Die Kirche kommt den Gläubigen entgegen, die in ihrer Ehe unglücklich sind und deswegen auf eine rasche Klärung der sakramentalen Gültigkeit ihrer Ehe hoffen. Das hat Papst Franziskus an diesem Samstag zu den Teilnehmern an einer Fortbildung zu den neuen Prozeduren der Rota Romana, also des vatikanischen Ehegerichts, gesagt. „Während der kürzlich erfolgten synodalen Beratungen zur Familie sind hohe Erwartungen daran aufgekommen,“ so Papst Franziskus an das Plenum, „die Prozeduren für eine Nichtigkeitserklärung der Ehe geschmeidiger und effizienter zu machen. Viele Gläubige leiden unter dem Ende ihrer Ehe und sind in vielen Fällen vom Zweifel gequält, ob die Ehe [kirchenrechtlich, Einf. d. R.] gültig sei oder nicht. Sie fragen sich also, ob bereits etwas in den Absichten oder Handlungen stecke, das eine Gültigkeit des Sakramentes verhindere.“ Doch diese Gläubigen, so fuhr Franziskus fort, hätten in vielen Fällen Schwierigkeiten gehabt, sich an die kompetenten kirchlichen Foren zu wenden und hätten die Hoffnung gehegt, dass die Prozeduren vereinfacht werden mögen.
Am vergangenen 15. August, nach einem Jahr Arbeit der eigens dafür eingesetzten Kommission, sind die beiden Motu Proprii Mitis Iudex ominus Iesus und Mitis et Misericors Iesus (für die Ostkirchen), in denen die neuen Prozeduren geregelt sind, vom Papst unterzeichnet worden. „Diese beiden Verordnungen haben einen offensichtlichen pastoralen Auftrag”, betonte Franziskus, nämlich: „die Sorge der Kirche um diejenigen Gläubigen, die auf eine rasche Klärung ihrer ehelichen Situation warten, zu bezeugen”. In den neuen Regelungen wurde die Notwendigkeit abgeschafft, zwei gleichlautende Urteile in der Sache zu erhalten, also zwei Instanzen anzurufen. Gleichzeitig wurde die Rolle des Ortsbischofs – oder Eparchen für die Ostkirchen, der nun in der Causa zu entscheiden hat, gestärkt. Die Kirche kennt jedoch keine Scheidung im weltlichen Sinne, es geht in diesem Fall um die Frage, ob eine Ehe jemals gültig zu Stande gekommen ist.
Insbesondere die Mitarbeiter der kirchlichen Tribunale müssten die neuen Normen in einer Weise verinnerlichen, die es ihnen ermögliche, „einen Dienst der Gerechtigkeit und der Nächstenliebe an den Familien zu üben. Für viele Menschen, die eine unglückliche Ehe gelebt haben, ist es eine wichtige Möglichkeit, die Gültigkeit oder Ungültigkeit ihrer Ehe klären zu können. Und diesen Menschen muss geholfen werden, diesen Weg möglichst unbelastet beschreiten zu können. Und hieraus ergibt sich auch der Wert des Kurses, den ihr besucht habt. Ich ermuntere euch dazu, zu beherzigen, was ihr in diesen Tagen gelernt habt, und bei eurer Arbeit stets das salus animarum, [Seelenheil], das das höchste Gesetz der Kirche ist, fest im Blick zu behalten.“
Denn, so betonte Franziskus, im Hinblick auf die Getrennten, die in einer neuen Union lebten, liege es der Kirche vor allem am Herzen, dass diese an der kirchlichen Gemeinschaft teilhaben könnten. Doch seien bei den Bemühungen um das Seelenheil dieser Gläubigen nicht diejenigen zu vergessen, die unter großen Opfern für das Bestehen ihrer Ehen kämpften, so Franziskus: „Diese Zeugen der ehelichen Treue müssen ermutigt und als beispielhaft hervorgehoben werden. Viele Frauen und Männer ertragen Schweres, um nicht die Familie zu zerstören, in Gesundheit und Krankheit, an bösen und guten Tagen: das ist die Treue.“ (rv)
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