Das Miteinander von Christen und Juden stand im Mittelpunkt des 23. internationalen Treffens katholischer und jüdischer Würdenträger, das vom 4. bis 7. April in Warschau stattfand. Thema des interreligiösen Treffens war der Umgang mit „den Anderen“, sowohl in der christlich-jüdischen Geschichte, als auch in der aktuellen Flüchtlingssituation. Wie wir mit den Außenstehenden und Verfolgten umgehen, sage auch viel über uns selbst aus, hieß es bei der wissenschaftlichen Betrachtung des Themas. Bereits in den heiligen Schriften von Christen und Juden seien die Grundsätze niedergeschrieben, nach denen wir auch heute handeln sollten. Dabei fänden sich auch Christen und Juden selbst auch heute oftmals in der Rolle der „Anderen“, der Verfolgten. Antisemitismus in der Sprache, wie auch im Handeln, tauche immer häufiger auf. Nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt. Zu den verfolgten Minderheiten gehörten aber auch die Christen. Besonders im Nahen Osten und in Teilen Afrikas erreiche die Christenverfolgung ein Ausmaß wie lange nicht mehr. Die Verfolgung von Christen und Juden sei nicht nur eine Gefahr für die Religionen, sondern auch für die Ideale der Demokratie.
Bewusst wurde als Tagungsort für das Treffen die polnische Hauptstadt Warschau gewählt. Einerseits als Ort wichtiger und produktiver Entwicklungen der christlichen und jüdischen Gesellschaften der letzten Jahrzehnte, andererseits auch als Mahnung an die schrecklichen Verbrechen, die sich hier vor und während des Zweiten Weltkriegs zugetragen haben. Posthum wurden bei diesem Treffen auch drei polnische Priester gewürdigt, die während der Besetzung Polens Juden versteckt und beschützt haben. Dies sei der nobelste Ausdruck christlich-jüdischen Miteinanders, den man sich vorstellen könne.
Das Internationale Katholisch-Jüdische Liaison Komitee existiert seit 1971 und ist aus den interreligiösen Dialogbemühungen des zweiten Vatikanischen Konzils hervorgegangen. In den fast 50 Jahren des Bestehens wurde der Dialog vorangetrieben, es seien aber auch viele persönliche Freundschaften entstanden, betonte Kurt Kardinal Koch, der dem Komitee von katholischer Seite vorsteht. (rv)
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