Neuer Generaloberer bei der Piusbruderschaft

ECÔNE – Das Generalkapitel der Priesterbruderschaft St. Pius X. hat Pater Davide Pagliarani für zwölf Jahre zum neuen Generaloberen gewählt. Das teilte die Piusbruderschaft auf ihrer Webseite mit.

Der neue Generalobere ist 47 Jahre alt und italienischer Staatsbürger. Er empfing im Jahr 1996 aus der Hand seines Vorgängers, Bischof Bernard Fellay, die Priesterweihe. Am heutigen Donnerstagen wurden die beiden neuen Generalassistenten gewählt. Es handelt sich um Bischof Alfonso Galarreta (61) und Pater Christian Bouchacourt (59).

Der neue Generalobere

Bevor er 2012 zum Rektor des Seminars „Maria Miterlöserin“ im argentinischen La Reja ernannt wurde, übte Pater Pagliarani das Amt des Distriktoberen für Italien aus. Nach der Annahme der Wahl habe Pater Pagliarani in der Seminarkirche von Ecône das Tridentinische Glaubensbekenntnis und den Antimodernisten-Eid abgelegt, so die Mitteilung weiter. Das Generalkapitel wird bis zum 21. Juli fortgeführt.

Hintergrund

Die 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründete Piusbruderschaft hat nach eigenen Angaben über 600 Priester, die weltweit in knapp 800 Messzentren wirken und auf allen Erdteilen vertreten sind. Die Priestergemeinschaft hat keinen voll anerkannten kanonischen Status. Seit Jahren steht sie immer wieder in Verhandlungen mit dem Vatikan bezüglich einer vollen Anerkennung.

Im Jahr 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der 1988 unerlaubt geweihten Bischöfe auf, die ein Haupthindernis für eine Annäherung gewesen war. Papst Franziskus verfügte im Zuge des Jahres der Barmherzigkeit, dass die Beichte bei Priestern der Bruderschaft erlaubt gehört werden kann; seit März 2017 können Priester der FSSPX auch – mit der Erlaubnis von Franziskus – die Ehe zwischen Gläubigen schließen, die von ihnen pastoral betreut werden. (CNA Deutsch)

Der „neue Benedikt“

Benedikt über Benedikt und die Benedikt-Option: Eine brisante Lektion für heute.

Am heutigen 11. Juli feiert die Kirche den großen Heiligen und Begründer des abendländischen Mönchstums, Benedikt von Nursia. Somit hat auch der Mann Namenstag, der erst spät im Leben diesen angenommen hat: Papst emeritus Benedikt XVI.

Über den Schutzpatron seines Pontifikates sprach der „Theologen-Papst“ in seiner Generalaudienz vom 9. April 2008, und erinnerte an ein Zitat seines eigenen heiligen Vorgängers, Papst Gregor dem Großen, aus dem Jahr 592:

„Nicht nur die zahlreichen Wunder des Gottesmannes wurden in der Welt berühmt, sondern auch das Wort seiner Lehre strahlte hell auf“.

Der heilige Benedikt war kaum 50 Jahre zuvor gestorben, erinnerte der Papst aus Bayern die Gläubigen und Pilger, und Gregor der Große skizzierte in seinen „Dialogen“ das Leben, das vorbildliche Wirken, auch die Wunder Benedikts: „Er bietet uns also ein Modell des menschlichen Lebens als Aufstieg zum Höhepunkt der Vollkommenheit“, so der Papst an die Menschen heute.

Doch nicht nur der Heilige ist aktueller denn je: Auch seine Zeit ist von brisanter Aktualität.

Wer die Worte von Papst Benedikt XVI. über Benedikt von Nursia hört, wird sofort an die Parallelen zur heutigen Zeit erinnert, wurde doch damals wie heute die Welt „von einer schrecklichen Krise der Werte und Institutionen erschüttert“, die unter anderem durch „das Eindringen der neuen Völker und den Verfall der Sitten verursacht worden war“, so der deutsche Pontifex.

Der „neue Benedikt“

Damit beschreibt der Papst – wohlgemerkt in einer Generalaudienz – in wenigen Worten, aber umso eleganter, eine Parallele, die ja auch das nun auf Deutsch erschienene Buch „Die Benedikt-Option“ aufgreift, und welche die existentielle Debatte um die Zukunft des Christentums im säkularisierten Westen trefflich scharf kommentiert. Mehr noch: Benedikt XVI. schlägt, mit der ihm eigenen Brillanz, den Bogen zu einer zweiten, nicht minder brisanten Frage: Der Zukunft eines Europas, das seine eigenen Wurzeln verleugnet.

„In der Tat erwiesen sich das Werk des Heiligen und in besonderer Weise seine »Regel« als Überbringer eines echten geistlichen Sauerteigs, der im Lauf der Jahrhunderte weit über die Grenzen seiner Heimat und seiner Zeit hinaus das Antlitz Europas veränderte, indem er nach dem Zerfall der politischen Einheit, die durch das Römische Reich geschaffen worden war, eine neue geistliche und kulturelle Einheit hervorbrachte, nämlich jene des christlichen Glaubens, den die Völker des Kontinents teilten. Gerade so entstand die Wirklichkeit, die wir »Europa« nennen“.

Der Benedikt der Gegenwart erinnert an den Weg, den der Namensvetter und Schutzpatron aus dem 5. Jahrhundert ging: „Des städtischen Treibens und Lebensstils überdrüssig und getragen vom Wunsch, Gott zu gefallen, zog er sich bald in die Einsamkeit zurück“. Und wieder fällt die Parallele auf: War das nicht auch der Weg des „neuen Benedikts“?

Die Jahre des Eremitenlebens waren, schreibt der Mann, der nun selber als „Eremit von Mater Ecclesiae“ zurückgezogen lebt und betet, „für Benedikt eine Zeit der Prüfung, der Reifung und der Überwindung tiefster Versuchungen des Menschseins“. Doch durch sein Wirken habe der damalige Benedikt entscheidenden Einfluß auf die Formung der europäischen Kultur und Zivilisation ausgeübt.

Das Wirken und der Einfluß indessen, den der „neue Benedikt“, Joseph Alois Ratzinger, in unserer Zeit entfaltet: Das wird wohl auch erst im Lauf der kommenden Jahrhunderte voll begriffen und geschätzt werden können. Wer weiß? Vielleicht von einem weiteren Benedikt. Nicht nur unsere Zeit kann einen solchen dringend brauchen.

Anian Christoph Wimmer ist Chefredakteur von CNA Deutsch. (CNA Deutsch)