Die Aufteilung der Bootsflüchtlinge per Quote zeigt, dass Europa gegenüber den Migranten nicht gleichgültig ist. Davon ist der für Migrationsfragen zuständige Kurienkardinal Antonio Maria Vegliò überzeugt. Im Gespräch mit Radio Vatikan äußerte der Präsident des Päpstlichen Migrantenrates aber auch deutliche Kritik: Es sei „unglaublich“, wie die Politiker in der Europäischen Union mit dem Thema umgingen. „Es ist klar, dass die genannten Zahlen, die die entsprechenden Ländern bereit wären, aufzunehmen, lächerlich sind, wenn man sie mit den realen Zahlen der Flüchtlinge vergleicht. Deshalb sind die bisherigen Beschlüsse aus unserer Sicht ungenügend.“
Die politische Diskussion in Brüssel dürfe sich nicht auf Zahlen beschränken, fuhr Vegliò fort. Es gehe um die Würde von „konkreten Menschen“.
„Wir müssen in Europa unsere Egoismen überwinden. Der Andere wird uns immer irgendwie stören, weil er da ist und ein bisschen von unserem Reichtum nimmt. Egoismus gehört leider zur menschlichen Natur. Doch wir müssen ihn überwinden und vor allem eines beachten: Flüchtlinge sind Menschen und keine Zahlen oder Pakete!“
Wer dem Flüchtlingsproblem begegnen wolle, müsse allerdings nicht nur das Thema Migration anpacken, sondern auch etwas gegen die derzeit 52 Kriege unternehmen, die es weltweit gibt. Denn überall, wo Konflikte und Gewalt herrschten, gebe es Menschen, die bereit sind, zu fliehen, erinnert Vegliò. (rv)
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