Gibt es einen Widerspruch zwischen der Vorliebe für schöne Autos und dem Glauben?
GENF – Darf ein Pater auch im Porsche sitzen? Und was geht dabei in ihm vor? Nicht erst seit Papst Franziskus bewusst bescheidene Auto-Modelle wählt, sind die vielen Aspekte des Autos ein Thema für Katholiken, egal ob Priester oder Laie, Mann oder Frau. Aber gibt es einen echten Widerspruch zwischen einer Vorliebe für schöne Autos und den christlichen Glauben?
Ein Dominikaner zwischen 900 Automodellen
Vom 3. bis zum 13 März öffneten sich die Tore der alljährlich stattfindenden Genfer Autoshow zum 86. Mal. Den 700.000 Besuchern wurden 900 neue Automodelle präsentiert. Im Jahr 1905 fand die erste Genfer Fahrrad- und Automobilausstellung statt. Seitdem hat sich der Autosalon zu einer der beliebtesten Automobilmessen in Europa entwickelt.
Auch Pater Mike Deeb hat dieses spannende Spektakel besucht – und reflektiert, ob es einen Widerspruch zwischen der Vorliebe für schöne Autos und unserem Glauben gibt.
„Wissenschaft steht in keinster Weise im Widerspruch zum Glauben. Die Entwicklung dieser Fahrzeuge ist ein Teil des wissenschaftlichen Fortschritts,“ sagt der Dominikanerpater, der Ständiger Beauftragter bei den Vereinten Nationen ist für „Dominikaner für Gerechtigkeit und Frieden“.
„Gott hat uns mit allen Mitteln und Fähigkeiten ausgestattet, Dinge wissenschaftlich zu verfeinern und zu verbessern. Wenn ich hier durchschlendere, stellt sich mir hauptsächlich die Frage: Wie würde Jesus sich wohl fühlen, wenn er hier wäre und sich all die Autos ansehen würde?“
Eine Frage des Selbstwerts, und woher ich ihn ziehe
Der Pater bewertet das Auto auch als Statussymbol: „Eigentlich gerät jeder, der ein Statussymbol sucht, irgendwie auf einen falschen Weg. Wenn wir nämlich unseren Status oder Wert in Dingen wie Autos suchen, entfernen wir uns von dem, was letztlich im Leben wichtig ist“. Pater Deeb weiter: „Dadurch laufen wir Gefahr, uns von den wichtigen Dingen im Leben ablenken zu lassen. Wenn sich beispielsweise bei mir alles darum dreht, große Wägen zu fahren, als Statussymbol, während anderswo Beziehungen zerbrechen oder die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird, kann es problematisch werden“.
Wer ganz bewusst Gott nahe sein wolle, sollte die Dinge, die „wir als Statussymbol betrachten, mit anderen Augen betrachten – wir müssen andere Strategien entwickeln, uns wertvoll und von Gott angenommen zu wissen“.
Das hänge nicht an Dingen, so der Pater. „Wenn ich meinen Selbstwert von dem Auto, das ich fahre, abhängig mache, habe ich ein Problem und verliere die Dinge aus den Augen, die mir – und jedem anderen auch – echte Freude und Frieden bringen und mich glücklich machen.“
Umgang mit der Schöpfung
220 Aussteller in 7 Hallen stellten ihre technologischen Produkte und Ideen für die Zukunft des Automobils zur Schau. Für die Hersteller ist der im Frühjahr stattfindenden Genfer Autosalon eine beliebte Gelegenheit, ihr neuestes Modell zu präsentieren, bevor es auf den Markt kommt.
„Etwas, das mich beim Herumgehen hier sehr gefreut hat, ist der Umfang, das Ausmaß, mit dem die Autobauer versuchen, umweltfreundliche Autos zu entwickeln. Wenn wir diesen Trend beibehalten, können wir hoffentlich den Klimawandel und die Zerstörung unseres Planeten als ernste Herausforderungen besser bekämpfen“, so der Priester.
Zum ersten Mal im Porsche Carrera
Das freundliche Porsche-Team, das natürlich in Genf auch vertreten war, lud Pater Mike ein, im neuesten Carrera Probe zu sitzen.
„Das war eine interessante Erfahrung“, lachte der Dominikaner, „zumal ich noch nie in einem solchen Auto gesessen bin. Offensichtlich kommt aber auch ein wenig Unbehagen auf, denn in gewisser Weise widerspricht es dem, wofür ich stehe und worum ich mich bemühe. Allerdings ist es hilfreich, diese Erfahrung einmal zu machen, um zu erkennen, warum viele Menschen sich hier so wohlfühlen und zu überlegen, wie wir ihnen helfen können, sich auch ohne so etwas wohl zu fühlen. Darum geht es.“ (CNA Deutsch)
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