Neues Jahr, neue Direktorin, neue Webseite: Die vatikanischen Museen haben 2017 mit viel frischem Wind ihren Betrieb aufgenommen. Am Montag stellte die Generaldirektorin der päpstlichen Sammlungen, Barbara Jatta, im Vatikan das neue Webportal vor. Unter der Adresse museivaticani.va sind Informationen nunmehr in fünf Sprachen, darunter Deutsch, abrufbar.
Die Seite ist übersichtlich gestaltet und ästhetisch auf der Höhe der Zeit, mit Bildern und Videos macht sie Lust darauf, die altehrwürdige Kunstsammlung der Päpste zu besuchen. Den Museen angegliedert sind die Führungen durch die vatikanischen Gärten und die päpstliche Sommerresidenz in Castelgandolfo, die Papst Franziskus vor einigen Monaten für Besucher freigegeben hatte. Auch über diese Besuchsmöglichkeiten informiert das neue Portal erschöpfend, mit allen heutigen Möglichkeiten, online Eintrittskarten zu erwerben. Die neue Webseite steht – so sagt Barbara Jatta – für einen bestimmten Ansatz: die Kunstschätze der Päpste sollen für möglichst alle Menschen zugänglich sein.
„Die Museen sind entstanden als elitäre Räume des Kunstgenusses für die adelige oder kirchliche Elite. Eine abgeschlossene Form des Kunstgenusses. Heute sind sie zum Glück Orte geworden, die Millionen von Besuchern anziehen. Das ist ein wichtiger Aspekt, auch mit Blick auf unsere Webseite. Wir wollen in die Häuser und in die Computer der ganzen Welt gelangen, und zwar nicht bloß mit unserem touristischen Angebot. Auch indem wir erzählen, wer wir sind, indem wir unsere Werke zeigen, unsere herausragenden Kollektionen. Und auch unsere didaktischen Angebote. Die bieten wir sowohl in den Museen selbst als auch über unsere neue Webseite an.“
Sieben Kilometer Rundgang, alles mitgerechnet, sind die Vatikanischen Museen groß. Das Problem ist, dass die meisten Besucher schon vor dem Eingangstor anstehen müssen: zweihundert Meter Besucherschlange entlang der Vatikan-Mauer ist keine Seltenheit. Barbara Jatta möchte den Online-Verkauf der Eintrittskarten auch deshalb ausbauen, um diese Schlangen möglichst ganz aufzulösen. Überhaupt setzt die Direktorin ganz auf Digitalisierung dessen, was digitalisierbar ist – wobei klar ist, dass kein noch so ausgefeilter Web-Zugang die Begegnung Auge zu Auge mit der Laokoon-Gruppe oder dem Jüngsten Gericht in der Sixtinischen Kapelle ersetzen kann.
„Ich komme von einer sehr weitreichend digitalisierten Einrichtung, der Vatikanischen Bibliothek, und in diese Richtung möchte ich weitermachen. Wir wissen ja, die Bibliotheken waren unter allen Kultureinrichtungen vielleicht diejenigen, die als erste das Internet als Medium des Wissens und der Kommunikation genutzt haben. Ich denke da auch an den Prozess der Digitalisierung unserer Fotografien, nicht nur zu online-Verkaufszwecken, sondern auch mit einem kulturellen Ziel.“
Die 53-jährige Kunsthistorikerin Barbara Jatta, verheiratet und dreifache Mutter, ist seit 1. Januar als Generaldirektorin der Vatikanischen Museen im Amt. Das Webportal hat noch ihr Vorgänger Antonio Paolucci vorbereitet. Der charismatische Italiener verabschiedete sich in den Ruhestand, nachdem er die von ihm als Nachfolgerin ausgewählte Jatta vier Monate lang eingearbeitet hatte. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Jatta, sie fühle sich in der Verantwortung, das große Erbe Paoluccis weiterzuführen, lasse sich davon aber nicht einschüchtern.
„Ich spüre auch eine moralische und geistliche Verantwortung für mein Amt. Ich möchte gerne eine fortwährende Achtung für die Beziehung zwischen Kunst und Glauben wahren, wenn wir einzelne Vorhaben auswählen, aber auch was unser berufliches Alltagsleben im Museum betrifft.“
Eine Frau an der Spitze der Vatikanischen Museen: Nicht nur für vatikanische, sondern auch für internationale Verhältnisse ist diese Ernennung Avantgarde. So gut wie alle Nationalgalerien Europas, mit Ausnahme des Wiener Kunsthistorischen Museums, haben wie selbstverständlich männliche Direktoren, vom Louvre über den Prado, vom British Museum über die Staatlichen Museen zu Berlin bis hin zur Eremitage. Die Vatikanischen Museen zählen mit bald sechs Millionen Besuchern pro Jahr zu den größten Kunstsammlungen der Welt. (rv)
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