Radio Vatikan berichtet unter Bezugnahme auf „National Catholic Reporter“ am Dienstag:
„Die irische Missbrauchs-Überlebende Marie Collins, ie jüngst aus Frustration ihr Engagement bei der päpstlichen Kinderschutzkommission beendete, hat einen offenen Brief an Kardinal Gerhard Ludwig Müller geschrieben. Darin wirft sie dem Präsidenten der vatikanischen Glaubenskongregation zögerliches Handeln und mangelndes Interesse an der Arbeit der Kommission vor, die Missbrauch von Kindern durch Kleriker vorbeugen will. Müller hatte sich in einem Interview zum Ausscheiden von Marie Collins aus der Kommission geäußert und gesagt, aus seiner Sicht gebe es keine mangelnde Zusammenarbeit zwischen seiner Behörde und der Kommission.
Collins machte nun ihrem Ärger in einem geharnischten Brief an den Kardinal Luft; der National Catholic Reporter veröffentlichte das Schreiben am Dienstag. Collins wies Müller darin auf Unstimmigkeiten in seinen Aussagen hin. So beanstandete sie erneut, dass ein vom Papst 2015 gewünschtes Sondertribunal zur Aufklärung von Missbrauchsfällen bei der Glaubenskongregation noch immer nicht eingerichtet sei, obwohl Franziskus die nötigen Mittel autorisiert habe. Müller hatte im Interview gesagt, ein solches Gericht sei nicht nötig, weil seine Zuständigkeit von der Bischofskongregation abgedeckt sei. Collins wandte ein, dass trotzdem noch nie ein Bischof wegen Vertuschung von Kindesmissbrauch in seiner Diözese offiziell bestraft worden sei und fragte, ob hier, wenn nicht ein Mangel an Gesetz, so vielleicht ein Mangel an Willen vorliege.
Der deutsche Jesuit Hans Zollner, Mitglied in der Päpstlichen Kinderschutzkommission und Leiter eines Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana, hatte in einem Interview mit Radio Vatikan zu den Gründen, die Collins zum Austritt aus der Kinderschutzkommission veranlassten, Stellung genommen. Dabei hatte er betont, dass im Vatikan de facto auch schon bereits vor 2015 der Vertuschung von Missbrauchsfällen nachgegangen worden sei. Ähnlich wie Kardinal Müller findet Zollner: „Man brauchte kein neues Gericht zu schaffen – das gibt es bereits! Und es hat auch funktioniert, auch wenn es nicht so häufig in Anspruch genommen wurde“, so der Jesuit gegenüber Radio Vatikan.
Die päpstliche Kinderschutzkommission sei dazu da, Kinder und verletzliche Erwachsene in der Kirche besser zu schützen, schreibt Collins in ihrem offenen Brief an Kardinal Müller weiter. Das Thema sei zu wichtig, um sich in „Sackgassen welcher Art auch immer“ zu verfahren. „Wenn es Probleme gibt, ist nichts damit gewonnen, so zu tun, als sei alles in Ordnung“. Statt angesichts von Kritik wie der ihren in eine alte Haltung des Abstreitens und Verdunkelns zu verfallen, tue die Kirche besser daran, ihren Angehörigen echte Erklärungen zu bieten. „Wir haben einen Anspruch auf Transparenz, Ehrlichkeit und Klarheit“, so die Irin. Sie hatte ihren Rückzug aus der Kinderschutzkommission mit mangelnder Kooperationsbereitschaft an der römischen Kurie begründet.“ (Quelle rv/ncr)
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