu reden, ist völlig abwegig. Der Papst hat hier eine praktische Doktrin sozusagen etwas erneuert, und das hat er durchaus auf der Spur des Papstes Johannes Paul II. getan. Er hatte bereits gesagt, dass man die Situationen genau unterscheiden müsse – und die sind mitunter auch sehr verschieden bei den wiederverheirateten Geschiedenen; nur hatte Papst Johannes Paul II. noch nicht die Konsequenzen daraus gezogen. Auf dieser Spur ist nun Franziskus weiter vorangeschritten. Er hat das Selbstverständnis einer lebendigen Tradition, so wie sie auch das Zweite Vatikanische Konzil gesehen hat. Ich denke, von daher ist der Vorwurf der Häresie völlig unangebracht. Man kann höchstens noch sagen, dass es sich um unterschiedliche Schulmeinungen handelt, und die hat es schon immer in der katholischen Kirche gegeben. Das muss es in der katholischen Kirche geben, wir sind ja kein totalitäres System.“

VATICAN NEWS: Das heißt in anderen Worten: Der Vorwurf der Häresie entzündet sich nicht daran, dass das Thema Ehe und Familie so unter den Nägeln brennt, sondern weil es letzten Endes eine Frage der Reinhaltung der katholischen Lehre ist?

KARDINAL KASPER: „Das ist eine Verhärtung der katholischen Position, so würde ich sagen, die nicht wahrnimmt, dass natürlich auch Ehe und Familie eine geschichtliche Wirklichkeit ist, die sich heute anders darstellt als vor 100 oder 200 Jahren oder gar im Mittelalter. Das muss man alles mit berücksichtigen, wenn man sagen will, was das eheliche Leben, das familiäre Leben heute bedeutet – und das ist ja auch der Grund, weshalb das Volk Gottes in seiner ganz großen Mehrheit dieses Schreiben sehr freudig begrüßt hat und aufgeatmet hat und gar nicht die Probleme hat, die manche hier – meiner Meinung nach – etwas überspitzt vorbringen. Mein Versuch war es, in freundschaftliche Diskussion mit ihnen einzutreten. Mit Polemik ist da gar nichts zu machen, sondern darauf ist freundschaftlich einzugehen und zu erklären: Was meint der Papst, aber was meint er auch nicht.“

VATICAN NEWS: In der berühmten Fußnote 351 schreibt Franziskus, wiederverheiratete Geschiedene könnten unter Umständen auch die „Hilfe der Sakramente“ erhalten. Sie erklären nun in Ihrem neuen Buch, dass diese Fußnote im Licht des Dekrets zur Eucharistie des Konzils von Trient zu lesen ist. Was kommt dann dabei heraus?

KARDINAL KASPER: „Das Konzil von Trient sagt, dass die Eucharistie lässliche Sünden vergibt, und wir sagen das ja, „zur Vergebung der Sünden“, jedes Mal in der Eucharistie. Wenn nun also im Gespräch mit einzelnen Personen herauskommt, das ist ja keine schwere Sünde, sondern das ist eine lässliche Sünde, Unvollkommenheiten wie wir sie alle haben, sonst könnte niemand von uns zur Kommunion gehen, dann kann man natürlich erstens lossprechen im Beichtsakrament und zweitens zur Eucharistie zulassen. Man muss sehen, dass die schwere Sünde ein komplexer Begriff ist, nicht nur ein Gebot, das unbedingt in jeder Situation gilt. Natürlich ist Ehebruch immer objektiv ein schweres Versagen, aber die schwere Sünde setzt die Intention voraus, das schlechte Gewissen. So haben die Opponenten sozusagen ein einseitig objektivistisches Verständnis der Moral, aber zur Moral gehört immer auch das Gewissen und die Intention eines Menschen – und das wird bei ihnen doch sehr übersehen. Der Papst dagegen hält das persönliche Gewissen des Menschen sehr hoch, und das ist auch eine wichtige Position, die ihn dem heutigen Verständnis nahe bringt.“ (vatican news)

Eine Ordensfrau und Pflegerin hat mir das Leben gerettet, erzählt Papst Franziskus

VATIKANSTADT – Eine mutige Ordensfrau habe ihm das Leben gerettet, als er 20 Jahre alt war, so Papst Franziskus am heutigen Samstag bei einer Begegnung mit italienischen Pflegekräften.

Nach seiner Ansprache sagte der Pontifex den Zuhörern, er wolle, mit ihrer Erlaubnis, eine Krankenschwester würdigen, die ihm das Leben gerettet habe: Die Dominikanerin Cornelia Caraglio, die eine sehr mutige und kluge Frau gewesen sei. Sie habe sich für ihn eingesetzt, als es um Leben und Tod ging, auch gegenüber den Ärzten, erzählte Franziskus.

Schwester Caraglio sei als Lehrerin nach Griechenland geschickt worden, habe jedoch als Pflegerin gearbeitet und sei dann nach Argentinien gekommen.

Franziskus dankte den versammelten Pflegern und Mitarbeitern für ihren Einsatz und dafür, dass sie so viele Leben retteten. Und er erinnerte sie daran, wie wichtig es ist, Patienten zuzuhören, mit einem Lächeln und mit Achtsamkeit zu pflegen. Diese „Medizin der Zärtlichkeit“ sei besonders heilsam, und all dies mache ihre Arbeit zu einer besonderen Mission, betonte der Papst – wie er aus eigener Erfahrung wisse. (CNA Deutsch)

„Kirche behandelt Frauen manchmal wie Sklavinnen

„Es beunruhigt mich, dass es sogar in den fortschrittlichsten Gesellschaften weiter eine gewisse Macho-Mentalität gibt.“ Das schreibt Papst Franziskus im Vorwort eines Buches.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Da kommt es zu Gewalt gegen Frauen, sie wird zum Objekt von Misshandlung und Menschenhandel, sie wird zur Ware gemacht; es kommt zur Ausbeutung von Frauen in der Werbung, in der Konsum- und der Unterhaltungsindustrie.“

Doch Franziskus lädt auch die Kirche zur Selbstkritik ein: „Sogar in der Kirche wird die dienende Rolle, zu der jeder Christ gerufen ist, manchmal für Frauen eher zu einer Knechtschaft.“ Die Vatikanzeitung malt das noch konkreter aus: Sie spricht in derselben Freitagsausgabe von Ordensfrauen, die von Bischöfen und Kardinälen in Rom „wie Sklavinnen behandelt“ würden.

Der Papst ruft nach einer „stärkeren anthropologischen Forschung“, um „nicht nur die weibliche, sondern auch die männliche Identität besser auszuleuchten“. Das sei auch „angesichts neuer kultureller Sensibilitäten“ nötig. Das Wort Gender kommt in Franziskus‘ Brief übrigens nicht vor.

„Zehn Dinge, die der Papst den Frauen vorschlägt“ heißt das Buch der spanischen Autorin Teressa Compte Grau, das am 7. März – auf spanisch – erscheint. Franziskus hat der Autorin geschrieben, der Brief ist im Buch abgedruckt und wurde am Freitag von der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ veröffentlicht.

“ Kaum Gehalt, kaum Anerkennung ”

In der Frauenbeilage der Vatikanzeitung kommen am Freitag „unter dem Siegel der Verschwiegenheit“ Ordensfrauen zu Wort, die hochrangigen männlichen Kirchenleuten den Haushalt führen – „eine Arbeit, die so gut wie gar keine Anerkennung erfährt“. Diese Frauen stünden „im Morgengrauen auf, um das Frühstück zu machen“, und arbeiten bis in die Nacht hinein. Zu Bett gehen könnten sie erst, „wenn das Abendessen serviert, das Haus geordnet, die Wäsche gewaschen und gebügelt“ sei.

Feste Arbeitszeiten gebe es nicht, das Gehalt sei „oft sehr bescheiden“, Verträge seien die Ausnahme. Schwestern, die krank würden, riskierten, „von einem Tag auf den anderen gefeuert“ zu werden. Eine Ordensfrau, die vor zwanzig Jahren aus Afrika nach Rom kam, erklärt, viele Schwestern hätten „Angst“, über ihre Arbeits- und Lebensbedingungen zu reden. Nicht nur Kirchenmänner, sondern auch die römischen Verantwortlichen in Frauengemeinschaften trügen Schuld an der Lage. (vatican news)

Weltkirchenrat: Der Papstbesuch kommt genau zur rechten Zeit

Der Besuch von Papst Franziskus beim Weltkirchenrat in Genf am 21. Juni kommt zur rechten Zeit: in einer Zeit, in der die katholische Kirche und die übrigen christlichen Kirchen „eine starke gemeinsame Agenda“ haben. Das sagte im Gespräch mit Vatican News Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Weltkirchenrates.

Gudrun Sailer und Philippa Hitchen – Vatikanstadt.

Der Weltkirchenrat, präziser: Ökumenischer Rat der Kirchen, begeht 2018 seinen 70. Gründungstag. Der Heilige Stuhl bestätigte den Papstbesuch an diesem Freitag offiziell. „Der Besuch ist ein starkes Zeichen des Papstes und der katholischen Kirche, dass wir tatsächlich miteinander arbeiten, und nicht nur miteinander arbeiten, sondern auch miteinander beten und gemeinsam voranschreiten – und das wird auch das Motto des Besuchs sein“, sagte Fykse Tveit.

Der aus Norwegen stammende Lutheraner nannte ein ökumenisches und ein auf die Welt bezogenes Ziel dieses gemeinsamen Voranschreitens. Zum einen gehe es um den gemeinsamen Einsatz für die Einheit der Kirche, zum anderen darum, „Wege eines gemeinsamen christlichen Zeugnisses zu finden“. Es müsse deutlich werden, „dass wir in unseren verschiedenen Kirchen dasselbe christliche Zeugnis ablegen, was es heißt, Jesus heute zu folgen und was es heißt, dass wir das gemeinsam tun.“

Man könne nicht länger auf dem Trennenden bestehen, sondern müsse stärker auf das sehen, „was uns eint“, sagte Fykse Tveit. „Und das tun wir, weil wir glauben, dass die Welt dieses gemeinsame christliche Zeugnis braucht. Weil wir glauben, dass Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung das ist, was die Welt braucht – und was die Welt auch haben kann. Aber wir müssen das als Kirchen gemeinsam tun. Und dieser Papstbesuch kommt als ganz starke Bestätigung, dass das heute unsere gemeinsame Agenda ist.“

Franziskus werde in Genf zu den Angehörigen des Zentralkomitees des Weltkirchenrates sprechen und mit ihnen beten, bestätigte Fykse Tveit. Das genaue Programm des Papstbesuchs sei noch in Arbeit. (vatican news)