Das Erzbistum Köln trauert um Kardinal Joachim Meisner. Der emeritierte Erzbischof von Köln ist an diesem Mittwoch mit 83 Jahren während eines Urlaubs in Bad Füssing gestorben. Das teilte das Erzbistum Köln mit. Geboren 1933 in Breslau, wurde er 1962 in Erfurt zum Priester geweiht, 1975 wurde er Weihbischof in Erfurt. 1980 ernannte Papst Johannes Paul II. ihn zum Erzbischof von Berlin, 1983 erhob er ihn zum Kardinal. Die Ernennung zum Erzbischof von Köln erfolgte am 20. Dezember 1988, seine Einführung in Köln am 12. Februar 1989. Bereits mit Erreichen des 75. Lebensjahres 2008 hatte Meisner der kirchlichen Ordnung entsprechend seinen Rücktritt angeboten, war aber von Papst Benedikt XVI. gebeten worden, bis auf weiteres im Amt zu bleiben.
„Er hatte keine Angst vor dem Tod, das hat er immer wieder verkündet“, so Meisners Nachfolger, Kardinal Rainer Maria Woelki, in einer ersten Reaktion gegenüber dem Domradio. „Für ihn stand Gott im Zentrum, nichts anderes galt eigentlich für ihn. Seine ganze Welt, sein Denken, sein Handeln, das politische und gesellschaftliche Deuten hat er immer von Christus her gedacht. Für ihn war der Tod einfach nur, wie er gesagt hat, der Hinübergang von der einen Hand Gottes in die andere Hand Gottes.“
„Mit innerer Anteilnahme“ habe er die Nachricht vom Tod Meisners aufgenommen, so Papst Franziskus in einem Beileidstelegramm an Kardinal Woelki. „Aus einem tiefen Glauben und einer aufrichtigen Liebe zur Kirche heraus ist Kardinal Meisner für die Frohe Botschaft eingetreten. Christus der Herr lohne ihm seinen treuen und unerschrockenen Einsatz für das Wohl der Menschen in Ost und West.“
25 Jahre in Köln
Kardinal Meisner war nie um klare und offene Worte verlegen, bis zuletzt meldete er sich in kirchlichen Debatten zu Wort. So war er einer der vier Kardinäle, die Papst Franziskus eine Reihe von „Dubia“, also Zweifeln, vorlegten, und die Beantwortung von Fragen zur Ehelehre im Papstschreiben Amoris Laetitia verlangten. Der Papst war aber auf diese Forderung nicht eingegangen.
Aber auch die Schwangerschaftskonfliktberatung in Deutschland, die Frage nach Zölibat oder nach dem Frauenpriestertum und nach Sterbehilfe forderten den Kardinal immer wieder zu öffentlichen Stellungnahmen heraus. Deutlich kritisierte er von Köln aus, wo er ein Vierteljahrhundert lang Erzbischof war, die Gottvergessenheit des Westens und die Konsumwelt.
„Er ist für mich ein Zeuge, der immer für die Wahrheit des Glaubens eingetreten ist, gelegen oder ungelegen“, so Kardinal Woelki in seiner ersten Würdigung. „Er hat gekämpft für den Schutz des Lebens am Beginn und am Ende, überall dort, wo die Würde des Menschen beeinträchtigt war, da hat er seine Stimme erhoben. Für mich ist ein bedeutender Mann der Kirche und der Zeitgeschichte von uns gegangen, der die bundesrepublikanische und die kirchliche Wirklichkeit nach 1989 entscheidend mit geprägt hat.“
2005 war das Erzbistum Gastgeber des Weltjugendtages, direkt nach Amtsantritt von Papst Benedikt XVI. Noch 2013 hatte der Kardinal in Köln einen nationalen Eucharistischen Kongress organisiert.
Im gleichen Jahr reagierte Kardinal Meisner erschüttert auf die Meldung, Papst Benedikt XVI. sei zurückgetreten. „Bis zum Tod – das habe ich nicht nur in Bezug auf Ehen so gesehen, sondern auch auf das Papstamt“, zitierte die Agentur KNA seine erste Reaktion damals. Später seien seine Zweifel aber angesichts der körperlichen Schwäche Benedikts „weggeschmolzen“.
Der vollständige Text des Papsttelegramms:
Mit innerer Anteilnahme habe ich die Nachricht aufgenommen, dass der barmherzige Gott Kardinal Joachim Meisner plötzlich und unerwartet von dieser Welt abberufen hat. Ich verbinde mich mit Ihnen und den Gläubigen des Erzbistums Köln im Gebet für den verstorbenen Hirten. Aus einem tiefen Glauben und einer aufrichtigen Liebe zur Kirche heraus ist Kardinal Meisner für die Frohe Botschaft eingetreten. Christus der Herr lohne ihm seinen treuen und unerschrockenen Einsatz für das Wohl der Menschen in Ost und West und schenke ihm Anteil an der Gemeinschaft der Heiligen im Himmel. Von Herzen erteile ich allen, die des Verstorbenen im Gebet und Opfer gedenken, den Apostolischen Segen.
Papst Franziskus (rv)
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