Die Barmherzigkeit ist der Tragepfeiler des Lebens der Kirche, die erste Wahrheit ist diese Liebe Christi. Das betonte Papst Franziskus an diesem Freitag bei der Audienz für die Mitglieder der Glaubenskongregation. Ausdrücklich dankte er der vatikanischen Behörde für ihren Einsatz gegen den Missbrauch von Kindern; zur Kongregation gehört auch der Promotor Iustitiae, etwa einem Staatsanwalt entsprechend, zu dessen Aufgaben die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle der Vergangenheit gehört.
„Wenn wir am Abend unseres Lebens gefragt werden, ob wir den Hungernden zu essen gegeben haben und etwas zu trinken den Durstigen, dann wird man uns auch fragen, ob wir Menschen geholfen haben, ihren Zweifeln zu entkommen, ob wir die Sünder begleitet haben, indem wir sie ermutigten oder korrigierten, und ob wir fähig sind die Unwissenheit zu bekämpfen, vor allem was den christlichen Glauben und das gute Leben betrifft“. Damit bezog sich der Papst auf alle Werke der Barmherzigkeit, die in diesem Heiligen Jahr im Vordergrund des kirchlichen Leben stehen, diese gelte es neu zu entdecken, so der Papst. „Die Betonung der Werke der Barmherzigkeit ist wichtig, das ist nicht nur eine Frömmigkeitsübung. Es ist die Konkretisierung dessen, wie Christen den Geist der Barmherzigkeit umsetzen können. Bei einer Audienz für eine geistliche Bewegung in der vollen Audienzhalle ging es vor kurzen um die Werke der Barmherzigkeit. Und ich habe die Leute gefragt: ‚Wer von Euch kann sagen, was die geistlichen und körperlichen Werke der Barmherzigkeit sind? Wer das kann, hebe bitte die Hände!’ Da waren nicht mehr als zwanzig in einem Saal von 7.000 Menschen. Wir müssen den Gläubigen diese so wichtige Sache wieder nahe bringen.“
Die effektive, wirkliche Barmherzigkeit Gottes sei in Jesus affektive Wirklichkeit geworden, weil er Mensch geworden sei zur Rettung der Menschen. „Die Aufgabe Ihres Dikasteriums finde hier ihr Fundament und ihre angemessene Rechtfertigung. Der christliche Glaube ist nämlich nicht nur Wissen, das im Gedächtnis behalten werden muss, sondern eine Wahrheit, die in der Liebe zu leben ist.“ Deswegen gehe es bei der Arbeit des Dikasteriums nicht nur um die Doktrin, sondern auch um die christlichen Gebräuche und Traditionen. Das sei ein etwas delikates Thema, wertete der Papst.
„Um diesen Auftrag gut erfüllen zu können, ist es vor allem wichtig, kollegial zu arbeiten“, betonte Papst Franziskus. „Auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens muss die rechte Synodalität gefördert werden.“ Die Glaubenskongregation habe dazu schon einiges geleistet, vor allem in von ihr organisierten Konferenzen zu doktrinalen und pastoralen Themen. „Ich bitte euch, diese Zusammenarbeit mit den beratenden Gremien der Bischofskonferenzen und mit einzelnen Bischöfen zu Themen der Lehre fortzusetzen und zu intensivieren, vor allem in dieser Zeit raschen Wandels und zunehmender Komplexität der Probleme.“
Amt und Charisma in der Kirche
Ein weiteres Thema des Papstes in seiner Ansprache war das Verhältnis von Hierarchie und Charisma in der Kirche, also von Amt und Geist. Hier habe die Kongregation wichtige Arbeit zu leisten, denn beide Elemente seien komplementär, sie ergänzten sich und müssten zusammen arbeiten. „Das Zeugnis dieser Komplementarität ist gerade heute besonders nötig. Sie drückt besonders deutlich die geordnete Vielgestaltigkeit aus, welche das Gewebe der Kirche prägt. (…) Einheit und Vielgestaltigkeit sind das Siegel einer Kirche, die sich vom Geist bewegt auf den Weg macht, sicheren und gläubigen Schrittes hin auf das Ziel, das der auferstandene Herr selber gezeigt hat. Die Kirche entsteht aus der Gemeinschaft und geht auf eine immer mehr verwirklichte, vertiefte und erweiterte Gemeinschaft zu.“
Der Papst begegnete den Mitgliedern der Kongregation zum Abschluss ihrer Vollversammlung. Deutschsprachige Mitglieder sind neben dem Präfekten Kardinal Gerhard Ludwig Müller die Kardinäle Christoph Schönborn und Kurt Koch sowie Bischof Rudolf Voderholzer aus Regensburg. (rv)
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