Eine der großen Gestalten des Kardinalskollegiums ist tot: Kardinal Ján Chryzostom Korec starb an diesem Samstagmittag. Er war 91 Jahre alt geworden.
Korec war Jesuit, emeritierter Bischof von Nitra in Slowenien und während des kommunistischen Regimes in der Tschecheslowakei eine der führenden Persönlichkeiten der katholischen Kirche im Untergrund. Sein Einsatz für Freiheit und Demokratie inspirierte viele Dissidenten verschiedenster Couleur. Schon mit 27 Jahren wurde Korec 1951 heimlich zum Bischof geweiht. Neun Jahre lang arbeitete er in einer Fabrik und wirkte gleichzeitig als Untergrundbischof und –priester; als seine Tarnung 1960 aufflog, wurde er wegen Verrats zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Ein Schicksal, das er mit vielen anderen Priestern teilte: Etwa 200 Priester und sechs Bischöfe begegneten ihm hinter Gittern.
„Die Nacht der Barbaren“
Während des Prager Frühlings 1968 kam der Schwerkranke auf freien Fuß und konnte zum ersten Mal öffentlich die Messe feiern. Im Jahr darauf wurde er vom Regime rehabilitiert und durfte zu einer Begegnung mit Papst Paul VI. nach Rom reisen. Dabei erhielt er – 18 Jahre nach der Bischofsweihe – seine Bischofsinsignien, die er allerdings erst nach der Wende 1989 in der Öffentlichkeit tragen konnte.
Nach der Freilassung arbeitete Korec in Bratislava zunächst als Straßenkehrer, später als Arbeiter in einer Chemiefabrik. 1974 wurde er erneut zu einer Haftstrafe verurteilt, diesmal zu vier Jahren. Wegen seiner Krankheit kam er aber auf freien Fuß und konnte weiter in der Fabrik arbeiten. Etwa 120 Priester hat Ján Chryzostom Korec während des kommunistischen Regimes heimlich geweiht.
Nach der Wende wurde Korec 1990 Bischof von Nitra, ein Jahr später Kardinal und zeitweise auch Vorsitzender der Slowakischen Bischofskonferenz. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter das in viele Sprachen übersetzte „Die Nacht der Barbaren – Als Geheimbischof in der Kirche des Schweigens 1950–1970“. 2014 würdigte ihm die slowakische Post zu seinem 90. Geburtstag mit einem Sonderstempel.
Mit Korec’ Tod sinkt die Zahl der Kardinäle auf 218. 118 von ihnen wären nach heutigem Stand zur Teilnahme an einem Konklave berechtigt. (rv)
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