Migration kann die Wirtschaft ankurbeln und den sozialen Frieden fördern. Das hat der vatikanische Kardinalstaatssekretär an diesem Dienstag auf einer internationalen Migrationskonferenz in Rom unterstrichen. In einem langen Vortrag über „Migration und inklusive Wirtschaft“ sprach sich Pietro Parolin laut Redetext für eine wirtschaftliche Entwicklung im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit aus. Auf Papst Franziskus wie auf die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen Bezug nehmend entwickelte er in diesem Kontext positive Perspektiven der Migration, die heute vorrangig als Problem dargestellt wird.
Migration stelle mit 244 Millionen Migranten im Jahr 2016 natürlich um eine „Herausforderung für die Menschheit“ dar, hielt der Kardinal fest. Es handele sich aber um „keinen vorübergehenden Notlage“, sondern um eine Realität, die alle Kontinente betreffe und die die Welt nur gemeinsam angehen könne. Ziel müsse hierbei sein, eine „sichere, geordnete und reguläre Migration“ zu erreichen, die zu einem „Entwicklungsfaktor eines inklusiven und nachhaltigen Wachstum“ werden könne.
Migranten trügen in vielen Ländern wesentlich zum Bruttoinlandsprodukt bei, zahlten Steuern und füllten mit ihrem Nachwuchs demografische Lücken auf, erinnerte der Vatikanmann. Zudem trügen sie zu kultureller Vielfalt und Dynamik bei und könnten das Zusammenleben positiv beeinflussen. Parolin deutete den Erfahrungskontext der Kriegsflüchtlinge hier positiv: „Migration ist auch Friedensfaktor, weil gerade Migranten glaubwürdigste Zeugen der Sinnlosigkeit von Krieg und Gewalt sind.“
Die globale Politik und Wirtschaft sei einer positiven Wertschöpfung im Kontext der Migration aktuell nicht förderlich: So ging der Kardinal in seinem Vortrag auch über lange Strecken auf Missstände und Probleme wie die Benachteiligung von Migranten, die immer weiter klaffende Schere zwischen Arm und Reich und den Menschenhandel ein. Kritik äußerte der Kardinal sowohl am globalen Wirtschafts- und Finanzsystem, das wesentlich auf Egoismus und Ausschluss beruhe, sowie an Tendenzen in der aktuellen Flüchtlingspolitik. Ohne einzelne Länder namentlich zu nennen, griff Parolin Tendenzen der gegenwärtigen Flüchtlings- und Immigrationspolitik auf. So warnte er etwa davor, beim Versuch, der illegalen Einwanderung Herr zu werden, Probleme einfach von sich weg und in andere Länder zu verschieben. Auch dürften sich Staaten trotz ihres Rechtes, die eigenen Grenzen und Bürger zu schützen, nicht abschotten und Schutzbedürftigen die Türen verschließen.
Parolin sprach laut Veranstaltungsprogramm am Dienstag im italienischen Abgeordnetenhaus bei der sechsten Ausgabe des Internationalen Forums zum Thema Migration und Frieden. Die Konferenz wurde vom vatikanischen Dikasterium für die Ganzheitliche Entwicklung des Menschen gemeinsam mit der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung und dem International Migration Network (SIMN) der Scalabrini-Missionare veranstaltet. (rv)
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