Weltkirchenrat: Der Papstbesuch kommt genau zur rechten Zeit

Der Besuch von Papst Franziskus beim Weltkirchenrat in Genf am 21. Juni kommt zur rechten Zeit: in einer Zeit, in der die katholische Kirche und die übrigen christlichen Kirchen „eine starke gemeinsame Agenda“ haben. Das sagte im Gespräch mit Vatican News Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Weltkirchenrates.

Gudrun Sailer und Philippa Hitchen – Vatikanstadt.

Der Weltkirchenrat, präziser: Ökumenischer Rat der Kirchen, begeht 2018 seinen 70. Gründungstag. Der Heilige Stuhl bestätigte den Papstbesuch an diesem Freitag offiziell. „Der Besuch ist ein starkes Zeichen des Papstes und der katholischen Kirche, dass wir tatsächlich miteinander arbeiten, und nicht nur miteinander arbeiten, sondern auch miteinander beten und gemeinsam voranschreiten – und das wird auch das Motto des Besuchs sein“, sagte Fykse Tveit.

Der aus Norwegen stammende Lutheraner nannte ein ökumenisches und ein auf die Welt bezogenes Ziel dieses gemeinsamen Voranschreitens. Zum einen gehe es um den gemeinsamen Einsatz für die Einheit der Kirche, zum anderen darum, „Wege eines gemeinsamen christlichen Zeugnisses zu finden“. Es müsse deutlich werden, „dass wir in unseren verschiedenen Kirchen dasselbe christliche Zeugnis ablegen, was es heißt, Jesus heute zu folgen und was es heißt, dass wir das gemeinsam tun.“

Man könne nicht länger auf dem Trennenden bestehen, sondern müsse stärker auf das sehen, „was uns eint“, sagte Fykse Tveit. „Und das tun wir, weil wir glauben, dass die Welt dieses gemeinsame christliche Zeugnis braucht. Weil wir glauben, dass Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung das ist, was die Welt braucht – und was die Welt auch haben kann. Aber wir müssen das als Kirchen gemeinsam tun. Und dieser Papstbesuch kommt als ganz starke Bestätigung, dass das heute unsere gemeinsame Agenda ist.“

Franziskus werde in Genf zu den Angehörigen des Zentralkomitees des Weltkirchenrates sprechen und mit ihnen beten, bestätigte Fykse Tveit. Das genaue Programm des Papstbesuchs sei noch in Arbeit. (vatican news)

Maradiaga: „Natürlich wird die Reform gelingen

Manche Beobachter sehen die Reformen, die Papst Franziskus angestoßen hat, in schwierigem Fahrwasser. Aber Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga widerspricht.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt.

„Selbstverständlich wird die Reform gelingen! Es ist ja nicht die Reform von Papst Franziskus, sondern die Reform durch Jesus und den Heiligen Geist.“

Das sagte der Koordinator des Kardinalsrates K-9 jetzt bei einer Buchvorstellung in Rom zu Journalisten. Maradiaga ist Erzbischof von Tegucigalpa, Honduras, und einer der wichtigsten Protagonisten beim Vorantreiben der Kurienreform. Natürlich weiß er genau, dass die Neuerungen einigen nicht passen.

„Jedes Werk des Geistes, jedes Werk des Herrn wird immer auch auf Widerstand stoßen. Aber die Kirche ist eben keine rein menschliche Einrichtung, sondern auch eine göttliche. Sie ist immanent und transzendent. Natürlich und übernatürlich.“

Papst schreibt an einem Dokument zum Thema Heiligkeit

Außerdem seien die Reformen vielgesichtig, nicht eingleisig. Sie gingen weit über das Erstellen eines neuen vatikanischen Grundgesetzes (einer sogenannten Apostolischen Konstitution) hinaus.

„Es ist sicher eine Reform, die über mehrere Linien verläuft – etwa über das Kardinalskollegium. Auch das ist Teil der Reform! Die Reform betrifft nicht nur Strukturen, sondern auch Personen, und darum waren zum Beispiel auch die Fastenexerzitien, die der Papst mit der Kurie abgehalten hat, ein Moment der Reform. Wer die Ansprache von Franziskus beim Weihnachtsempfang für die Kurie 2016 noch einmal durchliest, der kann daraus ersehen, dass derzeit neunzehn Reformen im Gang sind. Ein bisschen mehr sogar; vor ein paar Tagen kam ja zum Beispiel das Dokument über die Reform des Rücktritts (bei hochrangigen Kurienmitarbeitern) dazu.“

Kardinal Maradiaga verriet auch noch, dass Papst Franziskus derzeit an einem größeren Dokument über das Thema Heiligkeit arbeitet. Welche Form dieser Text haben und wann er veröffentlicht wird, sagte er nicht. (vatican news)

Australien: Ein Anklagepunkt gegen Kardinal Pell zurückgezogen

Durch den Tod eines Anklägers hat das Gericht von Melbourne einen Anklagepunkt gegen George Kardinal Pell zurückgezogen. Das berichtet The Guardian in seiner heutigen Ausgabe.

Der Kronankläger des Melbourne Magistrates Court, Mark Gibson SC, sagte am Freitag vor Gericht, das der Anklagepunkt von Damian Dignan zurückgezogen wird. Dignan war Anfang Januar an Leukämie in der australischen Stadt Ballarat verstorben.

Pell wird sich nun einer vierwöchigen Anhörung stellen müssen, um festzustellen, ob er wegen „historischer“ Anschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht gestellt wird und ein Verfahren eröffnet wird. Genaue Anklagepunkte sind derzeit noch nicht bekannt. Neben dem fallen gelassenen Anklagepunkt soll es jedoch noch mehrere schwerwiegende Vorwürfe gegen Pell geben. Die Anhörung von Kardinal Pell wird am Montag beginnen.

Pell hat in der Vergangenheit jeden Vorwurf von sexuellem Missbrauch bestritten. Mitte letzten Jahres hatte er sich von seinem Amt als Präfekt des Wirtschaftssekretariats des Vatikans beurlauben lassen. An den Sitzungen des Kardinalsrates (K9) hat er seitdem ebenfalls nicht teilgenommen. (vh)