VATIKANSTADT – Sechs Wochen nach seinem Rücktritt vom Amt des Kommunikations-Chefs des Vatikan wegen eines „Fake News“-Skandals hat Monsignore Dario Viganò auf einer hochkarätigen Konferenz in Rom einen Vortrag über „Fake News“ gehalten.
Bei der Veranstaltung am 28. April mit dem Thema „Fake News und die ethischen Verantwortlichkeiten der Medien“, erklärte Msgr. Viganò, wie wichtig es sei, dass die Medien transparent arbeiten und dass Journalisten, die falsche oder ungenaue Informationen veröffentlichen, ihre Leser „vergiften“ könnten.
Das Podiumsgespräch war Teil der „Unite to Cure“-Konferenz im Vatikan, die vom 14. bis 20. April neben Wissenschaftlern und Ärzten auch Darsteller und Unterhaltungskünstler wie Katy Perry und Orlando Bloom zusammenbrachte. Veranstalter waren der Päpstliche Rat für Kultur und die Stiftung CURA.
In seinen Aussagen auf dem Podium betonte Viganò, dass der Drang nach Transparenz im Internet, besonders wenn es um große Organisationen geht, „absolut dringend“ sei.
Weiter schlug der italienische Monsignore vor, ein Buch über den „Job des Reporters“ zu lesen, welches das „Paradigma“ zwischen einem Arzt und einem Journalisten umreiße und argumentiere, dass ein Arzt zwar das körperliche Wohlbefinden seiner Patienten beeinflusse, ein Journalist aber das psychische Wohlbefinden seiner Leser.
„Der Journalist, wie der Arzt, hat die Fähigkeit, seine Leser zu vergiften, [aber] mit einem Unterschied, dass der Journalist mehr Leser vergiften kann als ein Arzt Patienten“, sagte Monsignore Viganò.
Journalisten hätten somit eine „große ethische Verantwortung“, und diese Verantwortung werde angesichts einer Zunahme gefälschter Nachrichten größer.
Auf das Gespräch zwischen Adam, Eva und der Schlange im Paradies verweisend, sagte Viganò, der Kommentar der Schlange – „Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?“ (Gen 3,1) – sei ein klassisches Beispiel für „Fake News“.
„Falsche Nachrichten haben eine mimetische Dynamik“, sagte Viganò weiter. Damit meine er, dass etwas nicht sofort als falsch erscheine, da es wahrscheinlich einige Elemente der Wahrheit enthalte. Dies sei der Grund, warum es „gerade jetzt sehr wichtig sei, sich an die große ethische Verantwortung zu erinnern“.
Angesichts des rasanten Medienwandels, der zunehmend auf digitalen Plattformen statt auf traditionellen Angeboten wie Zeitungen basiere, werde Wissen nicht mehr durch einen spezifischen „pädagogischen Weg“ vermittelt, sondern durch weit reichende, unspezifische Netzwerke geteilt, so Viganò weiter.
Das erzeuge eine „komplexe Situation“, sagte Viganò, weil Benutzer, die im Internet surfen, wahrscheinlich keine „Aufmerksamkeit auf Verfälschung“ oder eine „Askese des Fragens“ haben. „Das heißt, sie sind anfälliger für gefälschte Nachrichten.“
Viele Medien, etwa Blogs, würden schnell zu ihren eigenen kleinen Unternehmen, sagte der Monsignore den Zuhörern. Diese Unternehmen veröffentlichten Nachrichten, für bestimmte Gruppen – was es einfacher mache, Falschinformationen zu verbreiten um Klicks zu bekommen, so Viganò vor seinen Zuhörern.
Im Gegensatz zur medizinischen Kommunikation, die gezielter und persönlicher sei, seien digitale Medien und Soziale Netzwerke global, sagte Viganò. Was bedeute, dass der Risikofaktor höher sei.
Viganòs Rede fiel gerade mal sechs Wochen nach seinem Rücktritt am 21. März als Präfekt des Vatikanischen Sekretariats für Kommunikation wegen eines als „Lettergate“ weltweit bekannt gewordenen „Fake News“-Skandals.
Viganò hatte von Papst emeritus Benedikt ein Unterstützungsschreiben angefordert für die Reihe „Die Theologie von Papst Franziskus“. Benedikt lehnte diese jedoch in einem persönlichen Brief ab.
Daraufhin gab das Kommunikationssekretariat jedoch sein Ablehnungsschreiben als „Empfehlungsschreiben“ aus, und retuschierte sogar eine Photographie des Ablehnungsbriefs.
Als die „Associated Press“ den Skandal aufdeckte, gab das Kommunikationssekretariat des Vatikans zu, das Foto verfälscht zu haben.
Tage später wurde bekannt, dass weitere Absätze des Schreibens unterschlagen worden waren, in denen Benedikt die Aufnahme eines deutschen Theologen in die Reihe kritisch in Frage stellte, der für seine „anti-päpstlichen Initiativen“ bekannt ist.
Unter dem Druck der Medien sah sich das Kommunikationssekretariat schließlich gezwungen, das ganze Schreiben des Papst emeritus zu veröffentlichen. Monsignore Viganó trat zurück und Papst Franziskus ernannte Monsignore Lucio Ruiz, ehemaliger Sekretär der Abteilung, zum Interimspräfekten – aber bat Viganò, dem neuen Präfekten in „beratender Rolle beizustehen“, was Viganò bis heute tut. (CNA Deutsch)
Du musst angemeldet sein, um kommentieren zu können.