Die Weltgemeinschaft braucht eine neue gerechtere soziale Ordnung. Das ist das Fazit der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften zum Abschluss ihrer jüngsten Vollversammlung im Vatikan. Die Präsidentin der Päpstlichen Akademie, Mary Ann Glendon, warnte vor einer tiefgreifenden Krise staatlicher Sozialfürsorge. Angesichts des Geburtenrückgangs und der Überalterung vieler Gesellschaften könne diese in ihrem heutigen Umfang schon bald nicht mehr finanziert werden, sagte Glendon.
„Eine solche Krise der Sozialversicherungssysteme wird nicht so dramatisch wie die gegenwärtige Finanzkrise sein. Diese kann jedoch zu einem schwerwiegenden Konflikt zwischen den Generationen führen. Zugleich ist auf die Schwierigkeiten einer politischen Regulierung der Weltwirtschaft hinzuweisen. Die Wissenschaft kann in vielen Fällen nicht zuverlässig vorhersagen, welche langfristigen Folgen ein bestimmter Eingriff in das globale wirtschaftliche Gefüge hat. Wie wenig man über die ökonomischen Mechanismen weiß, hat nicht zuletzt die Finanzkrise gezeigt. Diese ist in ihrem Ausmaß auch von renommierten Fachleuten nicht vorhergesehen worden"
An der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften unter dem Thema „Krise in einer Weltwirtschaft – Neuplanung der Reise" nahm als Gast auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen teil. Der CDU-Politiker hielt am Dienstag einen Vortrag über erneuerbare Energien. Der frühere Präsident der Bundesbank, Hans Tietmeyer, sprach vor den Akademiemitgliedern über eine Regulierung der Finanzmärkte.
Die 1994 gegründete Akademie für Sozialwissenschaften hat die Aufgabe, das Studium der sozialen, wirtschaftlichen, politischen und juristischen Wissenschaften im Licht der Soziallehre der Kirche zu vertiefen und zu fördern. Ihr gehören rund 35 Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen und Religionen an, darunter etliche Nobelpreisträger. (rv)
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