Wenn Papst Franziskus nach Lesbos reist, ist das eine starke Geste, die an das Gewissen der Europäer und der internationalen Gemeinschaft rühren will. Das sagt Kardinal Peter Turkson, Präsident des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, im Interview mit Radio Vatikan zur anstehenden Lesbos-Reise von Papst Franziskus.
Papst Franziskus wolle mit diesem Besuch nochmals gegen die von ihm oft angeprangerte Gleichgültigkeit der Menschen angehen. Doch Turkson meint auch, dass man nach den Ursachen dieser Gleichgültigkeit fragen müsse. „Griechenland kann sicher nicht gleichgültig sein, schließlich ist es das Land, wo die Leute jetzt sind. Aber die Maßnahmen, die von Europa umgesetzt werden… der Türkei eine riesige Summe an Geld zu geben, damit sie den Fluss an Migranten aufhält – ich weiß nicht – welchem Interesse dienen sie? Vielleicht wird es in Europa nun ein wenig ruhiger, aber wie lange wird diese Ruhe andauern? Denn wenn die Menschen auf dem Seeweg scheitern, werden sie andere Wege finden. Um eine langfristige Lösung zu finden, müssen wir alles tun, dass der Frieden in diesen Gebieten wiederhergestellt wird.“ Für Turkson sei der sogenannte IS nur scheinbar mächtig- doch vielmehr seien es das Geld und die Waffen, die ihm nach wie vor zugespielt würden, die ihn unterstützten. Dieser Fluss müsse zuallererst unterbrochen werden.
Während der Papst auf Lesbos ist, werden ihn die Kameras dieser Welt begleiten. Doch das Ziel sollte nicht nur sein, dass die leidenden Menschen von den Kameras eingefangen werden, sondern dass diese Bilder uns auch darüber nachdenken lassen, wie man diese Situation beenden und eine Lösung des Problems finden könne, betont Turkson.
Dieser Besuch erinnere Turkson an die erste Reise von Papst Franziskus, die ihn auf die Insel Lampedusa geführt habe. Auch diesmal sei es eine Insel, auf der Menschen, die zur Flucht gezwungen sind, stranden. „Deswegen wird dieser Besuch ein neuer Versuch sein, auf die globale Abschottung vor der Situation dieser Menschen sowie zugleich auf ihre Ursachen hinzuweisen und an die Welt und das globale Bewusstsein zu appellieren, hier etwas zu tun, um diese Situation zu verhindern. Es ist eine Situation der Gewalt, in diesem Fall durch den IS, aber zuvor auch schon durch den Krieg in Syrien. Es ist aber notwendig, dass Frieden herrscht. Doch dieser Frieden darf nicht nur eine Frucht der Diplomatie sein, sondern sollte auch weitgehend auf der Freundschaft, Liebe und Brüderlichkeit beruhen, die man diesen Menschen gegenüber zeigen kann.“ (rv)
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