In einer Videobotschaft an das dritte Symposium der Italienischen Bischofskonferenz zur Apostolischen Exhortation Amoris laetitia geht Papst Franziskus auf die Bedeutung des Gewissens ein. In seiner Botschaft von diesem Samstag kritisiert er die gegenwärtige Welt, die den „Vorrang des Gewissens“ mit der „exklusiven Selbstbestimmung des Individuums“ in Bezug auf die Beziehungen zu den Menschen vermischt. Das Gewissen müsse man immer respektieren, so der Papst. Aber man müsse hier vorsichtig sein, um nicht in eine „Egolatrie“ – also die „Vergötterung des Ichs“ – zu verfallen. Was er damit genau meint, hatte er bereits in seiner Ansprache an die Päpstliche Akademie für das Leben vor wenigen Wochen erläutert. Das gehe sogar soweit, die Beziehungen zu den Mitmenschen aufs Spiel zu setzen, nur um das eigene Ich zu „vergöttern“, wiederholte der Papst. Das sei gar nicht so ungefährlich, fügte er an. Denn das führe zu „falschen Illusionen“ und „beschmutze die Köpfe und das Herz“.
Papst zitiert Romano Guardini
Er zitierte in seiner Botschaft auch aus einem Text des Theologen Romano Guardini, den dieser im Jahr 1933 über das Gewissen verfasst hatte. Um sich vom eigenen „Ich-Gefängnis“ zu befreien, müsse man einen Punkt erreichen, der eben nicht das eigene Ich sei. Und dieses „Gute“ sei jene „religiöse Wirklichkeit“, die die Fülle des lebendigen Gottes sei, sagte der Papst Guardini zitierend.
In jedem einzelnen Menschen sei jenes Geheimnis verborgen, das jede Person „erleuchtet“ und sie zu einem „Protagonisten in der eigenen Geschichte“ macht. Jeder Christ müsse deshalb vorsichtig damit umgehen, insbesondere aber diejenigen, die in einer ehelichen Beziehung lebten und Kinder hätten. „Die Güte Gottes füllt die Krüge der Menschenherzen mit einer außergewöhnlichen Kraft des Geschenkes und erneuert so für die heutigen Familien das Wunder der Eheschließung von Kanaan“, so der Papst.
Medikament der Barmherzigkeit
Was er damit genau meinte, erläuterte er anschließend: Ausgehend von der biblischen Erzählung dieses Wunders habe Jesus ein „starkes Zeichen“ gesetzt, er habe das Gesetz Mose zu einer Frohen Botschaft umgewandelt. „Jesus hat vor allem das Medikament der Barmherzigkeit vorgewiesen, die die Härte des Herzens behandelt, indem sie die Beziehungen zwischen Ehemann und Ehefrau und zwischen Eltern und Kinder heilt“, sagte Franziskus.
Am Ende seiner Botschaft äußerte Franziskus den Wunsch, dass das Symposium der Kirche helfen möge, den „Inhalt und den Stil“ von Amoris laetitia anzupassen und weiterzuentwickeln. Dazu bedürfe es der Bildung von Seelsorgern in Pfarreien, katholischen Vereinigungen und Bewegungen, die sich für Familien einsetzten. Diese Familienseelsorger könnten dabei helfen, „die Freude des Evangeliums“ besser zu leben. (rv)
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