Papst schreibt Argentiniern: „Mir geht es nicht um meine Person“

Ein Dank und eine Bitte um Verzeihung: Anlässlich des fünften Jahrestages seiner Wahl zum Papst schreibt Franziskus seinen Landsleuten einen ungewöhnlichen Brief.

P Bernd Hagenkord – Vatikanstadt.

„Ich möchte euch sagen, dass die Liebe zu meinem Vaterland in mir immer noch stark ist“, so der Papst. Um dann anzufügen: „All diejenigen, die sich durch einige meiner Gesten verletzt fühlen, bitte ich um Verzeihung.“ Er wolle nur Gutes tun und versichert in dem Brief, dass es ihm in seinem Alter wenig um sich selber gehe. Er mache Fehler wie alle anderen Menschen auch.

Auf welche Gesten oder Fehler er sich beziehe, sagt der Papst in dem Brief nicht. Anlässlich seiner letzten Amerikareisen erst nach Kolumbien und dann nach Peru und Chile war aber Kritik geäußert wurde, dass das einzige von ihm nicht besuchte Land auf dem Kontinent sein eignes Heimatland ist.

Verzeihung und Dank

„Ihr seid mein Volk, das Volk das mich geformt hat, das mich vorbereitet hat“, blickt der Papst zurück auf sein Heimatland. „Auch wenn wir jetzt nicht die Freude haben, gemeinsam in unserem Argentinien zu leben, denkt bitte daran, dass der Herr einen von euch berufen hat, die Botschaft des Glaubens, der Barmherzigkeit und der Geschwisterlichkeit an allen Enden der Erde zu verkünden.“

Er danke für den Ausdruck von Nähe, die ihn zum Jahrestag der Wahl erreicht hätten, von den offiziellen Vertretern des Landes und noch mehr von vielen anderen aus ganz verschiedenen religiösen, politischen und ideologischen Hintergründen. Sein Brief ist eine Antwort auf diese Grüße und Glückwünsche.

Damit Frieden und Geschwisterlichkeit wachsen

Der Papst bittet die Argentinier darum, Verteidiger des Lebens und der Gerechtigkeit zu sein, so dass Frieden und Geschwisterlichkeit wachsen können. Er schließt seinen Brief mit der „Zuneigung des Bruders und Vaters“.

Der Brief erschien an diesem Samstag auf den Titelseiten der großen Zeitungen des Landes, er wurde von der Bischofskonferenz des Landes veröffentlicht. (vatican news)

Kapuziner-Oberer: „Pater Pio half manchmal auf harte Weise

 

Einen der meistverehrten Heiligen der Kirche besucht Papst Franziskus am Samstag: den Kapuziner Pater Pio. Wir sprachen mit dem Generalminister des Kapuzinerordens, dem der stigmatisierte Heilige angehörte.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt.

Der Schweizer Mauro Jöhri steht seit bald zwölf Jahren an der Spitze des Kapuzinerordens; im September beendet er sein Mandat. Wie erklärt sich Bruder Mauro die Popularität Pater Pios, was sagt der Heilige den Menschen heute?

Bruder Mauro: „Pater Pio hat das, was Jesus für uns getan hat, in seinem Leben wiederholt: in seinem Leib, durch die Wundmale, aber ich glaube noch mehr durch seine ganze Leidensgeschichte, die er durchgemacht hat. Er wurde missverstanden und zum Schweigen verurteilt, aber er hat sich nicht aufgelehnt. Er ist seinen Weg konsequent gegangen. Er war ein Gottsucher, ein Mensch, der sicher die Erfahrung des Leidens Christi auf sich genommen hat und aus tiefstem Grund mit erfahren hat. Darum war er glaubwürdig. Er war auch ein Mensch, der die Gabe hatte, die Herzen der Menschen zu durchschauen und zu helfen, manchmal auf sehr harte Weise. Aber die Menschen haben bei ihm etwas gefunden, was sie mit Gott verbindet, was sie weiterbringt. Und darum strömen sie heute noch zu ihm.“

Vatican News: Wie geht denn die Strenge von Pater Pio zusammen mit seiner Popularität? Braucht es auch Strenge, um Menschen zu Gott zu führen?

Bruder Mauro: „Wenn Strenge mit Liebe zu tun hat oder wenn ich sehen, wie ich jemanden weiterbringen kann und der Mensch spürt, dass die Strenge nicht Abweisung ist, sondern dass sie im Zusammenhang steht mit einem Willen, ihn weiterzubringen, – er muss einfach gewisse Hürden nehmen – dann ist Strenge eine wohltuende Strenge, weil sie zum Licht führt. Manchmal ist es, bevor ich zum Licht gelange, eben notwendig, dass ich auch durch harte Zeiten hindurchmuss. Pater Pio hat sie auch selber durchgemacht, und er hatte die Gabe zu sehen, wie und wo er Leute abholen konnte, wie er sie begleiten konnte. Manchmal waren seine Aussagen schockierend, er hat auch Leute vom Beichtstuhl weggewiesen. Aber sie sind zu ihm zurückgekehrt.“

Vatican News: Wie erklären Sie jemandem, der mit der Kirche und dem Glauben nicht so viel zu tun hat, was es mit diesen Stigmata, diesen Wundmalen Christi zu tun hat, die Pater Pio hatte?

Bruder Mauro: „Das ist schwer zu vermitteln, ganz klar. Das sind Phänomene, die sehr selten vorkommen, und Phänomene, die man auch vortäuschen kann. Aber bei Pater Pio ist wirklich kann man kaum sagen, er hätte das von sich aus gewollt oder es wäre eine Sache der Einbildung gewesen. Einmal sagte er in einem Witz: Ich kann mir vorstellen, ich sei ein Ochse, und mir wachsen Hörner. Dabei sind aber noch nie wirklich welche gewachsen. Und so ist es mit den Wundmalen. Dieses Phänomen hat es gegeben. Am Phänomen der Wundmale darf man sich nicht festmachen. Genauso wichtig ist das innere Leiden. Ein Mensch, der uns sagt, was heißt das Böse? Oder was für eine Auswirkung hat das? Dass wir das nicht banalisieren, sondern ernst nehmen.“

Vatican News: Papst Franziskus hat mehrfach betont, dass die Volksfrömmigkeit eine der Säulen der Erneuerung und der Identität der katholischen Kirche ist. Wie verorten Sie in diesem Horizont die Verehrung für Pater Pio?

Bruder Mauro: „Volksfrömmigkeit heißt, die Leute gehen dorthin, wo etwas unmittelbar ist, so keine großen Hürden zu nehmen sind. Wo sie ihre Sorgen und Not abladen können und sich angenommen fühlen. Wo nicht so sehr die Gedanken oder der Intellekt angesprochen wird, sondern die emotionale Welt. Die Leue möchten gerne Gottesdienste, wo sie sich wohlfühlen, wo sie sich auch angesprochen fühlen in ihrer Ganzheit. Und das hat mit Volksfrömmigkeit zu tun. Bei Pater Pio, ich habe es mehrmals erlebt in San Giovanni Rotondo, sind die Gottesdienste sehr schön, gepflegt, mit vielen Menschen. Das alles trägt mit. Und ich kann mir gut vorstellen, dass die Leute nach Hause gehen erleichtert, dass sie den Mut haben, ihren Weg zu gehen, Das ist ein Segen für uns und für die Leute!“ (vatican news)

Papst Franziskus spricht erstmals eine Deutsche heilig

Katharina Maria Kasper war eine mutige Frau, die ihre bevorstehende Heiligsprechung sehr verdient – das sagt Schwester Gonzalo Vakasseril. Sie ist heute die Oberin des Ordens „Armen Dienstmägde Jesu Christi“, den Katharina Kasper vor 170 Jahren gegründet hat.

Nadine Vogelsberg – Vatikanstadt.

860 Personen hat Papst Franziskus in den fünf Jahren seines Pontifikats heiliggesprochen – davon 800 Märtyrer auf einmal. Neue Heilige deutscher Muttersprache waren nicht dabei, dafür auffallend viele Ordensgründer und Ordensleute. Anna Schäffer war die letzte Deutsche, die zur Ehre der Altäre erhoben wurde – durch Benedikt XVI. Das war 2012. Damit ist Katharina Maria Kasper die erste Deutsche, die seitdem heiliggesprochen wird. Das hat Franziskus nun ermöglicht. Er hat ein Wunder anerkannt, dass der Seligen zugeschrieben wird.

Die deutschen Ordensfrau gründete 1851 die Kongregation der „Armen Dienstmägde Jesu Christi“. Schwester Gonzalo Vakasseril beschreibt die selige Gründerin der „Armen Dienstmägde Jesu Christi, deren Oberin sie heute ist: „Ich muss sagen, dass sie eine mutige Frau war! Sie war eine mutige Frau, eine Bauerntochter. Sie ließ sich nicht abschrecken von harter Arbeit, von der Not der Menschen oder von irgendeiner Schwierigkeit.“

Das hat Schwester Gonzalo Vakasseril beeindruckt. Sie steht der Gemeinschaft seit 18 Jahren vor – und sieht sich den Idealen von Katharina Maria Kasper verpflichtet, die für sie ein Vorbild ist: „Ich habe sie lieben gelernt und die Einfachheit, mit der sie lebt, ist mir sehr wichtig.“

Katharina Kasper gründete im Alter von 25 Jahren mit vier anderen Frauen einen Verein. Ziel dieses Vereins war es, sich um Kinder, kranke und alte Menschen zu kümmern. Daraus entwickelten sich schließlich die „Armen Dienstmägde Jesu Christi“.

Sechs Jahre nach Gründung des Vereins, 1851, legten die Frauen um Katharina Kasper ihr Gelübde ab. Als Ordensnamen wählte Katharina Kasper den Namen Maria. Sie wurde auch die erste Leiterin der Gemeinschaft, die sich in Dernbach niederließ. Den Menschen zu helfen stand dabei weiterhin im Mittelpunkt ihres Wirkens.

„Für Mutter Maria war es sehr wichtig, dass wir für jeden Menschen, für seine Würde, eintreten, unabhängig davon, welcher Religion sie angehörten oder der soziale Status oder ihr Geschlecht“, erklärt Schwester Gonzalo Vakasseril.

Dieses Prinzip fand schnell Zuspruch und die Gemeinschaft wuchs. Heute hat die Kongregation Niederlassungen in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Indien, Nigeria und dem Kongo sowie in Brasilien, Mexiko und den USA – und überall helfen sie ihren Mitmenschen, jeder, auf seine Weise, wie die Ordensobere sagt: „Die nigerianischen Schwestern werden das in der nigerianischen Mentalität machen, die indischen in ihrer Mentalität. Aber die Menschen haben die Grundbedürfnisse: Hunger, Armut, Krankheit, Einsamkeit, Erziehungsfragen.“

Und was den Schwestern damals wichtig war, ist es auch heute. Nach wie vor setzt sich die Gemeinschaft für ihre Mitmenschen ein. Vakasseril: „Die Leute, die heutigen Menschen, unterscheiden sich ja nicht von denen der damaligen Zeit. Die Grundbedürfnisse sind ja überall die gleichen. Wir gehen dahin, wo Not ist. Da müssen wir handeln.“

Das Leben der Dernbacher Schwestern ist damit – genau wie das von Katharina Maria Kasper vor gut 170 Jahren – von Arbeit und dem Dienst am Nächsten geprägt. Das ist sicher nicht immer einfach und erfordert Gottvertrauen von den Schwestern. „Unser Leben ist ja eine Berufung. Unsere Berufung zu einem Leben, dass wir leben und ich denke immer, wenn wir zu irgendetwas besonderem berufen sind, dann ist da auch Gnade. Ohne Gottes Gnade würde man diesen Weg nicht gehen können.“, erklärt Schwester Gonzalo Vakasseril.

Nun also können sie diesen Weg weitergehen, mit einer Heiligen als Ordensgründerin. Wann die Heiligsprechung stattfindet, ist noch nicht bekannt. Aber die Schwestern sind bereits guter Dinge: „Wir alle haben uns sehr gefreut. Das heißt die Schwestern, die Angegliederten, die Assoziierten, und die Mitarbeitenden. Es bewegt die ganze klösterliche Gemeinschaft!“ (vatican news)