Eine plötzliche Kehrtwende im Vatikan? Viele Medien – auch im deutschsprachigen Raum – haben über die Räumung auf und um den römischen Petersplatz von Freitagmorgen berichtet und behauptet, dass die vatikanische Gendarmerie die Obdachlosen grundlos weggeschickt habe. Einige Berichterstattungen haben immerhin auch die Vatikan-Erklärung gebracht, in der erläutert wurde, dass die vatikanische Sicherheitsbehörde es für angebracht hielt, wenn morgens und tagsüber keine Obdachlose – vor allem bei den Säulengängen rund um den Petersplatz – campieren. Radio Vatikan hat darüber mit dem Hauptverantwortlichen der Gendarmerie gesprochen. Kommandant Domenico Giani erläutert uns, dass es drei Gründe gab, weshalb „seine Männer“ die Obdachlosen beim Petersplatz am Freitag „wegschickten“.
„Am Petersplatz gab es zwei Probleme, und zwar sowohl ein Sicherheitsproblem als auch ein Ansehensproblem. Was die Sicherheit betrifft: Der Vatikan ist nun mal ein Ort voller Symbole und deshalb eine Zielscheibe. Wohlgemerkt, derzeit haben wir keine konkreten Androhungen, aber die Gefahr ist dennoch da.“
Es sei in letzter Zeit immer wieder vorgekommen, dass Obdachlose tagsüber ihre Taschen unter den Säulengängen liegen ließen; jedes Mal führte dies zu Kontrollen, die viel Zeit in Anspruch genommen hätten. „Das konnten wir nicht länger hinnehmen, auch aus Respekt gegenüber unseren Kollegen der italienischen Polizei, die unnötig in Anspruch genommen wurden“, so Giani.
Der zweite Aspekt betrifft das Ansehen des Ortes: Der Platz und die Säulen seien nicht als Schlafstellen oder Campingplatz erbaut worden.
„Auf Wunsch des Heiligen Vaters und seit seinem Pontifikatsbeginn wurden neue Toiletten, Duschen und sogar Frisöre den Obdachlosen am Petersplatz zur Verfügung gestellt. Jeden Abend können sie bei den Mutter-Teresa-Schwestern neben dem Petersplatz eine Mahlzeit abholen. Wir haben auch eigene Freiwilligendienste, um den Bedürftigen materiell beizustehen. Wir geben in dieser Hinsicht unser Bestes.“
Jeder Mensch, ob obdachlos oder als sonstiger Gast im Vatikan, werde als Mensch von den Gendarmen wahrgenommen und behandelt, präzisiert Giani. Es habe ihn sehr verletzt, dass man die Räumung als „ruppige Aktion“ beschrieben habe. Dies sei nicht der Fall gewesen. „Im Gegenteil, es gab eine gute Zusammenarbeit mit den Betroffenen und wir haben ihnen geholfen, zusammen mit der Gemeinschaft von Sant´Egidio geeignetere Plätze in Rom aufzusuchen“, fügt der Kommandant der Gendarmerie an. Man habe ihnen sogar ein Frühstück offeriert und habe ohne Einsatz von Waffen gehandelt.
„Ein weiterer Grund für die Räumung betrifft die Hygiene. Das ist auch ein Sicherheitsaspekt für alle Gäste, die sich tagsüber auf dem Petersplatz aufhalten. Zusammen mit der italienischen Polizei und der römischen Müllabfuhr, die für die Hygiene auf den öffentlichen Straßen und Plätzen zuständig ist, sowie der vatikanischen Gärtnerei und der Vatikan-Feuerwehr haben wir beschlossen, dass man tagsüber dort nicht campieren soll.“ (rv)
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