Chile: Nicht alle chilenischen Bischöfe haben Rücktrittsgesuche geschrieben

Nach dem Treffen des chilenischen Episkopats mit dem Papst ging die Sensation über die Medienticker: „Alle Oberhirten haben dem Papst ihren Rücktritt angeboten.“

Vaticanhistory – Martin Marker

Nun berichtet der italienische Vatikan-Journalist Sandro Magister auf seinem Blog „Settimo Cielo“, die Sensation war wohl doch keine. Magister behauptet, nicht alle Oberhirten haben ein entsprechendes Rücktrittsgesuch verfasst.

In Rom hatten vom 15. bis 17. Mai 31 chilenische Ortsbischöfe und drei Emeriti mit dem Papst mehrere Krisengespräche zur Kirche Chiles geführt. In einer gemeinsamen Erklärung, nach den Gesprächen zum Missbrauchsskandal in Chile, hatten die Bischöfe geschrieben:

„Dass wir alle, die hier in Rom anwesend sind, schriftlich unsere Ämter in die Hände des Heiligen Vaters zurückgegeben haben, damit er frei über jeden von uns entscheiden kann“.

Laut Magister haben wohl nur 29 der 31 Ortsbischöfe dem Papst ein Rücktrittsgesuch übergeben. Zwei verzichteten auf ein derartiges Schreiben:

  • Bischof Santiago Silva, Militärbischof und Präsident der Bischofskonferenz und
  • Bischof Luigi Infanti della Mora, O.S.M., Apostolsicher Vikar von Ayen.

Von den drei Emeriti gab nur einer aus brüderlicher Solidarität ein Rücktrittsgesuch ab. Der gebürtige Spanier,

  • Bischof Juan Luis Ysern de Arce, Bischof (Emeritus) von San Carlos de Ancud.

Der emeritierte Erzbischof von Santiago de Chile, Francisco Kardinal Javier Errázuriz Ossa, gab ebenfalls kein Rücktrittsschreiben ab. Kardinal Errázuriz Ossa, der anfangs nicht nach Rom kommen wollte, ist immer noch Mitglied des Kardinalsrates K9, dem Beratungsgremium des Papstes zur Kurienreform in Rom. (vh – mm)

Dolan: Dem Papst zugeschriebene Aussage über Homosexualität könnte einer Klärung bedürfen

WASHINGTON, D.C. – Der Erzbischof von New York hat angesichts einiger Papst Franziskus zugeschriebener Aussagen über Homosexualität gesagt, diese seien zwar „rechtgläubige Lehre“, bedürften möglicherweise aber einer Klärung.

Kardinal Timothy Dolan bekräftigte die Aussage des Papstes gegenüber einem homosexuellen Mann, dem Franziskus in Rom begegnete, dass Gott ihn liebt:

„Das hätte Jesus gesagt, und das würde ich auch sagen. Das ist konservative, traditionelle, katholische und rechtgläubige Lehre. Der Katechismus besteht darauf.“

Genauso wenig, wie sexuelle Aktivitäten außerhalb einer Ehe zwischen Mann und Frau aus katholischer Sicht zu befürworten seien, sei andererseits jedwedes Verhalten akzeptabel, dass nicht der Würde und Achtung eines Menschen gerecht werde, einschließlich Homosexueller, betonte der Erzbischof von New York in seiner wöchentlichen Radiosendung.

„Was [der Papst] sagte, ist wunderbar, finden Sie nicht?“, fragte Dolan.

Franziskus hatte sich mit Juan Carlos Cruz getroffen, einem chilenischen Opfer sexuellen Missbrauchs durch Fernando Karadima. Cruz hatte über das Gespräch zur spanischen Zeitung „El Pais“ gesagt:

„Er hat mir gesagt, Juan Carlos, dass du schwul bist, spielt keine Rolle. Gott hat dich so geschaffen. Gott liebt dich so. Der Papst liebt dich so, und du solltest dich selbst lieben und dir keine Gedanken machen, was die Leute darüber sagen.“

Auf die Frage, ob und wie es zu verstehen sei, dass der Papst gesagt habe, Gott wolle, dass jemand sich zu Menschen gleichen Geschlechts hingezogen fühle, äußerte sich Kardinal Dolan vorsichtig und sprach von einer „aktuellen Debatte“ in „professionellen Kreisen“.

„Kommt man so auf die Welt oder ist es – ist es anerzogen oder ist es angeboren?… Ich glaube nicht, dass der Heilige Vater sich kompetent fühlen würde, darüber zu sprechen“, so Dolan gegenüber „The Catholic Channel“ im Digitalradio.

Dolan merkte an, dass, obwohl er keinerlei Anlass habe, an den Aussagen von Juan Carlos Cruz zu zweifeln, die Worte des Papstes „aus dritter Hand kommen: Was der Papst zu ihm sagte, sagte er wiederum der Presse. Somit würde man sich eine Klärung wünschen.“

Er wolle „ein bisschen Abwarten und Sehen“, qualifizierte der Kardinal seine Aussage, und fügte hinzu: „Lasst uns herausfinden, was der Heilige Vater genau gesagt hat.“

Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original. (CNA Deutsch)

Chile: Weitere Gespräche mit Missbrauchsopfern und erste Konsequenzen

Papst Franziskus wird vom 1. bis 3. Juni weitere Opfer des Missbrauchsskandals aus Chile im Vatikan treffen.

Vaticanhistory – Martin Marker

Wie der Vatikan mitteilt, hat Franziskus die Begegnungen im Vatikan schon vor einem Monat mit den jetzt Eingeladenen vereinbart. Die Gespräche werden in „Casa Santa Marta“ stattfinden. Die Überlebenden des Missbrauchs stammen aus dem Umfeld des verurteilten Priesters Fernando Karadima. Es handelt sich um fünf Geistliche, diese sollen von zwei weiteren Priestern und zwei Laien, die ebenfalls mit der Sache zu tun haben, begleitet werde.

Sonderermittler Charles Sicluna

Der durch den Papst als Sonderermittler in Chile eingesetzte Erzbischof Charles Scicluna hat mit den meisten durch Franziskus eingeladen Missbrauchsopfern bereits gesprochen. Sciclunas Bericht ist nach wie vor vertraulich geblieben. Letztlich hatten seine Ermittlungen den Papst dazu bewogen, das chilenische Episkopat vom 15. bis 17. Mai zu Krisengesprächen in den Vatikan zu laden. Als Folge hieraus haben die Ortsbischöfe geschlossen dem Papst ihren Rücktritt angeboten. Personelle Entscheidungen aus den Krisengesprächen sind bisher noch nicht bekannt geworden.

Mit den neun geladenen Opfern setzt Franziskus seine Aufklärungsstrategie fort und drückt seine Nähe zu ihnen aus. Er will sich mit ihnen über Präventionsmaßnahmen beraten.

Neuer chilenischer Missbrauchsskandal

Der neuerliche Skandal stammt aus dem Bistum Rancagua. Der verantwortliche Bischof Alejandro Goić Karmelic hat am Wochenende mehrere Priester suspendiert, nachdem sexuelle Vorwürfe gegen sie erhoben wurden. Er entschuldigte sich dafür, dass er nicht früher reagiert habe, als ihm die Vorwürfe zur Kenntnis gebracht wurden.

„Ich bitte in diesem Fall um Vergebung für meine Taten“,

sagte der Bischof in einer Erklärung vom 19. Mai. Nach verschiedenen Medienberichten hat Bischof Alejandro Goić Karmelic offensichtlich 12 Priester suspendiert.

Man darf davon ausgehen, dass diese Maßnahme eine erste Konsequenz aus den Krisengesprächen des chilenischen Episkopats mit Papst Franziskus darstellt. Nachdem der Heilige Vater nun weitere Gespräche mit Missbrauchsopfern angekündigt hat, wird man auf seine Personalentscheidungen zur Veränderung des chilenischen Episkopats noch warten müssen. (vh – mm)

Nach Vertuschungs-Urteil: Erzbischof von Adelaide lässt Amt ruhen

ADELAIDE – Es ist – zumindest vorerst – kein Rücktritt: Nach seiner Verurteilung wegen der Vertuschung von Kindesmissbrauch hat der Erzbischof von Adelaide angekündigt, sein Amt ruhen zu lassen.

Angesichts des gestern verkündeten Urteils werde er sein Amt bis auf weiteres nicht mehr ausüben, so Erzbischof Philip Wilson in einer Mitteilung.

Er leite nun die Schritte ein, die sicherstellen, dass die Angelegenheiten des Erzbistums verantwortungsbewußt geregelt sind. „Sobald dies gewährleistet ist, lasse ich mein Amt als Erzbischof ruhen“, so Wilson laut einem Bericht des Rundfunksenders „ABC“.

„Sollte es zu einem bestimmten Zeitpunkt notwendig oder angemessen werden, weitere formale Schritte zu unternehmen, einschließlich des Rücktritts als Erzbischof, werde ich dies tun“.

Wie CNA Deutsch berichtete, wurde Wilson von einem Gericht in Neusüdwales für schuldig befunden, einen Missbrauch an vier Jugendlichen durch einen Priester vertuscht zu haben, von dem er im Jahr 1976 durch eines der Opfer persönlich in einem Gespräch erfuhr.

Der von der katholischen Kirche in Australien eingesetzte Rat für Wahrheit, Gerechtigkeit und Heilung – Truth, Justice and Healing Council – hatte nach Bekanntwerden des Urteils den Rücktritt Wilsons gefordert. (CNA Deutsch)