„Die Erwartungen an die Synode sind riesig und ich habe ernsthaft die Sorge, dass viele Erwartungen enttäuscht werden“. Das sagt Erzbischof Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg, über das wichtigste und emotionalste Thema, das die weltweite Kirche derzeit diskutiert. Heße ist ein ‚Bischof in Ausbildung‘, im Januar diesen Jahres zum Erzbischof ernannt und im März geweiht, absolviert er in diesen Tagen seinen Ausbildungskurs in Rom. 125 Bischöfe nehmen daran teil, die überwiegende Mehrheit derer, die im Laufe des vergangenen Jahres zu Bischöfen geweiht wurden.
In den informellen Gesprächen unter den Bischöfen würden die Debatten um die Synode eine Rolle spielen, so Heße, man spreche über die Unterschiedlichkeit der Situationen von Ehe und Familie in der Kirche. „Ich habe den Mitbrüdern erzählt, wie das in Deutschland ist, das sieht in manchen europäischen Ländern ähnlich aus, aber in Übersee sieht die Welt ganz anders aus. Afrikaner haben wir interessanterweise keinen einzigen in dem Kurs. Ich wette, wenn da noch afrikanische Bischöfe wären, die brächten noch einmal ein anderes Licht in die ganze Diskussion.“ Heße schwärmt von der Vielgestaltigkeit der Kirche, die sich in seinem Kurs zeige. Die Situationen der Kirche sei verschieden, „die Weltkirche ist ziemlich bunt und dadurch ziemlich reich“.
Aber er empfinde es gleichzeitig auch als schwierig, die Sichtweise der eigenen, der deutschen Kirche zu vermitteln. Schade sei, wenn einiges zu schnell abgetan werde, das bedauere er. „Vieles von dem, was an Diagnose gesagt wird, ist ja nicht von der Hand zu weisen. Ich bin der Meinung, dass wir erst einmal wahrnehmen müssen, was ist, um dann zu schauen, wie die Ideale, die wir als Kirche auch zurecht haben, umsetzbar und lebbar sind. Mir scheint es so zu sein, dass die Wirklichkeit der Menschen, die Wirklichkeit von Ehe und Familie sich so gewandelt hat, dass man fast davon sprechen muss, dass sie sich verflüssigt hat und dass es gar nicht mehr so leicht ist, unsere Ideale in diese veränderten Lebensformen hineinzubringen. Wie wir da eine Brücke schlagen können und das, was wir berechtigt vertreten, so vermitteln können, dass es gelebt werden kann, das scheint mir die entscheidende Frage der Synode zu sein, ohne sie auf „geschieden-wiederverheiratet“ und „Homosexualität“ zu begrenzen.“
Es gehe nicht nur um einzelne Sachfragen, so Erzbischof Heße, er würde sich wünschen, den engen Blick auf eine umfassende Perspektive zu weiten. „Die Erwartungen sind irgendwie geweckt worden, sie stehen im Raum und klar wird ja sein, dass die Synode sicherlich nicht eine Entscheidung trifft – das war noch nie bei einer Synode. Das heißt also, wer jetzt meint, einen Tag nach der Synode die Ergebnisse verkündet zu bekommen, der wird auf jeden Fall enttäuscht werden. Wie differenziert man da heran geht und wie sich das weiterentwickelt, da bin ich sehr gespannt.“ (rv)
Sehr geehrter Herr Erzbischof Heße! Ich frage mich: WER wird denn enttäuscht werden? Sie, die Kleriker oder wir, das (dumbe) Volk??? Verstehen Sie eigentlich wirklich, dass wir Frauen uns immer noch vom Patriarchat gegängelt fühlen? Schließlich machen wir doch rund 50% der Menschheit aus! Aber Männer – weder Ehemänner noch Väter – bestimmen über uns! Sie schreiben: "Ich bin der Meinung, dass wir erst mal wahrnehmen müssen, was ist, und dann zu schauen, wie die Ideale – Frage: wessen Ideale??? – umsetzbar und lebbar sind." Und weiter: "…dass es gar nicht mehr so leicht ist, unsere (!) Ideale – Frage: also Ihre oder der Frauen Ideale ? – in diese veränderten Lebensformen hineinzubringen." Sie denken nicht daran, Frauen darüber zu befragen! Eine Brücke wollen Sie also doch zu uns schlagen! Herr Erzbischof, wir hoffen und wünschen uns, dass nicht wir Frauen enttäuscht werden, sondern die Herren Kleriker! Und, Ihrem Wunsche folgend, dass der Papst den Mut hat, "den engen Blick auf eine umfassende Perspektive" zu weiten! Möge der Hl. Geist auch hier wieder aktiv werden! Grüß Gott!