Die vatikanische Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen zwei italienische Journalisten aufgenommen. Das bestätigte Vatikansprecher Federico Lombardi am Mittwochabend. Grund ist die Veröffentlichung vertraulicher Dokumente des Heiligen Stuhls. Die Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi hatten namentlich Unterlagen aus dem vatikanischen Wirtschafts- und Finanzbereich letzte Woche, unabhängig voneinander, in Buchform veröffentlicht. Damit haben sie, so der Verdacht, gegen das Vatikangesetz IX SCV, Artikel 116 bis c.p., verstoßen.
Das Gesetz war vor zwei Jahren als Reaktion auf einen ersten sogenannten Vatileaks-Skandal in Kraft gesetzt worden. Es stellt die Verbreitung vertraulicher Mitteilungen und Dokumente unter Strafe. Schon damals hatte der Autor Nuzzi eine wesentliche Rolle bei dem Skandal: Er veröffentlichte im Jahr 2012 Dokumente, die direkt vom Schreibtisch des damaligen Papstes Benedikt XVI. gestohlen worden waren. Täter war damals der Kammerdiener. Papst Franziskus hat am letzten Sonntag die Täter des neuerlichen Geheimnisverrats ungewöhnlich offen kritisiert. Er sprach beim Angelusgebet in Rom von einem „Verbrechen“. Ein aus Spanien stammender Kurien-Monsignore sitzt deswegen im Vatikan in Untersuchungshaft.
Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass die vatikanische Staatsanwaltschaft gegen italienische Journalisten ermittelt. Gegen Nuzzi und Fittipaldi wurden Beweismittel sichergestellt. In Gang gebracht wurden die Ermittlungen durch die vatikanische Gendarmerie. Geprüft werden nach Angaben Lombardis „auch die Taten einiger weiterer Personen, die dabei geholfen haben könnten, an die Unterlagen heranzukommen“. Ein Rechtshilfe-Ersuchen an die italienischen Behörden hat der Vatikan bislang noch nicht gestellt. (rv)
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