Nach dem gescheiterten Referendum in Italien appelliert der Heilige Stuhl an den Verantwortungssinn der Politik in dem Mittelmeerland. Auch zur Frage der Immigrationspolitik äußerte sich Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.
Der Vatikan habe die jüngsten Ereignisse in Italien aufmerksam verfolgt, sagte der Kardinal am Dienstagnachmittag am Rande einer gemeinsamen Sitzung der Päpstlichen Akademien in der römischen Altstadt. Ministerpräsident Renzi hatte nach dem „Nein“ der Bevölkerung zur Verfassungsreform seinen Rücktritt angekündigt.
Man sehe die aktuellen Vorgänge mit „Sorge“, so Parolin, „aber auch mit der Überzeugung, dass Italien die menschlichen, spirituellen und kulturellen Ressourcen hat, um auch diese neue Phase zu konfrontieren und hier Lösungen zu finden. Zwei Punkte scheinen mir sehr wichtig: Wir müssen angesichts dieser neuen Phase einen großen Verantwortungssinn haben, vor allem die politischen Kräfte. Und dann müssen wir Einheit suchen, jenseits der Unterschiedlichkeit der Positionen, im Willen, wirklich das Gemeinwohl aufzubauen, aufmerksam zu sein für die Probleme der Gesellschaft, der Bürger. Denn ich glaube das fehlt: Die Politiker müssen stärker die Fähigkeit entwickeln zuzuhören und zu antworten.“
Als dringlichste Probleme des Landes benannte Parolin an erster Stelle die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Italien. Auch müsse die Familie als „Säule der Gesellschaft“ besser unterstützt und gestärkt werden. Mit Blick auf die vielen Einwanderer in Italien sprach der Kardinalstaatssekretär der italienischen Führung Lob aus, forderte aber zugleich mehr Weitblick:
„Ich denke, die Regierung hat das Möglichste getan, um der Einwanderung zu begegnen. Es gibt jedoch ein weiteres Projekt, das der Integration, ein magisches Wort, woran man mehr arbeiten müsste und wo es nicht nur um unmittelbare Antworten, sondern um eine langfristige Vision geht, die es erlaubt, auf positive und konstruktive Weise auch mit dieser Realität umzugehen.“ (rv)
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