CuraPastoralis: Internationaler pastoraler Aufruf an die Bischöfe der Welt

Die Initiative „CuraPastoralis.org“ ist ein Appell an die Bischöfe der ganzen Welt, die Lehre Christi zu bekräftigen und Fehler beim Empfang der heiligen Kommunion durch Personen die imstand der schweren Sünde leben zu beheben.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Es geht um die Auslegung der Morallehre, wie sie in der Enzyklika „Humanae vitae“ festgeschrieben ist. Die Initiative richtet sich aber auch offen gegen das seit Langem umstrittene Apostolische Dokument „Amoris laetitia“ von Papst Franziskus. Die Verantwortlichen der Initiative bitten in diesem pastoralen Aufruf die Priester der gesamten Weltkirche um Unterstützung.

Auf der Website „CuraPastoralis.org“ steht der „Pastorale Aufruf an die Bischöfe zu einer apostolischen Bekräftigung des Evangeliums“ in mehreren Sprachen zur Verfügung. Hier der Originaltext in deutscher Sprache:

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Pastoraler Aufruf an die Bischöfe

zu einer apostolischen Bekräftigung des Evangeliums

(Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen)

Sonntag des Guten Hirten

22 . April 2018

Eminenz oder Exzellenz,

Als Priester, die geweiht sind, um dem Volk Gottes in der Seelsorge zu dienen, wenden wir uns an Sie, um Ihre Hilfe im Umgang mit einer irreführenden Einstellung im Bereich der christlichen Moral zu erbitten, einer Einstellung, der wir häufig begegnen und die denjenigen, die dadurch irregeführt werden, schweren Schaden zufügt. Wir glauben, dass ein Großteil dieses Schadens geheilt oder gemildert werden könnte, wenn Sie die Lehre Christi bekräftigen und diese Irrtümer durch den Einsatz der vollen Autorität Ihres apostolischen Amtes korrigieren würden. Dies würde nicht nur denjenigen zugute kommen, die Ihnen als ihrem Diözesanbischof anvertraut sind, sondern Sie würden als Nachfolger der Apostel in hohem Maße zur Einheit und zum Wohlergehen der universalen Kirche beitragen. Unsere pastorale Sorge ist es, dass sich die gegenwärtige nachteilige Lage ohne eine solche Hilfe erheblich verschlechtern wird.

In ihrer Grundform enthält die erwähnte irreführende Einstellung die Behauptung, dass diejenigen, die objektiv böse Taten setzen und sich subjektiv als schuldfrei begreifen, die heilige Kommunion empfangen dürfen. In einer weiterentwickelten Form wird bestritten, dass bestimmte Verhaltensweisen in sich böse sind, und behauptet, dass diese Verhaltensweisen entweder unter bestimmten Umständen das realistischere Gute sind, das erreicht werden kann, oder tatsächlich gut sind. Eine noch extremere Version erklärt, dass Gott diese Verhaltensweisen billigen oder gar dazu anregen könnte. Christi Leben und Morallehre werden somit als abstrakte Ideale dargestellt, die an unsere Umstände angepasst werden müssen, und nicht als Realitäten, die bereits darauf gerichtet sind, uns in jeder Situation von der Sünde und dem Bösem zu befreien.

Obwohl dieser Ansatz den Anspruch erhebt, eine neue und legitime Entwicklung zu sein, hat die Kirche seine Prinzipien immer als dem Evangelium widersprechend verstanden. Sie widersetzte sich diesen Theorien im 20. Jahrhundert, vor allem in den fünfzig Jahren seit Humanae Vitae mit besonders energischer und präziser Lehre. Das jüngste Aufleben dieser schädlichen Einstellung trotz entsprechender anhaltender Bemühungen der Kirche zeigt – wie wir glauben – deutlich, dass eine wirksamere pastorale Antwort erforderlich ist, als sie Pfarrer von sich aus leisten können oder die beschränkte Autorität konventioneller diözesaner und regionaler Erklärungen adäquat erbringen kann. Darum bitten wir Sie, die Ausübung Ihrer vollen apostolischen Autorität zu erwägen, indem Sie das Evangelium förmlich bekräftigen und diese Irrtümer korrigieren. Dies würde der gesamten Kirche zum apostolischen Zeugnis, welches alleine in der Lage ist, den Klerus und die Laien in der dringenden Aufgabe zu unterstützen und zu leiten, den Geschädigten zu helfen und authentische pastorale Initiativen zu entwickeln, um die ganze Welt zu erreichen.

Wir sind uns bewusst, dass die Ausübung der apostolischen Autorität und die Art und Weise ihres Ausdrucks Angelegenheiten sind, die jeder Bischof für sich entscheiden muss. Als Priester wollen wir Ihnen in einem brüderlichen und kindlichen Geiste die folgenden Lehren des Evangeliums zur Betrachtung vorlegen, die sich auf zehn entscheidende Punkte konzentrieren, von denen wir hoffen, dass Sie sie verbindlich ansprechen werden. Bitte nehmen Sie diese Punkte als Zeugnis unseres Glaubens auf, den wir in Einheit mit dem Bischofskollegium und seinem Oberhaupt, dem Bischof von Rom bekennen.

1. Gott ist Liebe. Er hat alles zu unserem Besten arrangiert und er hat uns gerufen, sein göttliches Leben in Christus zu teilen. Folglich Gott ist völlig gegen das Böse, die Sünde (d. h. die bewusste und willentliche Hinwendung zum Bösen) und den Schaden, der dadurch verursacht wird. Obwohl sich Gott entschließen mag, die Gegenwart des Bösen und der Sünde zu tolerieren, regt er niemals dazu an und billigt diese Realitäten nicht.

2. Christgläubige, die an der ihnen innewohnenden Gemeinschaft mit Gott teilhaben (d. h. sich im Zustand der Gnade befinden), sind unter allen Umständen von Christus befähigt, treu zu bleiben, indem sie die bewusste und willentliche Ausübung des Bösen vermeiden. Deshalb sind sie verantwortlich für alle Sünden, die sie begehen (vgl. 1 Jh 5,18 und Jak 1,13-15). Das gilt selbst dann, wenn die Haltung der Treue Leid, Entbehrung oder Tod fordert, weil das, was menschlich unmöglich ist, durch Gottes Gnade möglich ist (vgl. Mt 19,26 und Sir 15,15). Daher ist die Treue zu Christus und seiner Lehre realistisch und erreichbar, sie ist kein abstraktes Ideal, welches an die Umstände des Lebens angepasst werden müsste.

3. Christen, die sich der Gemeinschaft mit Gott erfreuen, können in einem gewissen Maße an Unwissenheit oder einem Mangel an Freiheit leiden, was die Schuldhaftigkeit einer bestimmten bösen Tat mindert oder gänzlich aufhebt. Obwohl das, was sie tun, tatsächlich (d. h. objektiv) böse ist und daher auf verschiedene Weise für sie selbst und für andere schädlich, können sie persönlich (d. h. subjektiv) keine Schuld tragen und bleiben daher moralisch schuldlos.

4. Christen, die böse Akte ohne Schuld ausüben, verbleiben in Gemeinschaft mit Gott, sind aber in Situationen gefangen, die tatsächlich schädlich sind und sie daran hindern, an der Fülle des Lebens, das Jesus brachte, vollständig teilzuhaben. Die Aufgabe der Kirche ist es, sich für ihre Heilung und Befreiung einzusetzen, indem sie die Gnade und Wahrheit des Evangeliums Christi geduldig ausspendet.

5. Das Gewissen ist die unmittelbare Verhaltensnorm, aber nicht die unfehlbare Stimme Gottes. Es kann aufgrund unverschuldeter Fehlbildung oder Verzerrungen infolge früherer Sünden falsch urteilen. Gleichwohl kann jemand, der seinem Gewissen folgt oder sich selbst für frei von Schuld hält, dennoch der Sünde schuldig sein. In Anbetracht dieser Einschränkungen müssen die subjektiven Gewissensurteile mit dem von Christus geoffenbarten Evangelium in Einklang gebracht werden, welches er selbst durch das authentische apostolische Zeugnis der Kirche (z. B. das ordentliche und außerordentliche Lehramt) ständig verkündet.

6. Die Ehe ist ein Bund, der von einem Mann und einer Frau, die frei von Hindernissen sind, wissentlich und willentlich mit der nötigen Überlegung und Reife geschlossen wird. Die Ehe ist eine exklusive Verbindung, die durch keine menschliche Macht oder aus irgendeinem Grund aufgelöst werden kann, außer dem Tod eines der Ehegatten. Die bräutliche Verbindung zwischen Christus und der Kirche ist die Grundlage dieses ehelichen Bandes sowohl in der menschlichen Natur als auch im Sakrament der Ehe (vgl. Gen 2,24; Mt 19,3-6; Eph 5,32; und 2 Tim 2,13).

7. Sexuelle Handlungen außerhalb der Ehe sind unter allen Umständen ein schweres Übel. Die schuldhafte Willenszustimmung zu diesem schweren Übel stellt eine Todsünde dar, die, wie jede Todsünde, die Gemeinschaft mit Gott beendet.

8. Um die heilige Kommunion zu empfangen, müssen Christen, die erkennen, dass sie eine Todsünde begangen haben, ihre Sünden wirklich bereuen und den Vorsatz haben, in Zukunft jede Sünde zu meiden. Zudem müssen sie normalerweise zuerst das Bußsakrament empfangen.

9. Der Empfang der Heiligen Kommunion kann nicht auf einen privaten Akt reduziert werden, der auf einem subjektiven Urteil über die eigene Unschuld beruht. Der Kommunionempfang ist nämlich ein öffentliches Zeugnis dafür, dass der Gläubige am gemeinschaftlichen Glauben und dem Leben der Kirche festhält. Unabhängig von der persönlichen Schuld kann von denjenigen, die weiterhin objektiv schwer sündigen, nachdem sie erfahren hatten, dass ihr Glaube oder Verhalten gegen das apostolische Zeugnis der Kirche verstößt, zu Recht erwartet oder – gelegentlich – gefordert werden, dass sie sich der Heiligen Kommunion enthalten. Diese kirchliche Disziplin ist ein pastorales Mittel, um sie dazu zu bewegen, das Böse zu erkennen und ihm zu entsagen, damit sie von ihm befreit werden und an dem reichen Leben Christi größeren Anteil haben. Ein solcher Ansatz spiegelt die Lehre Jesu und der Apostel wider, die die kirchliche Disziplin auf das objektive Versagen mit dem Leben der Kirche übereinzustimmen und nicht auf ein Urteil über Schuldhaftigkeit bezog (vgl. Mt 18,17; 1 Kor 5,11-13; Gal 1,9 und 1 Joh 4,6). Die Heilige Kommunion kann auch vorenthalten werden, um zu vermeiden, dass andere in Bezug auf den Glauben und das Leben entsprechend den Forderungen des Evangeliums irregeführt werden (d. h. einen Skandal verursachen; vgl. Mt 18,6).

10. Der Empfang der Heiligen Kommunion in bestimmten Fällen durch jene, die nach einer Ehescheidung wieder geheiratet haben, hängt vom objektiven Dasein des Ehebandes ihrer ersten Ehe und von der Vermeidung von Sünde und öffentlichem Skandal ab, und nicht lediglich von ihrer privaten Absicht,

künftig sexuelle Handlungen zu vermeiden, ihrer subjektiven Einschätzung der gegenwärtigen Beziehung oder ihrer subjektiven Ansicht, dass sexuelle Aktivität in dieser Beziehung moralisch gut sei (vgl. Mt 5,32).

Durch unseren Aufruf möchten wir Sie ermutigen, den pastoralen Wert der apostolischen Unterstützung und der Richtung, die Sie der universalen Kirche auch als einzelner Bischof geben könnten, nicht zu unterschätzen. Wir sind uns als Priester dessen sehr bewusst, dass viele Kleriker und Laien von den weltlichen Denkweisen und der falschen Moraltheologie vergangener Jahrzehnte so sehr beeinflusst sind, dass sie das apostolische Zeugnis der Kirche lediglich als ein Ideal, als überholt oder sogar grausam ansehen. Daher nehmen sie oft fälschlicherweise pastorale Bekräftigungen dieses Zeugnisses als Abstraktionen, Akte des Legalismus oder persönliche Verurteilungen wahr. Das ist für alle Beteiligten äußerst schmerzhaft. Diese Erfahrung kann auf Priester entmutigend wirken, und könnte uns dazu führen, dass wir eine klare und authentische Darlegung des Evangeliums scheuen. Wir sind jedoch gesegnet, viele Kleriker und Laien zu kennen, deren Leben durch die freudige Annahme der Lehre Christi verändert wurde, auch wenn dies mit Leiden verbunden war. Sie freuen sich jetzt über das Zeugnis der Kirche, das ihnen einst unrealistisch oder feindlich erschien. Gleichzeitig erleben sie die Förderung von Irrtümern, die andere in schädlichen Situationen gefangen halten, ähnlich denen, die sie selbst erlebt haben, mit einem tiefen Gefühl von Trauer und Verrat. Dennoch finden sie Hoffnung und ermutigen uns, indem sie uns ins Gedächtnis rufen, dass sie selbst befreit wurden durch die Kraft der Gnade und der Wahrheit Christi, die im eindeutigen und liebevollen Zeugnis eines bestimmten Priesters oder Laien wirkte. Umso mehr würde dann das persönliche, mit der Sorge um das Heil der Seelen und der vollen Autorität eines Nachfolgers der Apostel gegebene Zeugnis eines Bischofs ein wirksames Werkzeug für Christus sein, sein Volk zu sammeln, zu unterstützen und zu führen.

Wir danken Ihnen für Ihre freundliche Berücksichtigung dieses Aufrufs.

Gott möge Sie in seinem Dienst stärken!

Mit der Bitte um Ihren Segen.

Ihre Brüder im priesterlichen und apostolischen Dienst.

(vh – mm)

 

Kardinal Müller zum Statement des Vatikans: „Sehr arm und dürftig“

Quelle: NCR (Screenshot am 05. Mai)

Der US-Vatikanist Edward Pentin lieferte gestern auf „National Catholic Register“ (NCR) erste Äußerungen von Kardinal Müller dem ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation zum am Donnerstag stattgefundenen Gespräch der DBK-Delegation mit den Vertretern des Vatikans in Rom.

Vaticanhistory- Martin Marker.

In dem Bericht von Edward Pentin bezieht Kardinal Müller klar Stellung zum Thema „Interkommunion“ und Handreichung der DBK.

Müller betrachtet die Aussage über das Heilige Abendmahl für einige protestantische Ehepartner als „sehr arm“ und fordert Bischöfe und Kardinäle auf, „ihre Stimme zu erheben“. Er äußerte gegenüber der NCR seine Enttäuschung über das Ergebnis des Gespräches und sagte:

„Die Aussage ist sehr dürftig, da sie keine Antwort auf die zentrale wesentliche Frage enthielt. Es ist nicht möglich, in der sakramentalen Gemeinschaft ohne kirchliche Gemeinschaft zu sein.“

Ferner betonte Kardinal Müller in seinen Anmerkungen:

„Zum Wohl der Kirche ist ein klarer Ausdruck des katholischen Glaubens nötig und der Papst muss ihn bekräftigen, besonders die Säule unseres Glaubens, die Eucharistie. Der Papst und die Glaubenskongregation sollten eine klare Orientierung geben, nicht durch persönliche Meinung sonder nach dem offenbarten Glauben. Ich hoffe, dass mehr Bischöfe ihre Stimme erheben und ihre Pflicht erfüllen werden.“

NCR verweist auf eine ungenannte Quelle, die Kardinal Woelki und Bischof Voderholzer nahe steht und diese sagt:

„Die offizielle Antwort ist, dass es keine Antwort gibt. Der Heilige Vater habe seine Pflicht als Papst in Bezug auf eine Dogma-Frage nicht erfüllt und diese einem Dikasterium zur Entscheidung überlassen. Der Papst weigerte sich, eine Linie zu ziehen, und die Glaubenskongregation wurde als Postbote tätig, nicht um den Glauben zu bestätigen, sondern um diese Information zu verkünden. Die Dikasterien, sind nutzlos die Entscheidung wird den Bischofskonferenzen übergeben. Die Quelle räumt ein, dass der Begriff „Einstimmigkeit“ in diesem Zusammenhang nicht richtig definiert ist, erwartet jedoch, dass Kardinal Marx irgendwie versuchen wird, die Anzahl der Bischöfe, die gegen den Vorschlag sind, zu reduzieren, um die Forderung nach Einstimmigkeit zu erfüllen.“

NCR spricht von einer verloren Schlacht für Kardinal Marx. Die Ernüchterung seitens der DBK zeigte sich auch, als nach dem Treffen ihr Pressesprecher, Matthias Kopp, sagte, sie werde keine Pressekonferenz abhalten und keine Erklärungen oder Interviews abgeben.

Das Statement des Vatikans zeigt, dass der Papst nicht in der Lage war, eine verbindliche Entscheidung zu treffen. Der Bericht von Edward Pentin auf NCR macht das unmissverständlich klar. Einen Sieger gibt es nicht. So gesehen müssen eigentlich beide Seiten von Papst und Vatikan enttäuscht sein. Die Frage nach der „Handreichung“ wird in der Deutschen Bischofskonferenz in die zweite Runde gehen müssen und Kardinal Marx wird es schwer haben.  (vh – mm)

 

Ehemaliger Kommunikationschef des Vatikan hält Vortrag über Fake News

VATIKANSTADT – Sechs Wochen nach seinem Rücktritt vom Amt des Kommunikations-Chefs des Vatikan wegen eines „Fake News“-Skandals hat Monsignore Dario Viganò auf einer hochkarätigen Konferenz in Rom einen Vortrag über „Fake News“ gehalten.

Bei der Veranstaltung am 28. April mit dem Thema „Fake News und die ethischen Verantwortlichkeiten der Medien“, erklärte Msgr. Viganò, wie wichtig es sei, dass die Medien transparent arbeiten und dass Journalisten, die falsche oder ungenaue Informationen veröffentlichen, ihre Leser „vergiften“ könnten.

Das Podiumsgespräch war Teil der „Unite to Cure“-Konferenz im Vatikan, die vom 14. bis 20. April neben Wissenschaftlern und Ärzten auch Darsteller und Unterhaltungskünstler wie Katy Perry und Orlando Bloom zusammenbrachte. Veranstalter waren der Päpstliche Rat für Kultur und die Stiftung CURA.

In seinen Aussagen auf dem Podium betonte Viganò, dass der Drang nach Transparenz im Internet, besonders wenn es um große Organisationen geht, „absolut dringend“ sei.

Weiter schlug der italienische Monsignore vor, ein Buch über den „Job des Reporters“ zu lesen, welches das „Paradigma“ zwischen einem Arzt und einem Journalisten umreiße und argumentiere, dass ein Arzt zwar das körperliche Wohlbefinden seiner Patienten beeinflusse, ein Journalist aber das psychische Wohlbefinden seiner Leser.

„Der Journalist, wie der Arzt, hat die Fähigkeit, seine Leser zu vergiften, [aber] mit einem Unterschied, dass der Journalist mehr Leser vergiften kann als ein Arzt Patienten“, sagte Monsignore Viganò.

Journalisten hätten somit eine „große ethische Verantwortung“, und diese Verantwortung werde angesichts einer Zunahme gefälschter Nachrichten größer.

Auf das Gespräch zwischen Adam, Eva und der Schlange im Paradies verweisend, sagte Viganò, der Kommentar der Schlange – „Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?“ (Gen 3,1) – sei ein klassisches Beispiel für „Fake News“.

„Falsche Nachrichten haben eine mimetische Dynamik“, sagte Viganò weiter. Damit meine er, dass etwas nicht sofort als falsch erscheine, da es wahrscheinlich einige Elemente der Wahrheit enthalte. Dies sei der Grund, warum es „gerade jetzt sehr wichtig sei, sich an die große ethische Verantwortung zu erinnern“.

Angesichts des rasanten Medienwandels, der zunehmend auf digitalen Plattformen statt auf traditionellen Angeboten wie Zeitungen basiere, werde Wissen nicht mehr durch einen spezifischen „pädagogischen Weg“ vermittelt, sondern durch weit reichende, unspezifische Netzwerke geteilt, so Viganò weiter.

Das erzeuge eine „komplexe Situation“, sagte Viganò, weil Benutzer, die im Internet surfen, wahrscheinlich keine „Aufmerksamkeit auf Verfälschung“ oder eine „Askese des Fragens“ haben. „Das heißt, sie sind anfälliger für gefälschte Nachrichten.“

Viele Medien, etwa Blogs, würden schnell zu ihren eigenen kleinen Unternehmen, sagte der Monsignore den Zuhörern. Diese Unternehmen veröffentlichten Nachrichten, für bestimmte Gruppen – was es einfacher mache, Falschinformationen zu verbreiten um Klicks zu bekommen, so Viganò vor seinen Zuhörern.

Im Gegensatz zur medizinischen Kommunikation, die gezielter und persönlicher sei, seien digitale Medien und Soziale Netzwerke global, sagte Viganò. Was bedeute, dass der Risikofaktor höher sei.

Viganòs Rede fiel gerade mal sechs Wochen nach seinem Rücktritt am 21. März als Präfekt des Vatikanischen Sekretariats für Kommunikation wegen eines als „Lettergate“ weltweit bekannt gewordenen „Fake News“-Skandals.

Viganò hatte von Papst emeritus Benedikt ein Unterstützungsschreiben angefordert für die Reihe „Die Theologie von Papst Franziskus“. Benedikt lehnte diese jedoch in einem persönlichen Brief ab.

Daraufhin gab das Kommunikationssekretariat jedoch sein Ablehnungsschreiben als „Empfehlungsschreiben“ aus, und retuschierte sogar eine Photographie des Ablehnungsbriefs.

Als die „Associated Press“ den Skandal aufdeckte, gab das Kommunikationssekretariat des Vatikans zu, das Foto verfälscht zu haben.

Tage später wurde bekannt, dass weitere Absätze des Schreibens unterschlagen worden waren, in denen Benedikt die Aufnahme eines deutschen Theologen in die Reihe kritisch in Frage stellte, der für seine „anti-päpstlichen Initiativen“ bekannt ist.

Unter dem Druck der Medien sah sich das Kommunikationssekretariat schließlich gezwungen, das ganze Schreiben des Papst emeritus zu veröffentlichen. Monsignore Viganó trat zurück und Papst Franziskus ernannte Monsignore Lucio Ruiz, ehemaliger Sekretär der Abteilung, zum Interimspräfekten – aber bat Viganò, dem neuen Präfekten in „beratender Rolle beizustehen“, was Viganò bis heute tut. (CNA Deutsch)

Papst verlängert Mandat seines Sondergesandten für die Malteser-Ritter

VATIKAN – Fünfzehn Monate nach der Ernennung von Erzbischof Giovanni Angelo Becciu zu seinem persönlichen Gesandten bei den Malteserrittern hat Papst Franziskus das ursprüngliche Mandat verlängert. Becciu soll auf dem Posten bleiben, bis der Umbau des „Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Hl. Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta“, wie die Malteser mit vollem Namen heißen, beendet ist.

In einem Brief, der am 4. Mai veröffentlicht wurde, dankte Papst Franziskus Becciu für seine Arbeit, vor allem im „aufmerksamen Treffen und Zuhören“ von Mitgliedern des Ordens; und bat ihn, weiterhin der „Sprecher“ des Papstes in Bezug auf die Beziehungen zwischen den Rittern und dem Heiligen Stuhl zu sein.

Papst Franziskus benannte Erzbischof Becciu, der seit 2011 als Stellvertreter des Staatssekretariats fungiert, im Februar 2017 seinen persönlichen Delegierten, der die „spirituelle und moralische Reform“ des Malteserordens unter besonderer Berücksichtigung der Professen überwachen soll: Dies sind die als gottgeweihte Laien zölibatär lebenden, auch als Justiztritter bekannten Mitglieder des „Ersten Standes“, die seit 900 Jahren den Kern des alten Ordens bildeten.

Beccius Position als Sonderbeauftragter sollte mit der Wahl des neuen Großmeisters des Ritters enden, der am 2. Mai mit der Wahl von Fra ‚Giacomo Dalla Torre stattfand, aber Franziskus hat beschlossen, das Mandat auf unbestimmte Zeit zu verlängern.

„In Anbetracht der Tatsache, dass der Weg der spirituellen und juristischen Erneuerung“ des Malteserordens noch nicht abgeschlossen ist, „bitte ich Sie, das Amt meines Delegierten bis zum Abschluss des Reformprozesses fortzusetzen“, so der Papst.

Der neu gewählte Großmeister Dalla Torre war seit April 2017 Interims-Großmeister. Seine Ernennung zu dieser Position ist ein Teil der laufenden, als „Reform“ bezeichneten Umbauten, nachdem der frühere Großmeister der Ritter, Matthew Festing, am 24. Januar 2017 auf Anweisung von Papst Franziskus zurückgetreten war.

Hintergrund

Die nun erneuerte Beauftragung von Erzbischof Becciu war das Resultat eines Konflikts zwischen Protagonisten im Vatikan und dem Orden über die Absetzung des Großkanzlers, Albrecht von Boeselager, im Dezember 2016, nachdem der deutsche Ordensmann einen Rücktritt verweigert hatte.

Nach einer mehrfachen Intervention des Papstes sowie des Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin und einer zum Teil öffentlichen geführten, robusten Korrespondenz mit dem damaligen Großmeister, Fra‘ Matthew Festing, hatte Franziskus am 24. Januar 2017 diesen zum Rücktritt aufgefordert. Der Brite war daraufhin sofort zurückgetreten, was der Orden per Gremium später bestätigte. Freiherr von Boeselager kehrte wieder in das Amt des Großkanzlers zurück.

Verhandelt wurde in der Auseinandersetzung, die dem jetzt andauernden Prozess vorausging, ein Richtungsstreit, den manche sogar als „Kulturkampf“ bezeichneten, und der internationale Wellen schlug. (CNA Deutsch)

Interkommunion: Papst wünscht einmütige Regelung

Das gestern gegen 15.45 Uhr stattgefundene Gespräch zwischen Teilnehmern der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und Vertretern des Vatikans, zur Frage des Kommunionempfangs, hat offenbar ein für beide Konfliktparteien unbefriedigendes Ergebnis zur Folge.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Die Konfliktparteien waren getrennt zur Glaubenskongregation nach Rom gereist. Die Sitzung fand hinter verschlossenen Türen statt und dauerte einige Stunden.

Als Teilnehmer der DBK waren Kardinal Marx und Woelki, Bischof Felix Genn (Bistum Münster), Bischof Wiesemann (Bistum Speyer), Bischof Gerhard Feige (Bistum Magdeburg), Bischof Rudolf Voderholzer (Bistum Regensburg) sowie Pater Hans Langendörfer als Sekretär der DBK dabei.

Von vatikanischer Seite waren Erzbischof Ladaria S.J. (Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre), Kardinal Kurt Koch (Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen), Prälat Markus Graulich S.D.B. (Untersekretär des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte) und Pater Hermann Geißler F.S.O. (Abteilungsleiter der Kongregation für die Glaubenslehre) anwesend.

Zeitgleich veröffentlichte gestern Abend die DBK und das vatikanische Presseamt eine Verlautbarung zum Gespräch. In dieser ist nur der letzte Absatz von Relevanz. Hier heißt es:

„Bei dem in deutscher Sprache geführten Gespräch erläuterte Erzbischof Ladaria, dass Papst Franziskus das ökumenische Engagement der deutschen Bischöfe würdigt und sie ersucht, im Geist kirchlicher Gemeinschaft eine möglichst einmütige Regelung zu finden. Im Gespräch wurden verschiedene Gesichtspunkte erörtert: etwa die Beziehung der Frage zum Glauben und zur Seelsorge, ihre weltkirchliche Relevanz sowie ihre rechtliche Dimension. Erzbischof Ladaria wird den Heiligen Vater über den Inhalt des Gesprächs informieren. Das Treffen verlief in einer herzlichen und brüderlichen Atmosphäre.“

Anfragen verschiedener Medien beim Presseamt des Vatikans, ergaben kein weiteres Statement zum Gesprächsinhalt der Sitzung am Donnerstag.

Aus der Verlautbarung (Bulletin vom 03. Mai 2018) geht hervor, das Erzbischof Ladaria vom Papst vor Gesprächsbeginn die Direktive erhalten hat, die deutschen Bischöfe mögen möglichst eine einmütige Regelung zur Lösung des Dissens finden. Ferner hat man im Gespräch verschiedene Gesichtspunkte erörtert, so die Beziehung der Frage zum Glauben und zur Seelsorge, ihre weltkirchliche Relevanz und ihre rechtliche Dimension.

Diese offizielle Verlautbarung lässt durchaus zwei mögliche Schlussfolgerungen zu.

1. Papst Franziskus will sich in den Streit der Konfliktparteien der DBK nicht einmischen. Im Gespräch hat er durch beide Dikasterienleiter der DBK mitgeteilt, welche Details bei einer Lösungsfindung aus päpstlicher Sicht abzuwägen sind. Die deutsche „Handreichung“ ist in der DBK nochmals zu diskutieren und ein gemeinschaftlicher Konsens zu finden.

2. Nach Berichterstattung durch Erzbischof Ladaria trifft Papst Franziskus eine für die Weltkirche bindende Entscheidung um Thema Interkommunion.

Vorläufiges Fazit:

Unter Berücksichtigung des apostolischen Dokuments „Amoris laetitia“, der Tatsache das Franziskus mehrfach eine Dezentralisierung der Weisungsbefugnis des Vatikans an die Bischofskonferenzen realisieren will und somit den nationalen Bischofskonferenzen mehr Entscheidungsfreiheiten einräumt, erscheint die erstgenannte Schlussfolgerung zuzutreffen.

Der Dissens, um den es im Streit der DBK letztlich geht, ist Ausfluss von „Amoris laetitia“. Papst Franziskus propagierte in den meisten Reden seinen Wunsch nach einem „pastoralen Weg“ und „pastoraler Betreuung“ der Gläubigen. Die „Handreichung“ geht offensichtlich genau in diese Papstrichtung. Bis zum heutigen Tag ist weder die erste Fassung noch die vor wenigen Tagen vom Ständigen Rat der DBK, unter Federführung von Kardinal Marx, beschlossene finale Fassung der „Handreichung“ publiziert worden. Der Inhalt ist also nach wie vor geheim. Franziskus scheint sich im Fall der DBK-Debatte genauso zu Verhalten wie im Fall der Kritik an „Amoris laetitia“. Er bezieht keine klare Stellung und ist damit alleinverantwortlich für die Verwirrung der Gläubigen in der katholischen Kirche.

Der Brief der sieben Bischöfe an den Vatikan hat sein Ziel definitiv erreicht.

Kardinal Marx muss trotz des Mehrheitsbeschlusses der deutschen Bischöfe seine „Handreichung“ überarbeiten lassen. Für Marx ist der Gesprächsausgang ein neuerliches Fiasko. (vh – mm)

Vatikan/DBK: Keine Hinweise über die Gesprächsinhalte

Heute fand im Vatikan das angekündigte Gespräch zwischen Teilnehmern der Deutschen Bischofskonferenz und Vertretern der vatikanischen Kurie statt.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Vatican News veröffentlichte um 14.07 Uhr einen Artikel mit der Überschrift: Deutsche Bischöfe zur Klärung im Vatikan. Der Artikel von Pater Bernd Hagenkord liefert über den Verlauf und Inhalt des Gespräches keinerlei Hinweise. Stillschweigen!!

Die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlichte am Donnerstagabend einen kurzen Artikel zum Gespräch der DBK-Delegation mit den Vertretern des Vatikans. Wie auch hier zu erwarten war, wird über konkrete Aussagen zum Gesprächsinhalt eigentlich nichts bekannt gegeben. Einzig der letzte Absatz der Erklärung ist relevant. Hier heißt es:

„Bei dem in deutscher Sprache geführten Gespräch erläuterte Erzbischof Ladaria, dass Papst Franziskus das ökumenische Engagement der deutschen Bischöfe würdigt und sie ersucht, im Geist kirchlicher Gemeinschaft eine möglichst einmütige Regelung zu finden. Im Gespräch wurden verschiedene Gesichtspunkte erörtert: etwa die Beziehung der Frage zum Glauben und zur Seelsorge, ihre weltkirchliche Relevanz sowie ihre rechtliche Dimension. Erzbischof Ladaria wird den Heiligen Vater über den Inhalt des Gesprächs informieren. Das Treffen verlief in einer herzlichen und brüderlichen Atmosphäre.“

Wie es zu erwarten war, lässt sich der Papst die Ergebnisse des Gespräches durch den Pro-Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Ladaria vortragen. Was mit der „Handreichung“ der Deutschen Bischofskonferenz geschehen wird, bleibt somit am heutigen Abend noch ungeklärt. (vh – mm)

Deutsche Bischöfe zur Klärung im Vatikan


Mehrere deutsche Bischöfe waren an diesem Donnerstag im Vatikan, um mit hiesigen Stellen über eine Handreichung zu beraten, die den Empfang der Kommunion für nichtkatholische Ehepartner regeln soll.

P. Bernd Hagenkord – Vatikanstadt

Es geht um die beiden Fragen, ob auch nichtkatholische Ehepartner die Kommunion unter bestimmten Bedingungen empfangen dürfen, und ob eine Bischofskonferenz alleine diese Frage entscheiden kann.

An dem Gespräch nahmen die Kardinäle Reinhard Marx (München und Freising) und Rainer Maria Woelki (Köln) teil. Außerdem angereist waren die Bischöfe Felix Genn (Münster), Rudolf Voderholzer (Regensburg, Mitglied der Glaubenskongregation des Vatikan), Karl-Heinz Wiesemann (Speyer, Glaubenskommission der Bischofskonferenz) und Gerhard Feige (Magdeburg, Ökumenekommission der Bischofskonferenz).

Auch der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer SJ, wurde zu dem Treffen in den Räumen der Römischen Glaubenskongregation eingeladen. Die Einladung kommt vom Präfekten der Kongregation, Erzbischof Luis Ladaria. Auf Vatikanseite dabei waren außerdem der für Ökumene zuständige Kardinal Kurt Koch, Pater Markus Graulich, Untersekretär des Rates für Gesetzestexte und Pater Herman Geißler, Leiter der Lehrabteilung an der Glaubenskongregation.

Das Treffen in Rom war vom Vatikan angeregt worden, nachdem sieben deutsche Bischöfe sich brieflich an die für die Ökumene und für die Glaubenskongregation Zuständigen gewandt hatten. Kardinal Woelki, Bischof Voderholzer und weitere fünf Diözesanbischöfe erbaten von Rom eine Klärung darüber, ob eine einzelne Bischofskonferenz eine solche in ihren Augen gesamtkirchliche Frage entscheiden könne.

Verhandelt wird nicht die ganze Grundsatzfrage

Auslöser für den Brief war eine bisher nicht veröffentlichte Handreichung, die in der Bischofskonferenz per Mehrheitsbeschluss verabschiedet wurde und die diese Fragen pastoral regeln soll. Der Brief der sieben wurde danach vor allem deswegen kritisiert, weil er am Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, vorbei nach Rom geschickt wurde.
Thema der Debatte ist die so genannte „eucharistische Gastfreundschaft“, also nicht die Frage, ob grundsätzlich Nichtkatholiken Kommunion empfangen dürfen oder können. Kardinal Kurt Koch hatte beim Papstbesuch 2016 in Lund/Schweden anlässlich des Reformationsgedenktages auf den Unterschied zwischen den beiden Fragen hingewiesen und betont, die Gastfreundschaft sei eine pastorale Frage.

Zur Kommunion sind in der katholischen Kirche grundsätzlich Katholiken sowie Mitglieder der unierten orientalischen Kirchen zugelassen. Protestanten dürfen in Ausnahmefällen – etwa in bestimmten schweren Notlagen – die Eucharistie empfangen. Katholiken ist auch eine Teilnahme an protestantischen Abendmahlsfeiern untersagt.

Franziskus hat Frage aufgegriffen, lässt sie aber offen

Papst Franziskus hatte in seinem Schreiben Amoris Laetitia die Frage aufgegriffen, grundsätzlich aber offengelassen: „Die Probleme bezüglich der konfessionsverschiedenen Ehen erfordern besondere Aufmerksamkeit. (..) Was die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie betrifft, wird in Erinnerung gerufen, dass „die Entscheidung über die Zulassung oder die Nichtzulassung des nichtkatholischen Teils zur eucharistischen Kommunion in Übereinstimmung mit den bestehenden allgemeinen Normen auf diesem Gebiet zu treffen [ist], sei es für die orientalischen Christen, sei es für die anderen Christen. Dabei ist der besonderen Situation Rechnung zu tragen, die dadurch gegeben ist, dass zwei getaufte Christen das christliche Ehesakrament empfangen. Obgleich den Gatten einer bekenntnisverschiedenen Ehe die Sakramente der Taufe und der Ehe gemeinsam sind, kann die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie nur im Ausnahmefall erfolgen, und man muss in jedem einzelnen Fall die oben erwähnten Normen […] beachten“ (AL 247).

2013 hatte der Papst in seinem Schreiben Evangelii Gaudium (Nr. 23), Papst Johannes Paul II. zitierend, den Bischofskonferenzen „eine gewisse authentische Lehrautorität“ zuerkannt, aber auch hier, ohne genaue Festlegungen zu treffen. (vatican news)

Opfer sexuellen Missbrauchs durch Karadima würdigen Vergebungsbitte des Papstes

SANTIAGO DE CHILE – „Der Papst hat uns formell in seinem eigenen Namen und im Namen der gesamten Kirche um Verzeihung gebeten“: Das haben drei Opfer sexuellen Missbrauchs durch den Priester Fernando Karadima nach ihrem Treffen mit Papst Franziskus in Rom gesagt.

„Der Papst hat uns formell in seinem eigenen Namen und im Namen der gesamten Kirche um Verzeihung gebeten“ erklärten die drei Opfer des durch den Priester Fernando Karadima verübten sexuellen Missbrauchs, nach dem Treffen mit Papst Franziskus in Rom am 28. und 29. April.

Juan Carlos Cruz, James Hamilton und José Andrés Murillo, die Opfer und Kläger im Missbrauchsfall des Priesters Fernando Karadima, der im Januar 2011 vom Vatikan für schuldig befunden wurde, nahmen am gestrigen 2. Mai an einer Pressekonferenz in Rom teil.

„Wir anerkennen und schätzen diese Geste und die enorme Gastfreundschaft und Großzügigkeit dieser Tage. Wir danken auch Monsignore Jordi Bertomeu, der uns im Auftrag des Papstes begleitet und es geschafft hat, diesen Aufenthalt zu etwas Konstruktivem zu machen“ sagten sie.

Die Kläger verbrachten circa eine Woche in der Casa Santa Marta und trafen den Heiligen Vater für ein mehrstündiges, privates Gespräch. Der Papst „zeigte sich sehr aufgeschlossen, aufmerksam und empathisch“ sagten Cruz, Hamilton und Murillo.

„Fast zehn Jahren lang wurden wir als Feinde behandelt, weil wir gegen sexuellen Missbrauch und Vertuschung in der Kirche kämpfen. In diesen Tagen haben wir das freundliche Gesicht der Kirche kennengelernt – ein ganz anders als das, das wir vorher kannten“ erklärten sie.

„Wir konnten mit dem Papst auf respektvolle und freimütig Weise reden. Wir sprachen schwierige Themen an, wie sexuellen Missbrauch, Machtmissbrauch und insbesondere die Vertuschung durch die chilenischen Bischöfe. Das sind Tatsachen, auf die wir uns nicht als Sünden, sondern als Verbrechen und Korruption bezogen haben, die in Chile nicht weniger werden, sondern eine Epidemie darstellen.“

„Eine Epidemie, die Tausende Leben von Kindern und Jugendlichen zerstört hat. Menschen, die vertraut haben und die in ihrem Glauben und in ihrem Vertrauen betrogen worden sind. Wir sprechen aus Erfahrung. Aus einer Erfahrung, die andere nicht überlebt haben.“

Sie betonten aber auch, dass „wir in unserem Leben Priestern, Männern und Frauen begegnet sind, die sich für die Würde der Opfer und für Gerechtigkeit eingesetzt haben. Ehrliche und mutige Menschen, die in diesem Kampf Fortschritte erzielt haben. Es gibt viele und sie sind sehr wichtig.“

„Wir hoffen, dass der Papst seine liebevollen Worte um Vergebung in beispielhafte und zur Nachahmung anregende Taten verwandle“ erläuterten sie.

„Denn sonst wird all das nur toter Buchstabe sein. Letztendlich möchten wir wiederholen, dass wir diese Einladung im Namen von Tausenden von Menschen angenommen haben, die Opfer von sexuellem Missbrauch und Vertuschung durch die katholischen Kirche geworden sind. Sie haben unserem Besuch den Sinn verliehen“ endeten sie.

Im Jahr 2015 verklagten Juan Carlos Cruz, José Andrés Murillo und James Hamilton das Erzbistum von Santiago wegen „seelischer Schäden“ und forderten eine Entschädigung in Höhe von 450 Millionen Pesos (circa 640.000 US-Dollar) und eine öffentliche Entschuldigung seitens der Kirche wegen mutmaßlicher Vertuschung von Missbräuchen.

Papst Franziskus empfing die Kläger, nachdem er den Bericht von Monsignore Charles Scicluna gelesen hatte, der nach Chile gereist war, um Informationen über den Bischof von Osorno, Monsignore Juan Barros, zu sammeln, dem die Vertuschung des von Karadima verübten sexuellen Missbrauchs vorgeworfen wird.

In den kommenden Wochen wird Papst Franziskus die chilenischen Bischöfe in Rom empfangen, um mit ihnen über den Bericht von Monsignore Scicluna zu sprechen.

Übersetzt aus dem Spanischen von Susanne Finner. (CNA Deutsch)

Quo Vadis, Petrus? Der hohe Preis der Politik des Heiligen Stuhls mit China

Auf die verschärfte Religionspolitik der Volksrepublik antwortet der Vatikan mit Kompromissen, die der Kirche und den Gläubigen teuer zu stehen kommen können.

Seit der Boxerrevolution von 1900 sei in der Weltpresse noch nie so viel über Chinas Christen geschrieben worden, staunt der Sinologe Anthony Clarke und gesteht, dass er nach zwanzig Jahren der Beobachtung des Verhältnisses zwischen Rom und Peking jetzt zum ersten Mal die Strategie des Vatikans nicht nachvollziehen könne und ihm nur die Frage bleibe: „Quo vadis?“

Während China-Experten jedes Jahr zur Karwoche auf die traditionellen Bischofsentführungen warten, an denen sich die Temperatur des Verhältnisses zwischen Rom und dem Vatikan ablesen lässt, schienen heuer die Augen der ganzen Welt auf das katholische China gerichtet.

„Al Jazeera“ kündigte an, dass ein historisches Abkommen mit dem Vatikan bevorstehe. Die „New York Times“ erklärte ihren Lesern, dass die Regierung Chinas 1957 die Patriotische Vereinigung Chinesischer Katholiken gründete, um sie statt des Vatikans mit der Auswahl der Bischöfe zu betrauen. So seien zwei Hierarchien entstanden, eine „offizielle“, die von Peking ernannt sei, und eine, die Rom treu blieb: die Untergrundkirche.

Chinakorrespondenten aus aller Welt wussten zu berichten, dass jetzt eine neue Variante ausprobiert werde: Zwei von Rom eingesetzte Bischöfe sollten als Ortsbischöfe zurücktreten, um Wunschkandidaten der Regierung Platz zu machen. Das Ganze sollte in privaten Treffen zwischen Mitgliedern der Chinakommission im Vatikan und den Kandidaten selbst ausgetüftelt werden und in einem „freiwilligen Rücktritt“ der beiden Bischöfe münden.

Es sei auch höchste Zeit, war aus manchen Lagern zu hören. War der Antikommunismus seitens der Kirche in China nicht längst überholt und nur noch ein unnötiges Hindernis für die Aussöhnung? Und hatte Rom das Pochen auf die eigene Autorität nicht wichtiger genommen als die Evangelisierung?

Solche Fragen stellen sich nur, weil die de-facto-Praxis der Kirche nie offiziell bestätigt worden war. Peking schlägt längst Kandidaten vor und Rom sagt zu, solange es keine unüberwindlichen Hindernisse gibt.

Auf diese Weise wurde seit Jahrzehnten eine Personalpolitik der Kompromissbischöfe betrieben. Die Priorität Roms war dabei immer, Weihen zu verhindern, die zwar sakramental gültig, aber kirchlich nicht rechtmäßig sind. Die Teilnahme an solchen Weihen wird von einer großen Zahl der Katholiken Chinas als blasphemisch empfunden. Auch die Konzelebration mit exkommunizierten Bischöfen wird nicht akzeptiert. Die Trennungslinie verläuft dabei nicht entlang der Grenze zwischen registriertem „Untergrund“ und registrierter „offizieller Kirche“. Auch in der offenen Kirche ist für die meisten Gläubigen die sakramentale Einheit mit Rom absolut entscheidend. Von regierungsnahen Hardlinern war zwar immer wieder zu hören, diese „Mentalität“ sei engstirnig und hartherzig.

Doch der Brief Papst Benedikts vom 27. Mai 2007 bestärkte Chinas Katholiken in der Überzeugung, dass ihr Verständnis der Sakramente richtig ist. Sie sollten möglichst versuchen, von legitimen Bischöfen und Priestern die Sakramente zu empfangen. Seitens der Regierung hingegen wurde systematisch eine Strategie der sakramentalen Verwirrung verfolgt.

Päpstliche Anerkennung nach einer illegitimen Weihe erfordert Bitte, Reue, Beichte und Vergebung. Die Aufhebung der Exkommunikation ist immer dem Papst vorbehalten. Gerade nachträglich versöhnte und rechtlich anerkannte Bischöfe aber wurden hier regelmäßig zur Zielscheibe staatlicher Aggression. Das Schema ist immer dasselbe: Sie werden erpresst oder entführt und gezwungen zu konzelebrieren, um so Zweifel aufkommen zu lassen, ob sie nicht selbst erneut exkommuniziert sind. Da Rom vermeidet, sich unmittelbar zu äußern, lange prüft und dann privat regelt, macht sich bei den Gläubigen Unsicherheit breit, obwohl sie ein Recht darauf hätten, Bescheid zu wissen, wie es um ihren Bischof steht.

Auch mehr als ein halbes Jahrhundert dieser Strategie der Verwirrung hat es bisher jedoch nicht erreicht, Chinas Katholiken davon abzubringen, die Sakramente ausgesprochen ernst zu nehmen. Wahrscheinlich hatte der Missionar Alois Macheiner Recht, der darauf hinwies, dass der Konfuzianismus ein Talent zur Ehrfurcht förderte, was den Katholiken Chinas als sakramentale Propädeutik dienen konnte.

Um vor diesem Hintergrund den Aufschrei der chinesischen Katholiken angesichts des von Peking vorgeschlagen Bischofstausches zu verstehen, ist es hilfreich, die Hauptdarsteller des Dramas näher kennenzulernen.

Peter Zhuan Jianjian kam erst mit 76 Jahren, am Tag seiner Bischofsweihe, im Untergrund an. Bis dahin war sein kirchliches Leben in den Bahnen der offiziellen Kirche verlaufen. 1981, das Jahr des Attentates auf Johannes Paul II., war das erste Jahr der Hoffnung für die Katholiken Chinas seit Maos „langem Marsch“ und seiner Machtübernahme und dem fanatischen Religionshass, den die Kulturrevolution entfesselt und aufgepeitscht hatte. Priesterseminare wurden wieder geöffnet, allerdings unter strikter staatlicher Kontrolle.

Der 51-jährige Peter Zhuan trat trotzdem ein. Als Priester der offiziellen Diözese Shantou war Peter Zhuan automatisch bei der Patriotischen Vereinigung registriert. Nach dem Tod des Bischofs 1997 konnten sich Rom und Peking nicht auf einen Kandidaten einigen, und so akzeptierte Peter Zhuan es im Jahr 2006 mit der Genehmigung des Papstes, auch ohne die Zustimmung der Regierung die Bischofsweihe im Geheimen zu empfangen. Dass er sich damit Repressalien aussetzen würde, war klar. Denn nun war auch er Teil der Kirche, die immer noch, und in mancher Hinsicht zu Recht, als „Untergrundkirche“ beschrieben wird.

Auf der Seite Roms machte seine Weihe deutlich, dass es kein politisches Reinheitsgebot gibt, nach dem Kandidaten aus der offenen Kirche nur auf Regierungsdruck akzeptiert werden. Peking wollte ihn trotz seiner Legalität nicht. Unklar war: Sollte die Diözese prinzipiell vakant bleiben, um die Kirche zu schwächen, oder musste ein Idealkandidat der Regierung außer formeller Zugehörigkeit zur offiziellen Kirche noch andere Eigenschaften haben?

Im September letzten Jahres traf beim mittlerweile 88-jährigen Bischof Zhuan nun ein Brief aus Rom ein, der ihm nahelegte, er solle freiwillig zurücktreten, um einem bisher durch die Regierung anerkannten Bischof Platz zu machen. Peter Zhuan konnte es nicht glauben und wartete erst einmal ab. Im Dezember eskortierten ihn dann Sicherheitsbeamte nach Peking. Kein Priester der Diözese durfte ihn begleiten. Bei einem Treffen habe ein „Bischof des Vatikans“ die gleiche Forderung ausgesprochen. Bischof Zhuan schleuste daraufhin über den Hongkonger Kardinal Zen einen Brief an den Papst, was zu einem Treffen zwischen Papst Franziskus und Zen führte.

Nach dem Gespräch war Zen überzeugt, das Ganze beruhe auf einer Intrige hinter dem Rücken des Papstes, während das vatikanische Presseamt verlauten ließ, der Papst und seine Mitarbeiter handelten in vollem Einklang und die Aussagen von Kardinal Zen seien „bedauerlich“. Joseph Huang Binzhang, der 51-jährige Bischof, dem Zhuan Platz machen soll, ist bisher noch exkommuniziert. Priester seit 1991, Abgeordneter des Nationalen Volkskongress seit 1998, zweiter Vorsitzender der Patriotischen Vereinigung. Huang wurde von Papst Benedikt als Bischofskandidat abgelehnt und erhielt die ausdrückliche Anweisung, sich nicht zur Weihe anzubieten. Dass er sich 2011 dennoch ohne päpstliches Mandat weihen ließ, war nicht nur für die Diözese traumatisch.

Vor seiner illegitimen Weihe tauchte wie üblich eine Großzahl der Priester der Diözese ab. Einige wurden von Sicherheitsbeamten aufgegriffen und gezwungen teilzunehmen. Bischöfe aus anderen Bistümern wurden gegen ihren ausdrücklichen Willen mit Polizeieskorten angeliefert. Nur Bischof Paul Pei Junming aus Shenyang konnte sich retten. Nach einer Abstimmung unter dem Klerus seiner Diözese schützte ihn eine menschliche Mauer von Priestern und Gläubigen in der Kathedrale vor dem Zugriff der Sicherheitskräfte. Seine Treue in der Verkündigung der Lehre der Kirche und die ehrfürchtige Feier der Sakramente machten Peter Zhuang zum respektierten Bischof. Nun soll er seine ganze persönliche Autorität dazu einsetzen, der ihm anvertrauten Herde einen fragwürdigen Hirten zu verkaufen. Am unerklärlichsten an der ganzen Sache bleibt indes, warum Joseph Huang, wenn er als würdiger Nachfolger gelten soll, nicht schon längst mit Rom versöhnt ist.

Wie soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass die römische Kommission die politische Situation der sakramentalen als zweitrangig unterordnet? Was ist die eigentliche Absicht: Chinas Katholiken gute Hirten und Zugang zu den Sakramenten zu geben oder sie so umzuerziehen, dass sie das Fehlen nicht mehr als schmerzlich empfinden? Die Situation des zweiten vom Vatikan vorgeschlagenen Bischofstausches ist extremer. Bischof Vincent Zhan Silu gehört ebenfalls zu den letzten exkommunizierten Bischöfen. Seine Weihe diente keinem pastoralen Zweck, sondern fand im Jahr 2000 als ausdrückliche Geste der Herausforderung gegenüber Johannes Paul II. statt. Zhan verwaltete jahrelang lediglich sein von der Regierung bereitgestelltes Büro und zelebrierte gelegentlich Messen, denen außer Verwandten nur Beamte der Patriotischen Vereinigung beiwohnten. 2006 deklarierte er sich in einer Zeremonie der Selbstinstallation zum Diözesanbischof von Funing.

Die Diözese besteht zu neunzig Prozent aus Untergrundkatholiken und hatte bereits einen rechtmäßigen Bischof, der von der Regierung allerdings nicht anerkannt wurde. Um die Nachfolge in der Diözese zu regeln, bestimmte Papst Benedikt 2008 die Weihe von Vincent Guo Xijin zum Koadjutor der Diözese, obwohl die Regierung nicht zustimmte. Guo übernahm nach dem Tod des Ortsbischofs 2016 dann auch die Diözesanleitung, wurde aber jährlich vor der Karwoche von Sicherheitsbeamten abgeholt und für Wochen von der Kathedrale ferngehalten, um zu verhindern, dass er als Ortsbischof in Gemeinschaft mit seinen Priestern die Chrisammesse zelebrieren und die heiligen Öle für Taufe, Firmung und Krankensalbung weihen kann. Das sollte jeweils Zhan die Möglichkeit geben, als Bischof aufzutreten und eine exkommunizierte Hand im sakramentalen Spiel zu behalten, was ohne die Teilnahme von Klerus und Gläubigen aber nie so recht überzeugte.

Rom forderte nun von Vincent Guo Xijin, genau diesem illegitimen, exkommunizierten und bisher erfolglosen Usurpator freiwillig die Leitung der Diözese zu übertragen. Bischof Guo ließ wissen, er werde dem Papst gehorchen, doch wer hier profitieren solle, schien auch er nicht zu verstehen.

Während die Weltöffentlichkeit durch Zens Einspruch auf die Situation aufmerksam geworden war, wurde Guo wieder pünktlich zur Karwoche abtransportiert. Diesmal erfolgte die Entlassung nach einem Anruf aus Rom zwar bereits am nächsten Tag, doch ohne Effekt auf Guos Sakramentenverständnis. Er werde die Chrisammesse nicht mit Zhan konzelebrieren, schließlich sei dieser noch exkommuniziert.

Zwei der am wenigsten akzeptierten Bischöfe Chinas sind also augenblicklich der Preis, aber für was?

Ein Abkommen, das den Katholiken Chinas im Sonderangebot eine endlose Zufuhr kompromittierter Hirten verspricht, hätte bisher jeder Papst haben können. Was wäre passiert, wenn die Sache durch Kardinal Zens Intervention nicht aufgekommen wäre? Wäre deutlich geworden, dass diese Männer im Gehorsam handelten, oder hätten in der Darstellung des vatikanischen Pressebüros zwei Bischöfe einen versöhnlichen Schritt getan, weil sie erkannten, dass es ein pharisäischer Denkfehler ist, nicht zu kollaborieren? So wie es 2016 ganz unerwartet, nach fünf Jahren Hausarrest, der junge Bischof Ma aus Shanghai tat.

Wurde auf ihn etwa auch von Rom aus Druck ausgeübt? Die Priester und Bischöfe der Untergrundkirche als selbstgerecht und rigide darzustellen, weil ihre oberste Priorität nicht der Dienst an ihren Gläubigen sei, war von Anfang an Strategie der Patriotischen Assoziation.

Die Prinzipien einer selbst bestimmten und radikal unabhängigen Kirche Chinas, auf denen die Patriotische Vereinigung aufbaut, wurden von Papst Benedikt hingegen als mit der katholischen Lehre „nicht kompatibel“ bezeichnet. Ein Beitritt bei der Vereinigung besteht allerdings zunächst nur in einer Unterschrift, die nicht garantiert, dass der Beigetretene den mit der katholischen Kirche inkompatiblen Prinzipien entsprechend handeln wird. Was genau eine Mitgliedschaft konkret erfordert, unterscheidet sich zudem von Ort zu Ort.

Illegitime Weihen hingegen ziehen immer und überall die automatische Exkommunikation nach sich und werden auch von Gläubigen der offenen Kirche als blasphemisch empfunden. Im Vatikan konkurrierten ebenfalls zwei Denkrichtungen in Sachen Kollaboration, wie das Debakel um die irreführende offizielle Übersetzung des Briefs von Papst Benedikt an die Katholiken Chinas zeigte. In der chinesischen Version entstand der Eindruck, eine Mitgliedschaft bei der Patriotischen Vereinigung sei nicht nur möglich, sondern auch Anzeichen wahren pastoralen Eifers, während das Original das Gegenteil sagte. Auch damals war es Kardinal Zen, der Alarm schlug. Papst Benedikt berief daraufhin den Hongkonger Theologen Xavier Hon auf die höchste Stelle innerhalb der Kurie, die je von einem Chinesen eingenommen wurde. Er war wie Zen der Überzeugung, dass es durchaus noch gute Gründe für eine Untergrundkirche gibt. Seine jahrelange Erfahrung als Professor in offiziellen Seminaren auf dem Festland Chinas qualifizierte Hon als Kenner, vor allem auch der offenen Kirche Chinas.

Ein Kurswechsel und Rückkehr zur verhandlungsoptimistischen Kompromissbereitschaft des alten China-Teams war spätestens dann zu vermuten, als Papst Franziskus Erzbischof Hon als Nuntius nach Griechenland versetzte. Dass für China neue Zeiten anbrechen, scheint außer Zweifel. Präsident Xi Jinping hat das politische System autoritärer gemacht und bündelt immer mehr Macht in der eigenen Hand. Es fehlte ihm nur noch eine unbegrenzte Amtszeit, um über China als „Kaiser auf Lebenszeit“ zu herrschen.

Jetzt ist auch das eingetreten. Während der Vatikan verhandelte und der argentinische Kurienbischof Sanchez Sorondo China dafür lobte, die Soziallehre der Kirche weltweit „am besten“ umzusetzen, wurden dort bis zu einer Million uighurische Muslime willkürlich zeitweilig verhaftet.

Peking befürchtet die Infiltration von Extremisten aus Afghanistan und Pakistan. Seit April 2017 werden Muslime, die „starker religiöser Überzeugungen“ verdächtig sind, wie damals die Anhänger von Falung Gong, in psychiatrischen Anstalten gefoltert und in Umerziehungslagern festgehalten. Gleichzeitig scheint das Wachstum der katholischen Kirche zum ersten Mal seit der Kulturrevolution bei elf Millionen zu stagnieren oder eher sogar wieder zu fallen, während die Protestanten Zuwachs haben, und das nicht, weil sie besser kollaborieren. Mindestens zwei Drittel der über sechzig Millionen Protestanten sind nicht registriert, im Jahr 2016 allein wurden 1700 Hauskirchenleiter verhaftet. Während Rom im Dezember 2017 noch schnell versuchte, einen „freiwilligen Rücktritt“ der Untergrundbischöfe zu orchestrieren, und ein Abkommen vor Ostern anpeilte, war den chinesischen Verhandlungspartnern längst klar, welche Restriktionen die Katholiken unter den am 1. Februar in Kraft getretenen neuen „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“ erwarten würden.

Abkommen gab es im März keines, aber der Mann, der für Tausende von Kreuzentfernungen und den Abriss zahlreicher Kirchen im Jahr 2014 verantwortlich war, wurde in den innersten Zirkel des Präsidenten Xi Jinping befördert. Andere eifern ihm bereits nach.

In drei weiteren sehr katholischen Provinzen werden nun auch Kreuze abmontiert, nicht nur an Untergrundkirchen, sondern auch an offiziell registrierten. Bibeln dürfen chinaweit nicht mehr online verkauft werden und entsprechend den neuen Vorschriften dürfen Minderjährige nicht in Religion unterrichtet werden oder Kirchen betreten. Schilder mit der Direktive „Kein Zutritt für Minderjährige“ wurden bereits an vielen Kirchen angebracht.

In Zhengzhou wurde die Feier des Ostergottesdienstes durch eine Polizeirazzia unterbrochen, in der alle Minderjährigen gezwungen wurden, die Kirche zu verlassen. Dabei scheint es sich nicht um Experimente oder Lokalphänomene zu handeln, denn in allen drei Provinzen wird konsequent und koordiniert vorgegangen. In der Provinz Jiangxi wurden Katholiken informiert, sie hätten in ihren Wohnungen alle Bilder von Jesus durch das Porträt des Präsidenten Xi Jinping zu ersetzten, oder sie würden keine Sozialhilfe mehr erhalten. Auch die vermeintliche Rechtssicherheit einer Registrierung bei der Patriotischen Vereinigung erweist sich nun angesichts willkürlicher und prinzipiell verfassungswidriger Aktionen als nutzlos.

Sollte die Hoffnung auf ein Abkommen mit dem Vatikan sicherstellen, dass der medienwirksamste Papst aller Zeiten zu den Menschenrechtsverletzungen in China weiterhin konsequent schweigen würde?

Außer Zweifel steht, dass die Katholiken Chinas in diese neue Phase der Repression geschwächt eintreten, mit vierzig vakanten Bischofssitzen und zahlreichen Kompromissbischöfen, deren Loyalität sich erst erweisen muss. Mitte April erreichte der Bildersturm einen neuen Gipfel, als ein Bulldozer das Grab des verehrten Untergrundbischofs Peter Li Hongye zerstörte.

Bischof Li hatte nach Gefängnis, Arbeitslagern und Hausarrest bis ins hohe Alter seinen Gläubigen in extremer Armut bis zum letzten Atemzug gedient. Eine bessere Hommage an Bischof Li als ein zerstörtes Grab hätte sich dabei auch kein ins Exil verbannter Aktionskünstler Chinas ausdenken können, denn der beliebte Bischof war 91-jährig während der Feier der Osternacht gestorben, nachdem er über dem Taufwasser die Worte der Weihe gesprochen hatte: „…damit alle, die durch die Taufe mit Christus begraben sind in seinen Tod, mit ihm zum Leben auferstehen“.

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung für CNA Deutsch von Vatican Magazin. (CNA Deutsch)

Bischof Voderholzer: Das Kreuz gehört in den öffentlichen Raum

REGENSBURG – „Ausdrücklich begrüße ich es, wenn in öffentlichen Einrichtungen sichtbar ein Kreuz angebracht ist.“ Dies betonte der Regensburger Bischof, Rudolf Voderholzer, im Rahmen eines feierlichen Pontifikalamts am 1. Mai auf dem Habsberg anlässlich der Eröffnung der Wallfahrtssaison. „Vom Kreuz geht Segen aus und niemand muss vor ihm Angst haben.“

Dabei verwies der Bischof, wie das Bistum mitteilte, auf die bekannten Überlegungen des Staatsrechtlers und Verfassungsrichters Ernst-Wolfgang Böckenförde. Das Kreuz stehe für das vor-staatliche Fundament, auf dem unsere freiheitlich-demokratische Rechtsordnung aufgebaut ist. Ein solches Fundament könne kein Staat aus sich selbst heraus schaffen oder garantieren. Das, was die Menschen trägt und was sie glauben, lasse sich nicht gesetzgeberisch oder autoritativ herbeiführen. Historisch und sachlich sei dieses Fundament in Bayern, Deutschland und Europa der christliche Glaube.

Bischof Voderholzer:

„Die Bayerische Verfassung verweist mit Recht auf das Kreuz als Fundament für das öffentliche Zusammenleben in Freiheit, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit. Unser Werteverständnis und der gelebte Glaube begründen diese unsere Gesellschaft in ihrer freiheitlichen Grundordnung.“

Mit Blick auf die aktuelle Debatte um das Kreuz im öffentlichen Raum hob der Bischof hervor, dass es nicht darum gehe, das Kreuz zu instrumentalisieren, sondern ihm in Ehrfurcht zu begegnen.

Bereits in der vergangenen Woche hatte der Bischof in seiner Predigt zum Patronatsfest des Heiligen Georg in Amberg betont:

„Das Kreuz ist Inbegriff der abendländischen Kultur. Es ist Ausdruck einer Kultur der Liebe, des Erbarmens und der Lebensbejahung. Es gehört zu den Fundamenten Europas. Wenn wir zum Kreuz aufschauen, werden wir selber groß und werden wir erhoben aus Traurigkeit und Niedergeschlagenheit. Im Kreuz erkennen wir Hoffnung und Leben – beides errungen durch die Waffen der Liebe. Jede menschliche Gemeinschaft gewinnt Segen, Lebensfreude und Zukunft, die sich diesem Zeichen in seinem eigentlichen Sinne verpflichtet sieht. Um das zu bejahen, muss man nicht einmal an Gott oder Christus glauben.“


(CNA Deutsch)