Die Kurienreform von Papst Franziskus hat weniger mit Ernennungen, Dekreten und strukturellen Umschichtungen zu tun, sondern zielt eher darauf, dass die Kurie durch eine neue Haltung ein Hilfsinstrument des Papstes zur Verkündigung der Frohen Botschaft wird. Das sagte im Gespräch mit vaticannews Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.
Gudrun Sailer – Vatikanstadt.
Die von Franziskus anvisierte und betriebene Kurienreform habe indessen „bemerkenswerte Schritte nach vorn“ getan, sagte der Kardinal im Gespräch mit vaticannews. Parolin gehört als einer von neun Kardinälen – und als einziger am Heiligen Stuhl – dem Kardinalsrat „K9“ an, der die Reform für Franziskus vorbereitet.
Schon letztes Jahr habe der Papst in seiner Rede an die Kurie den Zwischenstand der Reform umrissen. „Ich denke, in der Rede – und das ist ein wiederkehrendes Motiv im Lehramt von Papst Franziskus, wenn von der Kurie die Rede ist – besteht er nicht so sehr auf den strukturellen Reformen, mit dem Erlass neuer Gesetze, neuer Normen, Ernennungen, undsoweiter; sondern es geht um den tiefen Geist, der jede Kurienreform beseelen muss, und das ist die Grunddimension des christlichen Lebens, nämlich: Bekehrung. Es gilt also sicherzustellen, dass die Kurie immer mehr und immer besser – auch unter Überwindung jener Schatten, die diese Sendung behindern können – wirklich eine Hilfe des Papstes werden kann, um das Evangelium zu verkünden, um die Welt von heute zu evangelisieren.“
Konkrete Schritte der Kurienreform wird es nach Parolin weiterhin geben. Zurzeit seien einige noch nicht von der Reform betroffenen Einheiten des Heiligen Stuhles Gegenstand der Untersuchung, sagte der Kardinal, ohne Einzelheiten zu nennen.
Im selben Interview äußerte sich der Kardinalstaatssekretär über die innerkirchliche Kontroversen um „Amoris Laetitia“ und sagte, das Papstschreiben zu Ehe und Familie sei aus einer neuen Haltung der Kirche hervorgegangen. Die Kritiken seien Anlass, die Dinge weiter zu vertiefen und insgesamt zu wachsen.
Im Jahr 2018 werde ein Schwerpunkt des Papstes und der Kirche auf der Jugend liegen, erklärte Parolin mit Blick auf die Bischofssynode zum Thema, die im Oktober stattfinden wird. Man werde sich konzentrieren auf die Erwartungen, die Herausforderungen und Hoffnungen, die junge Menschen heute umtrieben, „auch auf ihre Schwächen und Ängste“. „Ich meine, das Innovative an diesem Zugang ist die Suche einer neuen Verbindung der Kirche mit den jungen Menschen, geprägt von einem Leitbild der Verantwortung, aber ohne jeden Paternalismus. Die Kirche will wirklich in Dialog mit der Wirklichkeit der Jugendlichen treten, sie will die Jugendlichen verstehen und ihnen helfen.“
Zugleich seien aber die Jugendlichen selbst gefordert, sich zu fragen, was sie der Kirche anbieten könnten. Parolin zitierte den US-Präsidenten John Kennedy, der 1961 seine Landsleute bat: „Fragt euch nicht, was das Land für euch tun kann, sondern fragt euch, was ihr für euer Land tun könnt und sollt.“ Ebenso ergehe heute die Frage an die Jugendlichen, welchen Beitrag sie zur Verbreitung der Frohen Botschaft heute tun könnten. „Und ich glaube, dass die Jugendlichen auf diese Einladung mit ihrer Großzügigkeit und ihrer Begeisterung antworten werden.“ (vatican news)
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