Die Quellen besagen, dass am 24. November eigentlich sechs bzw. sieben Kardinaldiakone die Möglichkeit haben auf eine Titelkirche zu optieren („optatio“) bzw. vom Papst zu Kardinalpriesters „pro hac vice“ ernannt zu werden.
Voraussetzungen
Derzeit gibt es im Kardinalskollegium 19 Kardinaldiakone. Nach 10-jähriger Amtszeit haben diese das Recht, den Papst um die Erhebung in den Stand eines Kardinalpriesters zu bitten (lat. optatio). Um ihre Diakonie nicht wechseln zu müssen, kann der Papst sie „pro hac vice“ zum Kardinalpriester ihrer Diakonie erhaben. In Ausnahme Fällen kann er auch eine neue Titelkirche zuweisen.
Am 24. November stehen die folgenden Kardinaldiakone per „optatio“ heran:
1. Sandri, Leonardo, 74 Jahre (Argentinien)
2. Lajolo, Giovanni, 82 Jahre (Italien)
3. Cordes, Paul Josef, 83 Jahre (Deutschland)
4. Comastri, Angelo, 74 Jahre (Italien)
5. Rylko, Stanislaw, 72 Jahre (Polen)
6. Farina, Raffaele, 84 Jahre (Italien)
Tradition und Realität
In der Vergangenheit (bis einschließlich Papst Benedikt XVI.) war es üblich, mit diesen Erhebungen zeitgleich einen neuen Kardinalprotodiakon zu bestimmen. Ob Franziskus dieses Mal der früheren Tradition folgen wird, erscheint eher fragwürdig.
Tradition oder Modifikation beim Kardinalprotodiakon (?)
Kardinalprotodiakon wird traditionsgemäß immer der ranghöchste (d. h. der Dienstälteste) Diakon aus der Klasse der Kardinaldiakone. Man spricht hier vom „Primus inter Pares“.
Entscheidend für die Ernennung zu diesem Amt ist die Reihenfolge der Bekanntgabe der Kardinaldiakone am Tag der Kreierung durch den Papst. Bei der letzten Kardinalsbeförderung am 12. Juni 2014 wurden bis auf einen, alle Kandidaten zu Kardinalpriesters. Kardinal Martino blieb in der Klasse der Kardinaldiakone und wurde seltsamerweise Kardinalprotodiakon, obwohl er bereits 81 Jahre alt war. Wäre es zu einem Konklave gekommen, so hätte Kardinal Levada die Funktion des Protodiakons übernehmen müssen. Kardinal Martino wird einen Tag vor der möglichen Ernennung der sechs Kardinaldiakone 85 Jahre alt. Eigentlich alt genug, um ihn von dieser Pflicht zu entbinden und ihn auch in die Klasse der Kardinalpriester aufzunehmen.
Sollte es dazu kommen und der Papst genauso wie 2014 verfahren, so könnte Kardinal Sandri neuer Kardinalprotodiakon werden, insofern er keine gesundheitlichen oder anderen Gründe hat, die einer Ernennung widersprechen. In so einem Fall, wäre Kardinal Comastri mit seinen 74 Lebensjahren der Nächste in der Reihung, denn die Kardinäle Lajolo und Cordes sind bereits über 80 Jahre alt.
Sollte Papst Franziskus sich doch wieder der Tradition zuwenden, wie unter Papst Benedikt XVI., müsste die Wahl auf einen Kandidaten fallen der im November 2010 in den Kardinalsstand erhoben und zum Kardinaldiakon (10 Kandidaten) kreiert wurde.
1. Amato, Angelo, 79 Jahre (Italien)
2. Sarah, Robert, 72 Jahre (Guinea)
3. Monterisi, Francesco, 83 Jahre (Italien)
4. Burke, Raymond Leo, 69 Jahre (USA)
5. Koch, Kurt, 67 Jahre (Schweiz)
6. Sardi, Paolo, 83 Jahre (Italien)
7. Piacenza, Mauro, 73 Jahre (Italien)
8. Ravasi, Gianfranco, 75 Jahre (Italien)
9. Screccia, Elio, 89 Jahre (Italien)
10. Brandmüller, Walter, 88 Jahre (Deutschland)
Hier stünde dann an erster Stelle Kardinal Angelo Amato, dieser wird aber in sieben Monaten 80 Jahre alt. Nach der Tradition wäre das Alter jedoch kein Hinderungsgrund. In der anschließenden Reihenfolge gibt es mindesten zwei Kandidaten die für Franziskus vielleicht nicht infrage kommen. Kardinal Sarah, wegen der Debatte um die Interpretation von „Magnum Principium“ und Kardinal Burke, denn Franziskus im November 2014 als Präfekten der Apostolischen Signatur entlassen und vor zwei Monaten zum Mitglied (?) des selben Dikasteriums gemacht hatte.
Die Zukunft wird zeigen, ob Papst Franziskus zur Tradition zurückkehrt oder wieder eigene Wege geht. Vorhersehbar ist bei ihm weder die Erhebung der Kardinaldiakone noch ein Ernennungstermin in den beiden Angelegenheiten. (vh)
Du musst angemeldet sein, um kommentieren zu können.