Nach zwei Jahren des Schweigens behauptet Papst Franziskus, er habe aus der Zeitung von dem Dubia-Brief erfahren!
Vaticanhistory – Martin Marker
Am 20. Juni veröffentlichte „Reuters“ ein Interview mit dem Papst. In diesem geht es eigentlich um die Kritik des Papstes an der Einwanderungspolitik des US-Präsidenten Donald Trump, allerdings enthält es auch eine kontroverse Behauptung des Papstes. Franziskus äußert hier:
„Ich habe von dem Dubia-Brief [über sein Dokument Amoris Laetitia] „nur aus den Zeitungen“ gehört.“
Ferner sprach der Papst auch von interner Kritik an seinem Papsttum durch kontroverse Kirchenmänner, angeführt von dem amerikanischen Kardinal Raymond Leo Burke.
Nach dem Erscheinen des Apostolischen Schreibens „Amoris laetitia“ im Jahr 2016 veröffentlichten Kardinal Brandmüller, Kardinal Burke und zwei mittlerweile verstorbene Kardinäle ihren Brief an Papst Franziskus zur Klärung einiger Fragen zum umstrittenen Dokument „Amoris laetitia“. Der Papst behauptet nun, er habe von dem Brief der Kardinäle, in dem er kritisiert wird
„aus den Zeitungen erfahren … eine Art, Dinge zu tun, die, sagen wir, nicht kirchlich sind, aber wir alle machen Fehler.“
Franziskus deutet damit an, dass die Dubia-Kardinäle den korrekten kirchlichen Verfahren nicht gefolgt sind und gegen das Gesetz der Höflichkeit gegenüber dem Papst verstoßen haben, indem sie ihren Text öffentlich machten, ohne ihn zuerst privat an ihn zu senden.
Die Aussage von Franziskus zum Dubia-Brief hinterfragt Kardinal Brandmüller, einer der lebenden Dubia-Kardinäle, in einem Kommentar bei OnePeterFive. Der Kardinal antwortete schriftlich und sagte Folgendes:
„Die Dubia wurden zuerst veröffentlicht – ich glaube es waren zwei Monate -, nachdem der Papst ihre Aufnahme nicht einmal bestätigt hatte. Es ist sehr klar, dass wir direkt an den Papst und gleichzeitig an die Kongregation für den Glauben geschrieben haben. Was sollte hier noch unklar sein?“
Der Vatikan-Journalist Edward Pentin twitterte gestern früh und bestritt die Aussage des Papstes:
„Er erhielt die Dubia zwei Monate, bevor die Kardinäle an die Öffentlichkeit gingen und beauftragte Müller, nicht zu antworten.“
Die Erinnerung ist vielleicht verflogen. Hier bezog sich Pentin auf Kardinal Gerhard Müller – damals Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre. OnePeterFive hat sich nun an Kardinals Müllers eigene Sekretärin gewandt und ihn um eine Bestätigung dieses neuen päpstlichen Anspruchs gebeten, aber bis jetzt keine Antwort erhalten. Ebenso hat sich OnePeterFive für einen Kommentar an das Vatikan Pressebüro gewandt, auch hier gibt es bis jetzt keine Antwort.
Die Aussage von Papst Franziskus wirft einige Fragen auf.
„Wieso hat der Papst zwei Jahre geschwiegen und behauptet heute, er habe von der Existenz des Briefes erst aus der Presse erfahren?“
„Warum hat der Papst nach der Kenntnisnahme aus der Presse gegenüber den vier Dubia-Kardinälen nicht umgehend reagiert?“
Durch die Aussagen des Papstes stellen sich zwei entscheidende Fragen mit schwerwiegender Tragweite:
„Wer sagt zum Dubia-Brief nun wirklich die Wahrheit? Lügt der Papst oder die beiden verbliebenen Dubia-Kardinäle?“
(vh – mm)
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