Vatikan: Staatssekretariat will kath. Website „InfoVaticana“ streichen lassen

Die spanische Website „InfoVaticana“ ist seit Mai 2013 online. Sie bezeichnet sich selbst als freies und unabhängiges Nachrichtenportal, das der katholischen Kirche und der Gesellschaft dient, mit Sitz in Madrid.

InfoVaticana hat in der Vergangenheit beispielsweise über homosexuellen Einfluss im Vatikan, das umstrittene Dokument „Amoris laetitia“ von Papst Franziskus, den skandalösen Umgang des Vatikans mit dem Malteserorden und vielen anderem Anliegen der Katholiken in der Welt berichtet.

Seit letztem Jahr ist das Nachrichtenportal in die Schusslinie des Staatssekretariats des Heiligen Stuhls geraten. Im August 2017 erhielt InfoVaticana einen Brief der zweitgrößten Anwaltskanzlei der Welt, Baker & McKenzie, mit der Aufforderung ihren Domännamen dem Staatssekretariat zu transferieren. Also seine Internetadresse „www.infovaticana.com“ aufzugeben. Ferner wurde die Forderung aufgestellt:

„Einzig der Vatikan hätte das Eigentumsrecht an dem physikalischen Zentrum der katholischen Kirche und „InfoVaticana“ habe sieben Tage Zeit dieser Forderung nachzukommen, ansonsten führe dies zu einer kostspieligen Klage gegen das Nachrichtenportal“.

Das Vorgehen des Vatikans gegen das Nachrichtenportal ging weltweit bereits durch die Presse. So titelte beispielsweise die italienische Tageszeitung „Il Giornale“ am 10. März:

„Der Papst klagt gegen Internetseite, die ihn kritisiert“.

Oder das Internetportal „OnePeterFive“:

„Vatikan stellt eine hochanspruchsvolle Anwaltskanzlei an, um eine unabhängige katholische Website zu streichen“.

Doch, was steckt hinter dem Vorgehen von Kardinalstaatssekretär Parolin? Geht es wirklich nur um den Domännamen oder will man gegen ein unliebsames kritisches Onlineportal vorgehen? Erst im Februar forderte der Papstmitstreiter Pater Antonio Spadaro S.J. und Chefredakteur der römischen Jesuitenzeitung „La Civiltà Cattolica“ eine Kirchenstrafe gegen den katholischen Fernsehsender EWTN zu verhängen, bis sich dieser von seinem Reporter Raymond Arroyo trennt.

OnePeterFive berichtete gestern über weitere Details um InfoVaticana und das Vorgehen des Vatikans:

„Anfang 2017 hat InfoVaticana eine Markenanmeldung für seinen Namen neben dem Emblem des Vatikanstaates eingereicht.

Es dauerte nicht lange, bis InfoVaticana feststellte, dass es kein nationales Emblem kennzeichnen konnte, und so zog es am 27. März 2017 seine Markenanmeldung zurück und entschied sich dafür, seinen Namen zusammen mit einem Paar gekreuzter Schlüssel zu schützen.

Das Problem begann zwei Monate später, als InfoVaticana am 15. Mai einen Brief von Baker & McKenzie im Auftrag des Staatssekretärs des Vatikans, Kardinal Pietro Parolin, erhielt. Der Brief argumentierte, dass die gekreuzten Schlüssel „das symbolische Emblem des Christus, die Schlüssel zu Petrus darstellen“ und ein integraler Bestandteil des Emblems sind, und wenn er mit dem Namen „InfoVaticana“ kombiniert wird, könne in der Öffentlichkeit der irreführende Eindruck entstehen, dass die Website offiziell vom Heiligen Stuhl verlinkt oder direkt verwaltet wird. Als solches fordert das Schreiben, dass InfoVaticana seinen Markenantrag zurückzieht und die Verwendung des Emblems des Vatikanischen Staates und des kombinierten Bildes von InfoVaticana mit den gekreuzten Schlüsseln einstellt.

Als Reaktion auf diesen Brief hat InfoVaticana die Hilfe einer Rechtsabteilung in Anspruch genommen, die Baker & McKenzie einen Kompromiss vorgeschlagen hat, dass InfoVaticana nicht mehr die gekreuzten Schlüssel in seinem Logo verwendet, sowie jedes andere Bild, das den offiziellen Emblemen des Heiliger Stuhl entspricht. Der Vorschlag war kein Zugeständnis irgendeines Fehlverhaltens, sondern ein Akt guten Willens, um Verwirrung zu vermeiden oder den Eindruck zu erwecken, dass InfoVaticana irgendwie in den Vatikanstaat involviert sei.

Baker & McKenzies Antwort war eine entschiedene Weigerung zu verhandeln und man wiederholte die Forderung, dass der Domänenname an das Staatssekretariat übertragen werden müsse“

Die Argumentation von Baker & McKenzie wird in einigen Medien schlicht als „lächerlich“ bezeichnet. Wäre die Forderung von Baker & McKenzie rechtens, so müssten weltweit Tausende von Domäns geändert werden. Nicht nur Adressen, die das Wort Vaticana beinhalten, sondern auch Domäns die Staatsnamen oder Städtenamen enthalten.

OnePeterFive hat intensiver recherchiert und verweist auf eine besondere Klientel der Anwaltskanzlei Baker & McKenzie. Die Kanzlei ist bekannt für die Förderung der Homosexualität und vertrat sogar den Abtreibungsgiganten Planned Parenthood.

„Im August letzten Jahres arbeitete Baker & McKenzies Büro in Belfast, Irland, mit der homosexuellen Gruppe „Cara-Friend“ zusammen, um ihr „LGBTQ + Awareness Teacher Training Programm“ zu finanzieren. James Richards, der Exekutive Direktor von Baker & McKenzies Büro in Belfast sagte:

„Wir glauben, dass niemand beruflich, finanziell oder gesellschaftlich benachteiligt werden sollte. Hier in Belfast haben wir vor über einem Jahr unser LGBT-Netzwerk aufgebaut und wir freuen uns, Cara-Friend’s Awareness Teacher-Programm zu sponsern, um unsere zukünftigen Leiter zu unterstützen, alle lesbischen, schwulen, bisexuellen und transgender Menschen in Nord zu respektieren und zu unterstützen Irland“.

Es erscheint eher unwahrscheinlich, dass dem Staatssekretariat des Vatikans die Firmenphilosophie von Baker & McKenzies entgangen sein könnte. Viel wichtiger ist offenbar, dass die Anwaltskanzlei weltweit unter den Top 10 angesiedelt ist. InfoVaticana hat seit einiger Zeit das Symbol mit den gekreuzten Schlüsseln aus dem Logo entfernt. Finanziell ist das Staatssekretariat gegenüber InfoVaticana ein „Goliat“, andererseits kann man nur hoffen, dass InfoVaticana hier als „David“ siegen wird. Bergoglianer sprechen seit einigen Monaten von einem „Paradigmenwechsel“ unter dem Pontifikat von Papst Franziskus. Bleibt nur zu hoffen, dass der Fall InfoVaticana nicht auch noch einen „Paradigmenwechsel“ in der Vorgehensweise des Vatikans gegenüber Kritikern manifestiert. Papst und Vatikan wären besser beraten, sich der zunehmenden Kritik zu stellen und einen offenen Dialog zu führen, als eine Anwaltskanzlei zu beauftragen. (vh)

Ein Glas Shiraz auf Papst Franziskus

Heute vor fünf Jahren: Das Telefon klingelte in der bayerischen Regionalbahn, als ich gerade ausstieg. Draußen war es schon ziemlich dunkel. „Good Morning, Chris!“ schallte es fröhlich aus dem Handy. „Have you got a minute?“

Die Kollegen vom Nachrichtenfernsehen der Australian Broadcasting Corporation waren dran. In Sydney war es bereits früh am nächsten Morgen, und die Topmeldung bei ABC News? Gleich gibt es einen neuen Papst! Könnte der Chefredakteur der Münchner Kirchenzeitung was dazu sagen, und zum scheidenden? So als Katholik und bayerischer Australier?

Auf dem Bahnhof-Parkplatz saß ich also, hinter den beschlagenen Scheiben meines Renault, das Handy zwischen Schulter und Ohr geklemmt, und musste selber auf dem Tablet recherchieren, was es noch über Kardinal Jorge Mario Bergoglio zu sagen gab, während wir über die Tatsachen sprachen, die seitdem immer wieder berichtet werden: Er ist der erste Papst aus Lateinamerika, der erste Jesuit, und steht im Ruf, ein ostentativ bescheidener, den Armen zugewandter Bischof zu sein.

Seitdem hat sich einiges geändert. Mit der Gründung der deutschen Ausgabe der Catholic News Agency darf ich diese Änderungen aus nächster Nähe täglich begleiten und einordnen, und schon rein journalistisch gesprochen ist dieses Pontifikat ein „reiches Feld“.

Aber wem sage ich das? Die ganze Welt hat Papst Franziskus kennengelernt, oder zumindest einen Eindruck von dem Mann vermittelt bekommen, der seit dem 13. März 2013 als Bischof von Rom wirkt, und Oberhaupt einer Kirche, mit der er nicht immer auf gutem Fuß zu stehen scheint – und sie gleichzeitig daran erinnert und dahin oft zurückführt, wohin sie – wohin wir alle – gehören: zu Jesus Christus. Und das auf einer Weise, die ihn mir einerseits so sympathisch macht, dass ich mir den Heiligen Vater als „Heiligen Onkel“ bei allen Familienfesten wünschen würde. Und andererseits auf einer Weise, die mich immer wieder überrascht, und ja, manchmal auch konsterniert, nicht nur beruflich.

Für eine echte Einordnung der gesetzten Akzente, der – manchmal wahrlich heillosen, nicht immer von Franziskus verursachten – Wirbel, vor allem aber der ungleich wichtigeren Weichenstellungen, die der Papst seit heute genau fünf Jahren vornimmt und weiter vornehmen wird (er hat dabei die Geschichte von Kirche und Welt sehr wohl im ruhigen Blick): Dafür ist es noch viel zu früh. Darüber zu berichten, und auch darauf hinzuweisen, was zu Uneinigkeit, Verwirrung und Spaltungen führt: Das gehört zum Handwerk dazu.

Als einfacher Katholik jedoch werde ich für meinen Teil heute eine Flasche Shiraz aufmachen – zugegeben australischen, nicht argentinischen – und mit meiner Frau auf den Heiligen Vater anstoßen. In der Familie werden wir ihn hochleben lassen, und beim Abendessen mit den Kindern darüber reden, was sich jeder Katholik – und so mancher Noch-Nicht-Katholik – besonders heute vor Augen halten muss: Franziskus ist der Vicarius Christi, der 265. Nachfolger des heiligen Petrus. Dafür, und wofür das Amt des Papstes steht, sind wir dankbar und froh.

Meine Kinder werden, so Gott will, noch den einen oder anderen Nachfolger erleben. Franziskus indessen hat uns, heute vor fünf Jahren, auf dem Balkon der Loggia stehend gesagt: „Vergesst nicht, für mich zu beten“. Das müssen wir, auch und gerade heute:

Oremus pro pontifice nostro Francisco

Dominus conservet eum,
et vivificet eum,
et beatum faciat eum in terra,
et non tradat eum
in animam inimicorum eius.

(Anian Christoph Wimmer ist Chefredakteur von CNA Deutsch)

(CNA Deutsch)

Benedikt XVI. würdigt „innere Kontinuität“ zu Pontifikat von Franziskus

Quelle: Vatican News (Screenshot am 13. März)

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat eine verkürzende Gegenüberstellung seines eigenen Pontifikates mit jenem seines Nachfolgers Franziskus zurückgewiesen.

Gudrun Sailer und Mario Galgano – Vatikanstadt

In einem persönlichen Brief an den Priester Dario Viganò, Präfekt des vatikanischen Kommunikationssekretariats, kritisierte Benedikt das „törichte Vorurteil, wonach Papst Franziskus bloß ein praktisch veranlagter Mann ohne besondere theologische und philosophische Bildung sei, während ich selbst nur ein Theoretiker der Theologie gewesen wäre, der wenig vom konkreten Leben eines heutigen Christenmenschen verstanden hätte“.

Anlass für Benedikts Brief war die Vorstellung einer Buchreihe in elf Bändchen, in denen elf Theologen, darunter die Deutschen Peter Hünermann und Jürgen Werbick, „Die Theologie von Papst Franziskus“ untersuchen. Viganò hatte das Werk dem emeritierten Papst zugeschickt. Die Buchpräsentation fand am Montagabend in Rom statt, am Vorabend des fünften Pontifikatsjubiläums von Franziskus.

Benedikt schrieb, die Bände „zeigten zu Recht, dass Papst Franziskus ein Mann tiefer philosophischer und theologischer Bildung ist, und sie helfen somit, die innere Kontinuität zwischen den beiden Pontifikaten zu sehen, wenn auch mit allen Unterschieden in Stil und Temperament“.

Im Video-Interview mit Vatican News erläutert Viganò, dass Benedikt XVI. „zufrieden und glücklich über diese Buchreihe“ sei. Das Lehramt von Papst Franziskus sei voller Theologie, erläutert Viganò. „Natürlich gibt es Unterschiede, etwa im Charakter oder in der Art und Weise, sich auszudrücken“, fügt er an. Papst Benedikt habe mit seinem Brief „seinen wie immer bedeutsamen Beitrag zu einer inneren geistlichen Einheit der beiden Pontifikate – Papst Benedikt und Papst Franziskus – geleistet“, sagt Viganò. (vatican news)