Für Papst Franziskus tauchen in der Adventszeit dunkle Wolken am Horizont auf. Seine engsten Papst-Vertrauten und Spitzen der Kurienreform stehen unter massivem Beschuss.
Australien: Kardinal George Pell
Im Juni des Jahres musste Kardinal George Pell seine vorläufige Beurlaubung beim Papst einreichen. Der Finanzchef des Vatikans, einer der engsten Mitarbeiter von Franziskus, muss sich gegen schwerste Vorwürfe von Kindesmissbrauch und Vertuschung rechtfertigen. Seit Juli muss er sich vor dem „Magistrates Court von Melbourne“ wegen dieser Vorwürfe verantworten.
Pell ist 76 Jahre alt. Papst Franziskus hatte seinen Rücktritt mit Erreichen des 75. Lebensjahres nicht angenommen. Das anhängige Strafverfahren in Australien könnte diesen Sachverhalt allerdings rasch ändern. Sollte Kardinal Pell im Verfahren schuldig gesprochen werden, hat der Papst kaum noch eine Alternative Pell im Amt zu halten.
Honduras: Kardinal Oscar Rodríguez Maradiaga S.D.B.
Das italienische Medium “L’Espresso” berichtet am Donnerstag über schwere Vorwürfe gegen Kardinal Maradiaga. Der Kardinal soll jahrelang 35.000 Euro monatlich von der Universität von Tegucigalp in Honduras bezahlt bekommen haben.
Laut „L’Espresso“ hat Papst Franziskus bereits vor sechs Wochen einen Bericht zu den Vorgängen erhalten. Daraufhin schickte er den argentinischen Bischof Jorge Petro Casaretto als Apostolischer Gesandter nach Honduras.
Neben dem Jahreseinkommen von 420.000 Euro der Universität soll Maradiaga möglicherweise eine ähnliche Summe für das letzte Jahrzehnt als “Entschädigung” für seinen Dienst als Großkanzler der Universität erhalten haben. Aus dem Untersuchungsbericht soll auch hervor, dass er 1,2 Millionen US-Dollar in Londoner Finanzunternehmen investiert und diese Gelder offensichtlich verschwunden sein sollen. Zudem berichtet “L’Espresso”, es gäbe Ermittlungen in Honduras, weil die Regierung hohe Summen in kirchliche Stiftungen investiert haben soll, mit denen wohl Maradiaga ebenfalls in Verbindung gestanden habe.
Kardinal Maradiaga ist seit April 2014 Vorsitzender des Kardinalsrates (K9) zur Kurienreform. Der Skandal um ihn, kommt äußerst ungelegen. Maradiaga wird am kommenden Freitag 75 Jahre alt und muss somit seinen Rücktritt beim Papst einreichen. Sollten die Ermittlungen des Apostolischen Gesandten Bischof Casaretto all diese Missstände nachgewiesen haben, wird der Papst vielleicht seinen Rücktritt annehmen und die Ära Kardinal Maradiaga geht vorzeitig zu Ende.
Weihnachtsansprache an die Römische Kurie
Diese Geschehnisse werfen kein gutes Licht auf die Kurienreform, sie sind auch kontraproduktiv zu dem Streben des Papstes nach einer armen Kirche. Erst gestern hatte Franziskus in seiner Weihnachtsansprache an die Kurie, wie in den Jahren zuvor auch, auf Missstände im Innern der Kirche hingewiesen.
„Um einmal mehr jenen Krankheiten eine Absage zu erteilen, vor denen auch die Kirche bis in ihre höchsten Ebenen nicht gefeit sei – „dieser gestörten und missratenen Logik der Komplotte oder kleinen Kreise, die ein Krebsgeschwür sind, das zur Selbstbezogenheit führt“.
Ferner sprach der Papst von „Intrigen und Vertrauensverlust“ und forderte eine „Neuausrichtung der Kirchenspitze“. Ob ihm das gelingen wird muss die Zukunft zeigen. (vh)
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