Papst eröffnet Vorbereitungstreffen zur Amazonassynode

Papst Franziskus hat an diesem Donnerstag die vorsynodalen Arbeiten zur Amazonassynode eröffnet. Das gab der Vatikan am Nachmittag bekannt.

Die 18 Mitglieder des Synodenrats sowie 13 Experten für das Amazonasgebiet tagen noch bis Freitag zur Vorbereitung der kommenden Amazonassynode. Der Papst werde den Angaben nach auch an den weiteren Arbeiten Anteil nehmen.

Kardinal Lorenzo Baldisseri, der Sekretär der Synode, hat bei dem Treffen Amazonien als einen „Garten immenser Reichtümer und natürlicher Ressourcen“ bezeichnet. Die „Mutter Erde der indigenen Völker“, so Baldisseri weiter, habe ihre „eigene Geschichte und ein unverkennbares Antlitz“, sei jedoch durch „Ehrgeiz ohne Grenzen“ gedroht.

Der einzige indigene Teilnehmer an den Arbeiten der Vorsynode, Pater Justino Rezende von der Tribu der Tuiuca drückte in seiner Ansprache insbesondere Freude darüber aus, wie nah die Kirche den indigenen Völkern in Amazonien sei. (vatican news – cs)

55 Jahre „Pacem in Terris“

Ein ganz besonderer Geburtstag: „Pacem in Terris“ wird an diesem Mittwoch 55 Jahre alt. Die Enzyklika des heiligen Papstes Johannes XXIII. war gleich in mehrfacher Hinsicht bahnbrechend.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt.

„Pacem in Terris soll in diesem Jahr des Herrn 1963 unser Ostergeschenk sein“: So kündigte der Roncalli-Papst damals seinen Text an. 1963: Das ist mitten im Kalten Krieg. Kuba-Krise, Angst vor einem neuen Weltkrieg, zugleich Zweites Vatikanisches Konzil und letztes Pontifikatsjahr von Johannes.

„Der Text breitet die Lehre der Kirche zum Thema Frieden aus. Es geht um die Elemente, die zu einem authentischen Frieden führen – im persönlichen, familiären und im öffentlichen Ambiente.“

Zum ersten Mal schreibt ein Papst eine Enzyklika nicht nur an eine bestimmte Gruppe – etwa die Bischöfe oder alle katholischen Gläubigen – sondern ausdrücklich an „alle Menschen guten Willens“. Eine Formel, die sich seither für diese päpstlichen Lehrdokumente eingebürgert hat.

Johannes schreibt bewusst an alle in Ost und West. Seine These: Frieden kann nicht durch ein Gleichgewicht des Schreckens, also durch nukleare Abschreckung, entstehen.

„Frieden ist nicht so sehr ein Gleichgewicht äußerer Kräfte als vielmehr ein Gottesgeschenk, Unterpfand der Liebe Christi, der die Seelen der Menschen mit dem Vater aussöhnt und sie mit seiner Gnade umfängt.“

“ Kirche gehört nicht zum Osten und nicht zum Westen ”

Der 11. April ’63, Tag der Veröffentlichung, ist der Gründonnerstag. Johannes ist schwerkrank; er weiß, dass er nicht mehr lange leben wird. Das macht „Pacem in Terris“ zu seinem Vermächtnis. „Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit“ nennt der Papst schon im Untertitel die Hauptvoraussetzungen für Frieden.

„Wir vertrauen darauf, dass die Botschaft der Enzyklika Pacem in Terris von den Menschen freudig und mit offenem Herzen aufgenommen werden wird. Und wir werden ihren Lauf mit unserem Gebet begleiten und mit der Zuneigung, die alle Völker umarmt.“

Erstmals macht ein hochrangiger päpstlicher Text auf die wichtige Rolle der Frauen aufmerksam. Aber auch dieser Satz findet sich in der Jahrhundert-Enzyklika, unter der Nummer 41: „Es kann nicht ein für allemal entschieden werden, welche Staatsform die geeignetere ist…“

Die Kirche gehört nicht zum Westen und nicht zum Osten, macht der Papst klar. Auch deswegen wird seine Enzyklika diesseits wie jenseits des Eisernen Vorhangs interessiert aufgenommen. Bis heute inspiriert sie die Friedensarbeit der Kirche überall auf der Welt.

Unser Video zeigt historische Aufnahmen aus der Entstehungszeit der Enzyklika; dazu hören Sie eine Ton-Aufnahme der Ankündigung von Pacem in Terris durch Johannes XXIII. in italienischer Sprache. (vatican news)

Papstbrief an die Bischöfe Chiles: „Ich habe Fehler gemacht

Papst Franziskus räumt „schwerwiegende Fehler bei der Bewertung und Wahrnehmung der Situation“ in Chile ein. Der Papst schrieb einen Brief an die Bischöfe des Landes, der von an diesem Mittwoch bei einer Pressekonferenz veröffentlicht wurde.

P Bernd Hagenkord – Vatikanstadt.

Im Januar diesen Jahres hatte der Papst Chile zu einer Pastoralreise besucht, gegenüber einem Journalisten hatte er Vorwürfe gegen Bischof Juan Barros als „Verleumdung“ zurück gewiesen. Selber räumte er später aber ein, dass er sich falsch ausgedrückt habe, er habe Überlebende von Missbrauch verletzt. Es geht um Missbrauchsvorwürfe gegen den chilenischen Priester Fernando Karadima, dem Bischof von Osorno, Juan Barros, wird vorgeworfen, vom Missbrauch gewusst und ihn gedeckt zu haben. Zahlreiche Opfer Karadimas hatten darauf hingewiesen und dem Papst auch einen Brief geschrieben.

Er habe sich „aufgrund eines Mangels an genauen und ausgewogenen Informationen“ ein Falsches Bild von der Situation gemacht, so der Papst in seinem Brief. Nach seinem Besuch hatte der Papst den maltesischen Bischof Charles Scicluna, den ehemaligen Missbrauchs-Anwalt der Glaubenskongregation, zu einer Visitation nach Chile geschickt. Scicluna war zunächst nach New York gereist, um mit Opfern von Pater Karadima zu sprechen und war dann nach Chile weiter geflogen. Insgesamt hat Bischof Scicluna 64 Zeugnisse von Beteiligten und Opfern gesammelt. Nach seiner Rückkehr hat er dem Papst seinen Bericht vorgelegt.

Beratungen in Rom

Als Konsequenz aus dem Bericht, so der Papst in seinem Brief, plane er, die Bischöfe des Landes zu Beratungen in den Vatikan zu berufen, um Schlussfolgerungen aus dem Bericht zu diskutieren. Der Bericht von Bischof Scicluna habe einen „tiefen Eindruck“ bei ihm hinterlassen. Er sei dankbar denen gegenüber, die „mit Ehrlichkeit, Mut und Sinn für die Kirche ein Treffen mit meinen Gesandten einforderten und ihnen die Wunden ihrer Seele zeigten“, heißt es in dem Brief. Beeindruckt zeigt sich der Papst auch von der Diskretion, welche die Angelegenheit nicht in einen „Medienzirkus“ verwandelt hätte. „In diesem Zusammenhang möchte ich den verschiedenen Organisationen und Medien für ihre Professionalität bei der Behandlung dieses heiklen Falls danken“, so der Brief wörtlich.

„Soweit es mich betrifft, erkenne ich an, und möchte Sie bitten es getreu zu übermitteln, dass ich bei der Beurteilung und Wahrnehmung der Situation schwerwiegende Fehler gemacht habe, insbesondere aufgrund eines Mangels an wahrheitsgemäßen und ausgewogenen Informationen. In diesem Augenblick entschuldige ich mich bei allen, die ich beleidigt habe, und ich hoffe, ich werde es in den kommenden Wochen persönlich bei den Treffen mit Vertretern der befragten Personen persönlich tun können.“

Die Bischofskonferenz Chiles ist in diesen Tagen in Punta de Tralca zu ihrer Vollversammlung zusammen gekommen. (vatican news)

Päpstliche Kommission schlägt Franziskus eine Synode über die Rolle der Frau vor

VATIKANSTADT – Die Päpstliche Kommission für Lateinamerika hat vorgeschlagen, dass Papst Franziskus eine Synode über die Rolle der Frau im Leben und in der Mission der Kirche einberuft.

Der Vorschlag ist in einer Erklärung enthalten, deren 15 Paragraphen vor einem Monat von der Päpstlichen Kommission für die lateinamerikanische Vollversammlung verabschiedet und am 11. April im L’Osservatore Romano veröffentlicht wurde.

Die Päpstliche Kommission für Lateinamerika betonte, dass die katholische Kirche „von Vorurteilen, Stereotypen und Diskriminierungen befreit“ werden müsse, und deshalb sei eine „pastorale Umkehr“ nötig, um die Vergebung der Frauen „für alle Situationen“ zu fordern, in denen christliche Gemeinschaften „Komplizen eines Angriffs auf die Würde der Frau“ waren und sind.

Das Dokument forderte auch die lokalen Diözesen auf, „mutig“ zu sein und „alle Formen von Diskriminierung und Unterdrückung, von Gewalt und Ausbeutung anzuprangern“, denen Frauen ausgesetzt worden sind.

Die Kommission warnte gleichzeitig vor einer „kulturellen und ideologischen Kolonisierung“, die von „gut organisierten Lobbys“ betrieben werde, bis hin zur „Instrumentalisierung feministischer Ansprüche“ um gegen die Wahrheit von Ehe und Familie zu argumentieren.

Die Päpstliche Kommission Lateinamerikas bat die Kirche, „die Orte und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit der Frauen mit der pastoralen Struktur zu multiplizieren und zu erweitern“ – in Pfarreien, Diözesen, Bischofskonferenzen und in der Römischen Kurie.

Es ist – so heißt es in dem Dokument – „eine notwendige und dringende Öffnung“, die „eine Investition in die christliche, theologische und berufliche Bildung“ von Frauen – seien es Ordensschwestern oder Laien – erfordert, damit sie „auf dem gleichen Niveau mit Männern arbeiten können.“

Weiter wird eine Ausbildung gefordert, die „chauvinistischen Widerstand der Männer, häufige Abwesenheit als Väter und in der Familie, und Verantwortungslosigkeit im sexuellen Verhalten“ anzupacken.

Zudem fordern die Autoren mehr Forschung zu diesen Themen an katholischen Universitäten, da „die Ära des Feminismus eine gute Gelegenheit zur Befreiung sein könnte“, welche „die volle Achtung der Würde der Frauen und gleichzeitig eine verantwortungsvolle Vaterschaft“ für „Kindererziehung“ beanspruchen könnte, an der Seite der Mutter. “

Die Erklärung besagt weiter, dass die Moderne „einen Wandel der Mentalität und einen Transformationsprozess“ erfordere, der dem ähnlich sei, was Papst Franziskus mit den beiden Synoden über die Familie, die bekanntlich zu dem Dokument Amoris Laetitia führten, „konkretisiert“ habe, und welche nun auf der kommenden Bischofssynode über Jugend, Glauben und Berufsbildung, die nächsten Oktober stattfinden wird, fortzusetzen sei.

Die Vollversammlung der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika fand vom 6. bis 9. März statt. Das von Papst Franziskus gewählte Thema lautete „Die Frau: eine Säule der Erbauung der Kirche und der Gesellschaft in Lateinamerika“.

Ausnahmsweise gehörten der Vollversammlung einige Frauen an, was insofern ungewöhnlich ist, weil alle Mitglieder und Konsultoren der Kommission Kardinäle und Bischöfe sind. Themen der Diskussion während der Versammlung waren die Förderung der Frau in Lateinamerika, die Anwesenheit der Jungfrau Maria und die Rolle der Frauen bei der Evangelisierung der lateinamerikanischen Menschen, und auch die Frau als „Säule der Familie“ – sowie die Rolle der Frauen in Katechese, Gesellschaft, Politik.

Es wird erwartet, dass „die Rolle der Frau“ 2019 auf einer Sondersynode für die Panamazonische Region und auf der Synode über junge Erwachsene und Berufungen im Oktober 2018 diskutiert wird. Es ist möglich, dass die nächsten ordentlichen Bischofssynoden, die für 2021 geplant sind, auch einer Diskussion über Frauen gewidmet sein könnten.

Papst Franziskus hat oft über die Bedeutung der Rolle der Frau in der Gesellschaft gesprochen und 2016 eine Kommission eingesetzt, um die Möglichkeit zu untersuchen, Frauen als Diakone zu weihen.

Erzbischof Luis Ladaria, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, wurde zum Präsidenten einer aus 12 Mitgliedern – 6 Männern und 6 Frauen – bestehenden Kommission ernannt. Die Mitglieder sind: Msgr. Piero Coda; Sr. Nuria Calduch-Benages; Francesca Cocchini; Fr. Robert Dodaro; Fr. Santiago Madrigal Terrazas; Sr. Mary Malone; Fr. Karl-Heinz Menke; Fr. Amailble Musoni; Fr. Bernard Pottier; Marianne Schlosser; Michelina Tenace; Phyllis Zagano.

Quellen zufolge entwirft die Kommission derzeit ihren Abschlussbericht, der voraussichtlich in diesem Jahr dem Papst vorgelegt wird.

Die Frage eines Diakonats der Frau wurde in der jüngsten Vergangenheit diskutiert: Ein Bericht der Internationalen Theologischen Kommission von 2002 mit dem Titel „Von der Diakonie Christi zur Diakonie der Apostel“ widmete der Rolle der weiblicher Diakone in der frühen Kirche ein ganzes Kapitel.

Im Hinblick auf die Weihe von Frauen zum Diakonat wurde in den Dokumenten betont, dass „Diakonissen“ der Tradition der alten Kirche keineswegs als geweihte Diakone angesehen wurden, oder heute werden können. Darüber hinaus unterstrich das Dokument, dass sowohl die kirchliche Tradition als auch das Lehramt den diakonischen Dienst als ein Element heiliger Weihen betrachten.

Auf Grundlage dieser beiden Punkte schlug das Dokument des Jahres 2002 vor, dass Frauen nicht zum Diakonat ordiniert werden können.

Obwohl er sich dieser erst vor einigen Jahren geleisteten Arbeit bewusst war, wollte Papst Franziskus offenbar eine neue Kommission einrichten, um mögliche Zweifel auszuräumen. (CNA Deutsch)

Papst Franziskus räumt „schwere Fehler“ in chilenischem Missbrauchsfall ein

VATIKANSTADT – In einem Brief an die chilenischen Bischöfe hat Papst Franziskus eingeräumt, „schwere Fehler“ im Umgang mit der massiven sexuellen Missbrauchskrise des Landes gemacht zu haben, und bittet um Vergebung.

Der Papst hat die Bischöfe Chiles nach Rom einbestellt und auch Opfer eingeladen, sich mit zu treffen.

Mit Blick auf die kürzlich durch Erzbischof Charles Scicluna beendete Untersuchung der Vorgänge rund um vertuschten Missbrauch in Chile sagte Franziskus, dass er nach einer „sorgfältigen Lektüre“ des Berichts „bestätigen kann, dass alle gesammelten Zeugenaussagen klar und hart – ohne Zusatzstoffe oder Süßstoffe – von vielen gekreuzigten Leben sprechen. Ich gebe zu, dass dies in mir Schmerz und Scham ausgelöst hat.“

Franziskus gab zu, die Schwere der Affäre falsch eingeschätzt zu haben und sagte den chilenischen Bischöfen:

„Ich habe ernsthafte Fehler in der Beurteilung und Wahrnehmung der Situation gemacht, insbesondere aufgrund eines Mangels an wahrheitsgemäßen und ausgewogenen Informationen.“

Er bat die Bischöfe, dies weiterzugeben, und entschuldigte sich bei allen, die er beleidigt haben könnte.

Darüber hinaus berief er alle 32 Bischöfe Chiles nach Rom, um die Feststellungen des Scicluna-Berichts in der dritten Maiwoche zu erörtern und die Schlussfolgerungen des Berichts sowie die eigenen Schlussfolgerungen des Papstes zu diskutieren.

In seinem am 8. April, dem Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit, unterzeichneten Brief sagte Franziskus, er wünsche, dass das Treffen „ein brüderlicher Moment ohne Vorurteile oder vorgefasste Meinungen mit dem einzigen Ziel sei, die Wahrheit in unserem Leben erstrahlen zu lassen“.

Die Entscheidung, eine ganze Bischofskonferenz nach Rom einzuberufen, ist bemerkenswert.

Vergleichbares ist zuletzt im April 2002 passiert, als Johannes Paul II. sich mit 12 von 13 US-Kardinälen traf, von denen acht große Diözesen leiteten, und zwei hochrangige Vertreter der US-Bischofskonferenz im Vatikan waren, um die Missbrauchskrise in den Vereinigten Staaten anzugehen und ihnen zu sagen, dass sie mit der Situation anders umgehen müssen.

In einem Tweet nach einer Pressekonferenz vom 11. April über den Brief in Chile sagte Diakon Jaime Coiro, Sprecher der chilenischen Bischofskonferenz, dass Papst Franziskus in den kommenden Wochen auch mit einigen Missbrauchsopfern des chilenischen Klerus zusammentreffen werde und diese persönlich um Vergebung bitten werden.

Coiro sprach über den Schaden und das Leid, das den missbrauchten Minderjährigen widerfuhr, und dass sich die Kirche nicht angemessen um sie gekümmert habe. In den kommenden Wochen, so sagte er, werde die Kirche in Chile „eine intensive Erneuerung unserer Berufung und Mission“ durchlaufen.

Hintergrund

Die Entschuldigung des Papstes ist eine Konsequenz der Chile-Reise von Erzbischof Charles Scicluna vom 19. bis 25. Februar.

Der Erzbischof von Malta und Vorsitzende des Gremiums der Glaubenskongregation für die Untersuchung schwerwiegender Delikte war von Papst Franziskus nach Chile entsandt worden, um Zeugenaussagen über einer angeblich von Bischof Juan Barros von Osorno verübten Vertuschung von Fällen sexuellen Missbrauchs durch den Priester Fernando Karadima aufnehmen.

Erzbischof Scicluna empfing unter anderem Personen und Gruppen, die betroffen sind vom Fall Barros sowie den Bischof von Osorno selbst, sowie die Kommission zur Prävention sexuellen Missbrauchs und Zeugen, die in Verbindung zu angeblichen Fällen sexuellen Missbrauchs durch Maristen in Chile stehen.

Die Entsendung Sciclunas nach Chile im Februar folgte dem eigenen dreitägigen Besuch Chiles durch den Papst. Dabei hatte Franziskus erneut Bischof Barros verteidigt und gesagt, dass Vorwürfe, dieser habe Missbrauch vertuscht, unbewiesen und „verleumderisch“ seien.

Als Antwort auf einen chilenischen Journalisten, der nach dem Thema fragte, sagte Papst Franziskus wörtlich: „An dem Tag, an dem man mir Beweise gegen Bischof Barros bringt, werde ich sprechen. Es gibt keinen einzigen Beweis gegen ihn. Es ist alles Verleumdung. Ist das klar?“

Mehrere ehemalige Missbrauchsopfer betonten jedoch das Gegenteil: Sie werfen Bischof Juan Barros Madrid von Osorno vor, seinen langjährigen Freund und Mentor gedeckt zu haben. Dieser Priester, Fernando Karadima, hat jahrelang Minderjährige psychisch und sexuell schwerst missbraucht.

Bischof Barros selbst bestreitet diese Vorwürfe:

„Ich habe nie etwas von diesen schweren Misshandlungen gewusst oder hätte mir diese vorgestellt, die dieser Priester gegen die Opfer verübt hat“, sagte er gegenüber der Agentur „Associated Press“.

Hintergrund: Bischof Barros

Im Januar 2015 ernannte Papst Franziskus Bischof Barros zum Oberhirten der Diözese Osorno in Südchile. Die Ernennung löste sofort scharfe Proteste aus. Mehrere Priester forderten den Rücktritt des neuen Bischofs. Dutzende Demonstranten, darunter auch Nicht-Katholiken, versuchten, seine Einführungsmesse am 21. März 2015 in der Kathedrale von Osorno zu verhindern und stören.

Tage später sagte Erzbischof Fernando Chomali Garib von Concepción, dass Papst Franziskus ihm gesagt habe, dass es „keinen objektiven Grund“ gäbe, dass der Bischof nicht installiert werden sollte.

Der Papst sei über die Situation auf dem Laufenden gehalten worden, so Erzbischof Garib.

Am 31. März 2015 veröffentlichte die Kongregation für die Bischöfe des Vatikans ebenfalls eine Erklärung, in der sie erklärte, dass das Büro „die Kandidatur des Prälaten sorgfältig geprüft und keine objektiven Gründe gefunden habe, die Ernennung auszuschließen“.

Der damalige Apostolische Nuntius in Chile, Erzbischof Ivo Scapolo, sagte, dass alle Informationen über die Person Barros an Papst Franziskus weitergegeben worden seien. Die meisten Leute in der Kirche stünden hinter Barros, fügte der Nuntius hinzu.

Fakt ist: Jahrzehntelang war der heutige Bischof Barros ein Zögling und enger Freund von Fernando Karadima; der damals einflussreiche Priester aus Santiago förderte die Berufungen von etwa 40 Priestern — darunter die von Juan Barros.

Als Berichte über sexuellen Missbrauch und andere Skandale um Karadima immer wieder auftauchten, gehörte Bischof Barros zu den Priestern, welche die Vorwürfe öffentlich bestritten. Eine Zivilklage gegen Karadima wurde mit der Begründung abgewiesen, dass seine Taten verjährt seien.

Im Februar 2011 beendete dann die Kongregation für die Glaubenslehre ihre Untersuchung mit dem Urteil, dass der Priester erwiesenermaßen schuldig ist. Dem mittlerweile über 80 Jahre alten Mann wurde ein Leben in Zurückgezogenheit und Gebet verordnet. Karadima ist bis heute weiterhin Priester.

Bischof Barros erklärte, er habe sich bereits von dem Schuldigen distanziert, bevor Anschuldigungen aufgetaucht seien. Begründung: Karadima sei „übellaunig“ geworden.

„Der Schmerz der Opfer schmerzt mich enorm, ich bete für diejenigen, die diesen Schmerz heute mit sich tragen“, teilte Barros 2015 in einem Brief an die Gläubigen der Diözese Osorno vor seiner Installation mit.

Am 6. Mai 2015, fünf Monate nach der Ernennung von Barros zur Diözese Osorno, wandte sich Diakon Jaime Coiro, Generalsekretär der chilenischen Bischofskonferenz, persönlich an Papst Franziskus und sagte ihm: Die Kirche in Osorno habe für ihn „gebetet und gelitten“.

„Osorno leidet, ja“, antwortete Papst Franziskus, „an Dummheit.“

„Die einzige Anklage gegen diesen Bischof wurde vor Gericht entkräftet“, so der Papst gegenüber Diakon Coiro in einem Video, dass die chilenischen „Ahora Noticias“ veröffentlicht haben.

„Denken Sie mit Ihrem Kopf nach und lassen Sie sich nicht von den Linken an der Nase herumführen, die diesen Fall zusammengebastelt haben“, fügte der Papst hinzu.

Das sehen mehrere Missbrauchs-Opfer von Karadima anders.

Drei von ihnen werfen Barros vor, den überführten Täter gedeckt und dessen Verbrechen vertuscht zu haben – eine Darstellung, die von den offiziellen vatikanischen Ermittlungen nicht bestätigt wurde.

Der bekannteste dieser Ankläger, der ehemalige Seminarist Juan Carlos Cruz, lebt in den USA und hat als leitender Kommunikationsmanager für die Firma DuPont gearbeitet. Cruz wirft Karadima vor, ihn in den 1980er Jahren sexuell missbraucht zu haben, und hat wiederholt behauptet, Barros und andere Zöglinge Karadimas hätten von den Misshandlungen gewusst und seien sogar Zeuge davon geworden, so die „Associated Press“.

Am 11. Januar 2018 berichtete AP, dass ein vertraulicher Brief des Papstes an die Chilenische Bischofskonferenz vom 31. Januar 2015 die Besorgnis einiger chilenischer Bischöfe bezüglich der Ernennung anspricht. In diesem Schreiben erwähne der Papst auch, dass der Apostolische Nuntius 2014 Barros gebeten habe, als Militärbischof der chilenischen Streitkräfte zurückzutreten und eine Auszeit zu nehmen, bevor er eine andere Verantwortung als Bischof übernehme.

In dem Brief des Papstes heißt es zudem offenbar auch, dass Barros darüber informiert worden sei, dass ein ähnliches Vorgehen für zwei weitere von Karadima ausgebildete Bischöfe geplant sei. Dies solle Barros aber nicht weitersagen. Barros habe jedoch, berichtete AP, „ein ernstes Problem“ geschaffen, als er diese beiden Bischöfe in einem Rücktrittscheiben als Militärbischof beim Namen nannte und damit „jede Chance verbaute“, diese Bischöfe aus den Kontroversen zu entfernen. (CNA Deutsch)

Vatikan: Dokument der Kurienreform „fast fertig

Das Schreiben, das die Kurienreform festzurrt, ist „fast fertig“. Das hat der Koordinator des sogenannten K9-Rates, der den Papst bei der Umsetzung des Vorhabens unterstützt, in einem Interview gesagt.

Oscar Rodríguez Maradiaga äußerte sich im spanischen Fernsehsender Trece, wie der Blog Il Sismografo berichtet. Er hoffe, das Dokument erscheine noch dieses Jahr.

Unter den noch nicht gelösten Anliegen ist Maradiaga zufolge die Rolle der Nuntien bei der Suche nach geeigneten Kandidaten für das Bischofsamt. Der Kardinal sagte, ein Teil der Zuständigkeit der Nuntien könnte auf die lokalen Bischofskonferenzen übergehen.

Der K9-Rat hat bisher 23 Mal im Vatikan getagt. In der Zwischenzeit stehen die neun Kardinäle per Tablet im Austausch, sagte Maradiaga. Die nächste Sitzung findet von 23. bis 25. April statt. Papst Franziskus nimmt jeweils daran teil.

Die neue Apostolische Konstitution wird „Pastor Bonus“ ablösen, ein Dokument von 1988, das verschiedene Neuregelungen von Papst Johannes Paul II. bündelte. (Vatican News – gs)

Kirchenhistoriker: Kardinäle können erklären, dass ein ketzerischer Papst sein Amt verliert

Kirchenhistoriker Roberto de Mattei hat am vergangenen Wochenende vor einer Versammlung von Katholiken vor den Toren von Chicago einen Vortrag gehalten. LifeSiteNews berichtete gestern über den Vortrag von Professor de Mattei. Hier einige Auszüge über seine Aussagen zu Papst Franziskus und „Papolatrie“.

„Wahre Hingabe an den Stuhl Petri ist nicht die Anbetung des Mannes, der diese Cathedra besetzt, sondern die Liebe und Verehrung für die Mission, die Jesus Christus Petrus und seinen Nachfolgern gab.“

Zentral für die einstündige Rede von Mattei war eine dringende Bitte an die Katholiken, die Pfarrer namentlich zu entlarven, die der beständigen Lehre der Kirche widersprechen.

„Wir müssen den Mut haben zu sagen:“ Heiliger Vater, du bist der Erste, der für die Verwirrung verantwortlich ist, die heute in der Kirche herrscht. Heiliger Vater, Sie sind der Erste, der für die Häresien verantwortlich ist, die heute in der Kirche kursieren. „

Die Papolatrie betrachtet den Papst als einen „neuen Christus“. Er nimmt die Position ein, dass „sich um nichts Sorgen machen muss“ und dass der Papst „die Doktrin seiner Vorgänger vervollkommnet und sie dem Wandel der Zeit anpasst“. Die Papolatristen „täuschen“ sich selbst und „beruhigen“ ihr Gewissen, indem sie denken, dass der Papst „immer recht hat, auch wenn er sich selbst oder seinen Vorgängern widerspricht“.

„Gehorsam gegenüber dem Papst hat seine Grenzen in den natürlichen und göttlichen Gesetzen und in der Überlieferung der Kirche, von der der Papst Hüter und nicht Schöpfer ist.“

„Katholiken können sich nicht „vom Schlachtfeld zurückziehen“ und denken, das sie „ohne zu kämpfen“ überleben können. Es ist nicht erlaubt, dass ein Christ seine militante Haltung verlässt. „Schweigen zu einer Verhaltensregel zu machen … wäre ein Fehler.“ Es wäre ein schuldiges Schweigen.“

Wer muss dann sprechen und was müssen sie tun? Professor de Mattei sagte, die Verantwortung liege nicht nur bei gewöhnlichen Katholiken, sondern auch bei Kardinälen, die in ihrem Schweigen „ihre Pflicht nicht erfüllen“.

„Die Politik des Schweigens ist zu einem Gefängnis geworden, das viele Konservative gefangen hält. Heute ist der Moment, um zu sprechen. Es gab eine „modernistische Infiltration innerhalb der Kirche, die in Rom „verheerende Folgen“ hat. Die Katholiken müssen dieser Infiltration Widerstand leisten, nicht mit Sarkasmus, Respektlosigkeit, bitterem Eifer oder Stolz.“

Zur Besatzungsmacht in Rom bemerkte de Mattei:

„Wir müssen vorsichtig sein, wenn wir von der“ Bergoglianischen Kirche „oder von der“ neuen Kirche „sprechen. Die Kirche ist heute von Kirchenmännern besetzt, die die Botschaft Christi verraten oder verformen, aber sie wurde nicht durch eine andere ersetzt. Es gibt nur eine katholische Kirche, in der sie verworren und fragmentarisch zusammenleben, die Theologien und Philosophien unterschiedlich ausbalancieren. Richtiger ist es, von einer „bergoglianischen Theologie“, von einer „bergoglianischen Philosophie“ und, wenn man so will, von einer „bergoglianischen Religion“ oder „Irreligion“ zu sprechen. „

Es gibt nicht zwei Kirchen, sondern eine Kirche, fuhr er fort. Es ist zwar eine Kirche, in der schlechte Tendenzen eingeführt wurden, aber es ist eine Kirche, die immer noch sichtbar von ihrem Vikar Papst Franziskus regiert wird, dessen Wahl von keinem Kardinal bestritten wurde.

Er erinnerte seine Zuhörer daran, wie Ultramontanisten im Vatikanum I siegten, Professor de Mattei bemerkte, dass die wahren Protagonisten des II. Vatikanums liberale Katholiken seien und dass unter anderem liberale Katholiken versuchen, die „monarchische und hierarchische Verfassung der Kirche in eine demokratische und parlamentarische Struktur zu verändern. “

Professor de Mattei wies darauf hin, dass genau dies, Franziskus versucht zu tun. Er will eine „polyzentrische oder mehrseitige Kirche“ einleiten, in der das Papsttum „als eine Form des Dienstes im Dienst der anderen Kirchen verstanden wird, die auf den juristischen Primat oder die Regierung des Petrus verzichtet“. Aber, so Mattei weiter, eine solche Sicht des Papsttums widerspricht dem, was im Laufe der Jahrhunderte überliefert wurde. (vh -mm)

Missionar der Barmherzigkeit: „Es geht um unser Gottesbild

Der Kapuzinerbruder Helmut Rakowski ist einer der Missionare der Barmherzigkeit, die noch bis Mittwoch an dem mehrtägigen Seminar des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung in Rom teilnehmen. Wir haben Bruder Helmut im Anschluss an die Begegnung mit dem Papst an diesem Dienstag gefragt, was ihn an der Audienz besonders beeindruckt hat.

Br. Helmut Rakowski: „Papst Franziskus hat uns gleich zu Beginn gesagt, dass er zu uns über unsere Aufgabe nicht nur als eine pastorale Aufgabe sprechen will, sondern über den theologischen Hintergrund, der für ihn sehr wichtig ist und der hinter diesem Auftrag der Missionare der Barmherzigkeit steht. Er hat uns noch einmal diesen Gott vorgestellt, der richtiggehend darum ringt, darum bettelt – sogar auf die Knie geht, hat er einmal gesagt mit Bezug auf Paulus, aber immer mit der Bitte: Bekehrt euch. Kehrt um. Kommt zurück. Und das war schon eine sehr eindringliche und sehr eindrückliche Darstellung, die der Papst uns da ans Herz gelegt hat. Es ist nicht einfach nur eine pastorale Idee, sondern das ist Ausdruck unseres Gottesbildes.“
Vatican News: War es denn nötig, dass der Papst das nochmals derart betont hat, dass es sich nicht nur um eine pastorale, sondern auch und vor allem um eine theologische Frage handelt?

Br. Helmut Rakowski: „Ich denke, es gibt immer wieder die Diskussion, wie viel Barmherzigkeit erlaubt ist, die Gerechtigkeit müsse doch zum Zuge kommen und in diesem Zusammenhang natürlich auch die Diskussion, dass der eine Papst der Theologe sei, der andere der pastorale Papst… Da wollte er einfach nochmal klar machen, nein, es geht wirklich hier um unser Gottesbild. Wie wir Gott sehen, wie die Bibel uns Gott darstellt, aber auch die Tradition der Kirche. Und da haben sich manchmal auch andere Bilder davor geschoben, vor diesen Gott, der wirklich darum ringt, dass die Menschen zu ihm zurückkehren.“

“ Der Papst hat uns heute auch noch einmal gesagt, geht nicht auf die reine Lehre ein, sondern seht den Anfang den sie machen, die kleinen Schritte und den guten Willen und bestärkt sie darin, weiter zu gehen ”

Vatican News: Wie vermitteln Sie das denn den Menschen, die zu Ihnen kommen, um das Sakrament der Versöhnung zu empfangen?

Br. Helmut Rakowski: „Papst Franziskus legt uns ja immer wieder nah, sozusagen gastfreundlich zu sein, also Menschen mit offenen Armen aufzunehmen. Und er sagt dann immer ganz klar, ihr seid die Botschafter der Liebe Gottes, der Barmherzigkeit, und das müssen die Leute nicht in Worten hören, sondern das müssen die spüren, wie man sich ihnen zuwendet und ich glaube, es gehört einfach dazu, dass man geduldig ist, den Menschen das Gefühl gibt, du bist willkommen, und den Schritt, den du machst, auch wenn da Scham mitschwingt und Betroffenheit, ist das ja genau der Weg der Umkehr, der notwendig ist. Der Papst hat uns heute auch noch einmal gesagt, geht nicht auf die reine Lehre ein, sondern seht den Anfang den sie machen, die kleinen Schritte und den guten Willen und bestärkt sie darin, weiter zu gehen. Und auch wenn man wieder fällt, man darf zurückkommen, um letztlich diesen Weg weiter zu gehen.

Ich fand sehr schön, was er am Sonntag in seiner Predigt auf dem Petersplatz gesagt hat. Manch einer meint ja, dass die Beichte sinnlos sei, weil sich ja doch nichts ändere. Aber er hat gesagt, doch, es ändert sich eben schon was, wenn ich immer wieder höre, dass Gott mich liebt und annimmt. Dann sind es eben diese ganz kleinen Schritte der Veränderung, die uns auf den richtigen Weg führen.“

Vatican News: Papst Franziskus betont ja auch immer wieder, wie wichtig der Dienst der Missionare der Barmherzigkeit für die Kirche und die Gläubigen ist. Deswegen hat er auch das Mandat für die Missionare über das Jahr der Barmherzigkeit hinaus verlängert. Bei verschiedenen Gelegenheiten – unter anderem in der Audienz – sagte er, es solle noch für eine gewisse Zeit weiter gehen. Was bedeutet das? Haben Sie eine Ahnung, wie lange der Papst dieses Mandat aufrecht erhalten will?

Br. Helmut Rakowski: „Er hat keinen festen Termin vorgegeben, ich denke, das liegt ein wenig an den Erfahrungen, die man damit macht. Ich habe auch Menschen kennen gelernt, die recht kritisch damit waren, die sagten, ja, jetzt Spezialvollmachten für Missionare der Barmherzigkeit, für Beichtväter, das bringt ja unsere ganze Ordnung durcheinander… Aber dieselben Leute sagten dann schon nach dem Heiligen Jahr und auch jetzt, nachdem nochmal Zeit vergangenen ist, doch, das hat etwas bewirkt. Diese Aussendung der Missionare ist ein Zeichen, dass die Menschen eingeladen sind, zurückzukehren. Ich habe das ja selbst erlebt, dass Menschen zum Beichten gekommen sind, und das lag gar nicht daran, dass die jetzt eine Sünde mit sich getragen hätten, die einem Missionar der Barmherzigkeit zur Lossprechung vorbehalten gewesen wäre, sondern dass sie Botschaft von Papst Franziskus verstanden haben: es gibt nichts, was so schlimm wäre, dass es nicht vor Gott getragen werden könnte und über das man sich nicht mit Gott versöhnen kann.“

“ Es gibt nichts, was so schlimm wäre, dass es nicht vor Gott getragen werden könnte und über das man sich nicht mit Gott versöhnen kann ”

Vatican News: Ein Signal dafür, dass ein Ende der Tätigkeit zumindest nicht unmittelbar absehbar ist, ist ja auch das Seminar selbst, an dem Sie derzeit teilnehmen. Worum geht es dort? Soll da sozusagen ein Steckbrief des perfekten Missionars der Barmherzigkeit erstellt werden, wird nochmals erklärt, was genau bei dem Dienst wichtig ist – Sie treffen ja im Rahmen des Seminars auch verschiedene Kurienmitarbeiter …?

Br. Helmut Rakowski: „Diese Begegnung der Missionare ist ein Mix. Es gibt tatsächlich diesen Bildungscharakter, diese theologische Weiterbildung, der Präfekt der Sakramentenkongregation, Kardinal Sarah, hat gestern beispielsweise über die Lehre zur Beichte gesprochen, aber es gab auch den Teil der Besinnung für die Missionare selbst, dass wir gestern Nachmittag zum Gebet und zum geistlichen Vortrag zusammen gekommen sind, und auch eingeladen waren, selbst zu beichten, und dann die Begegnung mit dem Papst, der uns nochmals seine Erwartungen und seine Hoffnungen, die er mit diesem Auftrag verbindet, ans Herz gelegt hat. Mit dem Auftrag, seid barmherzig, ihr seid die Boten der Barmherzigkeit Gottes.“

Vatican News: Mit was für einem Gefühl werden Sie wieder nach Hause fahren, nach diesen Besinnungs- und Studientagen und nach der Begegnung mit Papst Franziskus?

Br. Helmut Rakowski: „Nach dem Heiligen Jahr ist vielleicht auch bei dem einen oder anderen Missionar, auch wenn er weiter gemacht hat, der Einsatz für diesen Auftrag ein bisschen weniger geworden. Und vielleicht, und da schließe ich mich auch ein, muss ich auch nochmal ein bisschen mehr Initiative ergreifen, um dieses Thema bei der einen oder anderen Gelegenheit aktiv zu fördern und anzubieten.“ (vatican news – cs)

Kardinal Filoni: Kirchliche Universitäten als „Labore“ missionarischen Aufbruchs

 

VATIKANSTADT – Katholische Hochschulen spielen eine wichtige Rolle für die Verkündung des Glaubens in einer von der Globalisierung betroffenen Welt: Daran hat der Kardinal Fernando Filoni erinnert. Der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und Großkanzler der Päpstlichen Universität Urbaniana sprach anlässlich des Patroziniums der Universität am 10. April in Rom.

Wie die „Agenzia Fides“ berichtet, sprach Kardinal Filoni in seinem Vortrag zum Thema „Evangelisierung und Hochschulbildung. Aktualität der Gründungsintuition der Kongregation für die Evangelisierung der Völker“, über den gegenwärtigen Zustand der Kirche und der Welt an.

„Trotz der angekündigten Programme und der auf den Weg gebrachten Initiativen wächst in der Kirche das Bewusstsein für die großen Risiken von Pessimismus, Resignation und sogar Verzicht auf die Weitergabe des Evangeliums an die Völker, deren Kulturen und Traditionen wiederum unter der Last eines expansiven und allgegenwärtigen Wandels zu leiden scheinen, der sowohl durch neue Technologien als auch durch neue und komplexe wirtschaftliche und finanzielle Prozesse hervorgerufen wird.“

In der Welt herrsche heute eine Globalisierung der „menschlichen Dinge“. Die Widersprüche, die die heutige Welt kennzeichnen, erforderten deshalb eine sorgfältige Unterscheidung und die Konzentration auf praktikable Lösungen.

„Es gehört zu dieser Aufgabe“, so der Kardinal weiter „dass wir versuchen zu verstehen wie und warum Evangelisierung und Hochschulstudium sich gegenseitig befruchten können“.

Kardinal Filoni erinnert in diesem Zusammenhang an das Schreiben Ratio fundamentalis istitutionis sacerdotalis vom 8. Dezember 2016 von Papst Franziskus:

„Papst Franziskus ist entschlossen, das etablierte System der Priesterausbildung in den missionarischen Wandel einer Kirche im Aufbruch einzubeziehen … Konkret werden die kirchlichen Universitäten dazu aufgefordert, sich als ‚Labore‘ für den missionarischen Aufbruch der Kirche zu organisieren“.

Angesichts einer zerrissenen und verwirrten Welt sei es dringend notwendig, „angemessene Wege zu finden, um die missionarische Dynamik unter den Christusgläubigen neu zu beleben“.

Wie „Fides“ weiter berichtet, betonte Kardinal Filoni, dass die Zahl der Jugendlichen weltweit nie so hoch gewesen sei wie heute. Ihnen komme eine besondere Rolle in der Verbreitung des Glaubens zu.

Kardinal Filoni erinnert in diesem Zusammenhang auch daran, dass „die Verbindung zwischen Evangelisierung und Hochschulausbildung ausschlaggebend für die Entstehung der Kongregation de Propaganda Fide war“, die heute als Kongregation für die Evangelisierung der Völker bezeichnet wird. (CNA Deutsch)

Papstschreiben zur Heiligkeit – ein Kollegengespräch

An diesem Montag hat der Vatikan ein Lehrschreiben des Papstes über die Heiligkeit veröffentlicht. Wir sprachen darüber mit unserem Redaktionsmitglied Stefan von Kempis, der letztes Jahr bei Herder ein Buch über „Drei Päpste und ihre Lieblingsheiligen“ herausgegeben hat.

Warum gerade jetzt so ein grundlegender Text des Papstes über die Heiligkeit?

„Es stimmt schon – die Sache ist etwas überraschend. Denn die bisherigen Grundlagentexte von Franziskus (sogenannte „Apostolische Exhortationen“) handelten von sehr wichtigen Themen: Evangelii Gaudium von 2013 war die Programmschrift seines Pontifikats, da ging es um Neuevangelisierung, und Amoris Laetitia von 2016 drehte sich um Ehe und Familie. Vor allem aber waren beiden „Exhortationen“ – das Wort bedeutet „Aufruf“, „Ermunterung“ – große Bischofssynoden im Vatikan vorausgegangen, Amoris Laetitia war sogar der Endpunkt eines synodalen Prozesses aus zwei Synoden.

Also, eine Exhortation über Heiligkeit, ohne dass ihr eine Synode vorausging, bedeutet eine Überraschung. Ich hätte mir von der Form her eher eine Enzyklika zu diesem Thema vorstellen können, aber vielleicht war der Text dafür nicht lang genug…“

Aber das sind ja vor allem formale Gesichtspunkte. Was steckt inhaltlich noch dahinter?

„Also, von diesen formalen Gesichtspunkten abgesehen ist klar, dass Franziskus einfach das Wort Heiligkeit (neben dem Wort Barmherzigkeit, das bisher in den ersten fünf Jahren dieses Pontifikats prägend war, siehe das Heilige Jahr der Barmherzigkeit 2015-16) jetzt zu einem weiteren großen Thema seines Dienstes machen will.

Dieser Papst ist ausdrücklich als Reformer angetreten, und da ist es schon auffallend, dass er beim Thema Reformen immer wieder darauf zu sprechen kommt, dass er eigentlich nicht so sehr Strukturen als vielmehr die Herzen ändern will. Darum zählt Franziskus seine Frühmessen in der Casa Santa Marta oder die Fastenexerzitien mit der Römischen Kurie ausdrücklich zu seinem Reformprozess dazu.

„Heiligkeit“ ist also, auch wenn sich das erst einmal seltsam anhört, aus der Sicht dieses Papstes eines der wichtigsten, wenn nicht überhaupt das wichtigste Ziel seiner Vatikan- und Kirchenreform.“

Aber bei Heiligen denkt man doch zuerst an die Menschen, die von Päpsten heilig- oder selig gesprochen worden sind.

„Ja natürlich – vor allem Johannes Paul II., der mittlerweile selbst als Heiliger verehrt werden kann, hat eine richtiggehende Politik der Heilig- und Seligsprechungen betrieben. Er hat in einem Vierteljahrhundert Pontifikat auf seinen etwa hundert Auslandsreisen häufig große Persönlichkeiten einer jeweiligen Ortskirche im Land selbst „kanonisiert“, also in die offizielle Liste der Heiligen aufgenommen. Er hat also ein ganzes Netz von Heiligen hinterlassen, das sich über den Globus spannt: ganze Heerscharen von Heiligen. Und Benedikt XVI. hat das, mit etwas anderer Akzentsetzung, fortgesetzt – wie es ja auch Franziskus tut.

Aber mit „Gaudete et Exsultate“ geht es Franziskus gar nicht so sehr um diese Heiligsprechungen, diese pompösen Feiern, wie wir sie vom Petersplatz her kennen. Stattdessen will er auf eine – wie er sie nennt – „Mittelklasse der Heiligkeit“ hinweisen. Also auf ein im Alltag gelebtes Heiligsein ganz normaler Menschen, auf die keiner in Rom aufmerksam wird und die doch eine Leuchtspur des Heiligen in ihrer Umgebung hinterlassen.

Zu diesen unbekannten und nicht-kanonisierten Heiligen zählt Franziskus übrigens auch seine Großmutter. Das ist ein originelles Konzept, eine Demokratisierung des Heiligenbegriffs sozusagen.“

Bergoglios Großmutter? Eine Heilige?

„Ja – der Papst sieht das tatsächlich so. „In meinem Brevier habe ich das Testament meiner Großmutter Rosa“, hat er mal erzählt. „Ich lese es oft: Es ist für mich wie ein Gebet. Sie ist eine Heilige, die so viel gelitten hat…“

Franziskus ist davon überzeugt, dass nahezu jeder Mensch Heilige in seiner Umgebung hat, und mit seinem Schreiben will er den Menschen den Blick dafür schärfen. Heiligkeit eben nicht als etwas Exklusives, nur einigen wenigen Vorbehaltenes, sondern als etwas, wozu wir alle Zugang haben.

„Ich sehe die Heiligkeit im geduldigen Volk Gottes“, sagte er 2013 im Interview mit Jesuitenzeitschriften – und nannte dann gleich ein paar alltagstaugliche Beispiele. „Eine Frau, die ihre Kinder großzieht, ein Mann, der arbeitet, um Brot nach Hause zu bringen, die Kranken, die alten Priester, die so viele Verletzungen haben, aber auch ein Lächeln, weil sie dem Herrn gedient haben, die Schwestern, die so viel arbeiten und eine verborgene Heiligkeit leben. Das ist für mich die allgemeine Heiligkeit.“

Übrigens: Die Freude gehört ganz sicher auch zentral dazu, zu dieser Vorstellung von Heiligkeit. Und zu diesem Pontifikat überhaupt. Alle großen Schreiben des Papstes, auch das neueste, tragen die Freude im Titel: Gaudium, Laetitia, Laudato si‘, Gaudete!“

Lesetipp: Stefan von Kempis (Hg.), Drei Päpste und ihre Lieblingsheiligen. Persönliche Gedanken von Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus. Herder Verlag Freiburg, 2017. (vatican news)