Das Abschlussdokument der Bischofssynode zu Ehe und Familie wird rund 100 Seiten lang. Am Samstagnachmittag wird das Abschlusspapier vom Generalrelator der Synode – also ihrem Berichterstatter – Kardinal Peter Erdö vorgelesen. Danach werden die Synodenväter über jeden einzelnen Paragraphen abstimmen. Das erläuterte am Donnerstag bei der Pressekonferenz im Vatikan der indische Kardinal Oswald Gracias, Mitglied der zehnköpfigen Synodenkommission, die für die Fertigstellung des Abschlussdokuments zuständig ist. Gracias ist auch Vorsitzender der indischen Bischofskonferenz und der Bischofskonferenzen Asiens. „Wir hatten bereits einen kurzen Austausch mit dem Papst, der uns bei unseren Arbeiten besucht hat“, so Gracias. Bisher gab es bis zu etwa 800 Änderungswünsche – auch Modi genannt – und seine Kommission habe nun versucht, die Modi auszuwerten. Er sei auch optimistisch, weil es sich um einen Text handeln werde, der allgemeine Richtlinien angeben wird und nicht auf Einzelfälle eingehen werde. „Die Präambel wird wohl erst am Freitag fertig sein“, so Gracias. Was der Papst aber mit dem Dokument machen wird, sei ihm überlassen, wiederholte der indische Kardinal eine bisher oft gehörte Tatsache.
Abschlussdokument ab Donnerstagabend
Die Synodenväter werden den Text für das Abschlussdokument am Donnerstagabend erstmals sehen. Im Gegensatz zur letzten Synode im vergangenen Jahr gab es diesmal weniger kontroverse Modi und dafür viele Wiederholungen, deshalb sei er zuversichtlich, dass ein „guter Text“ zur Abstimmung stehen werde.
Keine kontroverse Meinung zur Synode hat auch der Bischof von Los Angeles, José Horacio Gomez, der auch für das berühmte Spielfilmviertel Hollywood zuständig ist. Bei der Pressekonferenz scherzte Vatikansprecher Federico Lombardi, dass der Bischof von Hollywood und jener von Bollywood – Gracias ist Bischof von Bombay – einer Meinung seien. Und dies liege wohl auch daran, dass die Arbeit der Synode gut verlaufe. Der Synodensekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri werde den Synodenvätern die Abstimmungsprozedur am Donnerstag erläutern, vorgesehen sind Debatten zwischen Donnerstag und Freitag über die bearbeiteten Dokumente. Bis Freitag um 14 Uhr können schriftlich noch Änderungswünsche eingebracht werden, am Freitagabend dann werden die letzten Textverbesserung getätigt und am Samstagnachmittag – wie gesagt – wird der Abschlusstext vorgelesen und darüber abgestimmt.
„Familiaris Consortio 2.0“
Der indische Kardinal könne sich vorstellen, dass es am Schluss sozusagen eine „Familiaris Consortio 2.0“ herauskommen könne. Die Familiensynode von Johannes Paul II. vor 30 Jahren sei immer noch wichtig, allerdings habe sich in der Zwischenzeit „einiges auf der Welt verändert“, so Gracias. Gerade diese Änderungen hätten dazu geführt, dass diese Synode 2015 überhaupt stattfinden konnte.
Dezentralisierung wegen Kulturunterschieden
Journalisten wollten wissen, ob die von Papst Franziskus gewünschte Dezentralisierung bei pastoralen Fragen eine Rolle spielen würde. Gracias verwies darauf, dass in Afrika Probleme mit Polygamie, in Europa mit Geschiedenen und „sein“ Asien wiederum andere Probleme habe und dennoch sei die Kirche eine Einheit und der Glaube derselbe. „Aber man muss die verschiedenen kulturellen Kontexte beachten“, fügte er an. Spezifische Probleme für einzelne Regionen bedürfen gezielter Lösungen.
Papst geht es blendend
Erzbischof Gomez ging auf den Gesundheitszustand des Papstes ein, nachdem am Mittwoch die „Gehirntumor-Meldung“ und die Vatikan-Dementierung die Runden machten. „Diese und andere Gerüchte haben die Synode überhaupt nicht beeinflusst. Es gibt Meinungsverschiedenheiten, aber das hat nichts mit den Gerüchten zu tun“, präzisierte der US-Erzbischof von Los Angeles. Er fügte an, dass es für die Familien wichtig sei, dass sie vereint bleiben könnten und beispielsweise nicht gezwungen seien, auszuwandern. Dem pflichtete auch der dritte Gast bei der Pressekonferenz bei: Kardinal Soane Patita Paini Mafi ist Bischof von Tonga. Er verwies darauf, dass in Ozeanien die Herausforderungen für die Menschen vor allem an die Klimaveränderungen gebunden seien. „Unsere Existenz hängt davon ab. Das beeinflusst sogar die Werte der Familie“, so Kardinal Mafi. Dazu komme der gesellschaftliche Wandel durch die wirtschaftliche Globalisierung. „Viele wandern aus“, so Mafi. Er betonte vor allem die Rolle der Frauen in der Kirche. Diese müsse gestärkt werden. „Dazu ist auch zu sagen, dass wir auch die Gewalt gegen Frauen nicht vergessen sollten!“, so Mafi. Hier sei die Kirche gefragt. Bei der Synode sei ein breiter Konsens darüber, dass die Würde der Frau gewahrt und gefördert werden sollte, sagten alle drei Gäste bei dem Pressebriefing. (rv)
Du musst angemeldet sein, um kommentieren zu können.