Schon in den Evangelien wird das Thema Ehe und Familie „ganz unterschiedlich durchdekliniert“. Darauf macht Kurienkardinal Gianfranco Ravasi im Gespräch mit Radio Vatikan aufmerksam. So sei der erste Evangelist Markus „radikal“, wenn er Jesus von der Unauflöslichkeit der Ehe sprechen lasse. „Matthäus wiederholt diese Radikalität, nennt dann aber eine Ausnahme; das bedeutet, dass er das pastorale Problem in seiner Komplexität wahrnimmt.“ Ravasi bezieht sich damit auf einen Satz Jesu in Matthäus 19: ‚Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch.’
Der Präsident des Päpstlichen Kulturrates vergleicht die Bischofssynode mit dem sogenannten Apostelkonzil von Jerusalem, von dem das 15. Kapitel der Apostelgeschichte berichtet. Dort sei ein „Kompromiss“ zwischen juden- und heidenchristlichen Positionen geschlossen worden. Allerdings habe sich später herausgestellt, „dass das Problem dadurch nicht völlig gelöst wurde“, weil die vom Apostelkonzil behandelte Frage im Lauf der frühen Kirchengeschichte noch mehrfach aufgetaucht sei.
Von der Synode erhofft sich Kardinal Ravasi, dass sie konfessionell oder religiös gemischte Ehen und Familien ganz neu in den Blick nimmt. Der interreligiöse Dialog und das Gespräch mit den Nichtglaubenden, „die wir auf höherer Ebene zu knüpfen versuchen“, sollten jetzt auch „in den Bereich der Familien durchbrechen“. (rv)
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