Mit einer Papstmesse am Dienstagabend beginnt in Rom die 20. Generalversammlung von Caritas Internationalis. Delegierte von 164 nationalen katholischen Wohlfahrtsverbänden kommen zusammen, um die Leitlinien für die Arbeit der nächsten Jahre bis 2019 zu verabschieden sowie einen neuen Präsidenten des Dachverbandes zu bestimmen. Zur Wahl stehen zwei Kandidaten: Kardinal Luis Antonio Tagle von Manila und der maronitische Erzbischof Youssef Soueif von der Erzeparchie Zypern. Der bisherige Amtsinhaber, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, kann gemäß den Satzungen nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten. Die Wahl findet am Donnerstag statt.
Das Motto der Generalversammlung lautet „Caring for Creation“, auf die Umwelt achten. Martina Liebsch, die Leiterin des Grundlagenreferates bei Caritas Internationalis in Rom, sprach mit Radio Vatikan über die Punkte der bevorstehenden Generalsversammlung, die alle vier Jahre stattfindet.
„Wir wissen, dass wir, wenn wir weiter so leben wie bisher, die Erde eigentlich zweieinhalb Mal bräuchten. Es braucht ein Umdenken. Diese Generalversammlung dient auch dazu, unsere Mitglieder zu hören. Zum einen, wie sie darüber denken, was sie vielleicht auch für Praktiken fördern, aber eben auch auf diese Linie einzuschwören.“
Was sind die Schwerpunkte des Rahmenplanes, den die Caritas-Delegierten besprechen und verabschieden werden?
„Ein starkes Thema, das auch von Franziskus vorgegeben worden ist, ist: Wie können wir das umsetzen, eine arme Kirche für die Armen zu sein. Das ist sicher kein neues Thema, aber von Franziskus sehr stark hervorgehoben worden. Wie können wir das als Caritas umsetzen? Das ist der Auftakt von dieser Generalversammlung und besonders wichtig. Ansonsten werden wir einige der Themen mit denen wir bereits gearbeitet haben, weiter beibehalten: Klimawandel, Nahrungsmittelsicherheit, Migration, Gesundheit bzw. Epidemien. Die neuen Entwicklungsziele werden eine große Rolle spielen. Natürlich wird uns weiterhin das Thema Friedenssicherung stark beschäftigen. Wir haben sehr viele Konflikte, zu denen die Caritas arbeitet im Sinn wo die Caritas Hilfe leistet, auch das wird weiterhin ein starkes Thema sein.“
Gibt es auch richtig neue Themen, die sich für Caritas abzeichnen?
„Als ganz neue Themen, die im Verborgenen geschlummert habe, aber jetzt an die Oberfläche kommen, ist das Thema Ressourcen, natürliche Ressourcen. Vor allem im Bereich Bodenschätze, die manchmal skrupellose Ausbeutung der Bodenschätze, die enorme Auswirkungen hat auf die Menschen, die an den Orten leben – Menschen werden vertrieben, Boden wird vergiftet.“
Das einführende Referat hält der – im Vatikan bis vor kurzem weniger wohlwollend aufgenommene – Befreiungstheologe Gustavo Gutierrez. Was erwarten Sie von seinem Beitrag?
„Es ist erstens eine große Freude, dass er mit uns reden wird, ich hatte einmal schon das Glück ihn zu hören, er wird zu der Öffnungs-Plenarsitzung reden, die um das Thema „eine arme Kirche für die Armen“ geht. Die Kirche in Lateinamerika ist oft eher in der Lage oder setzt das eher um als eine Kirche im Norden; das ist eine persönliche Wahrnehmung, und ich denke, Gutierrez kann das gut vermitteln und auch anregen und sehr inspirierend sein, damit wir in dieser Richtung gehen.“
Frauenanteil in Caritas-Führungspositionen niedrig
Zum ersten Mal ist auch eine Gruppe von rund 50 außerordentlichen Caritas-Gästen zur Vollversammlung eingeladen, berichtete Martina Liebsch. Damit habe man bei dem Treffen den Frauenanteil erhöhen wollen – bis vor zwei Jahren waren 16 Prozent der nationalen Caritas-Leiter Frauen, doch der Anteil ist Liebsch zufolge inzwischen gesunken. Zum anderen seien gezielt junge Caritas-Mitarbeiter eingeladen worden. „Wir möchten ihnen den Raum bieten, in dem sie sich gegenseitig kennenlernen und ihr eigenes Programm entwickeln können und uns als Gesamtcaritas auch etwas zu sagen haben“, erklärte Liebsch. Zwei dieser jungen Caritas-Hauptamtlichen werden an den Plenarsitzungen auch Vorträge halten. Die dritte Gruppe der „außerordentlichen“ Gäste seien Caritas-Mitarbeiter von der Basis. Sie sollen in die Debatten bei der Generalversammlung „vielleicht auch korrigierend eingreifen, wenn wir von einer Leitungsebene aus Dinge etwas zu einfach oder zu kompliziert sehen“, erklärte Liebsch. (rv)
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