Das kommunistische Regime hat tatsächlich einen politischen Häftling freigelassen: Der schwerkrankre Ariel Sigler bekräftigte bei seiner Rückkehr nach Hause in der Provinz Matanzas, dass er auch weiterhin „für Freiheit und Demokratie auf Kuba kämpfen“ will. Es war Kardinal Jaime Ortega von Havanna, der Siglers Freilassung angekündigt hatte; Präsident Raul Castro hatte dem Kardinal kürzlich bei einem Treffen, für das es in Kubas Geschichte kein Beispiel gibt, Konzessionen gemacht. Weitere sechs politische Häftlinge sollen in Anstalten in ihrer Herkunftsprovinz verlegt werden, in die Nähe ihrer Familien.
„Das ist eine sehr wichtige Nachricht“, kommentiert unser Lateinamerika-Experte Luis Badilla. „Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein politischer Häftling, ein Dissident, definitiv auf freien Fuß gesetzt wird. Zwar steht er, wie Dutzende andere Dissidenten, künftig unter Hausarrest – aber es handelt sich dennoch um eine Freilassung, und das ist fundamental.“
Eine gute Nachricht für die Kirche, die sich für die politischen Häftlinge eingesetzt hatte.
„Dafür wurde die Kirche auch von einigen kritisiert – man fürchtete, die Regierung könne sie instrumentalisieren. Aber so war`s dann nicht. Die Staat-Kirche-Verhandlungen waren ehrlich und offen, und die Nachrichten der letzten drei Wochen zeigen, dass der Dialog nicht nur überfällig war, sondern auch im allgemeinen Interesse des kubanischen Volkes liegt. Nicht nur im Interesse der Kirche, sondern für die Zukunft der kubanischen Nation.“
In wenigen Tagen trifft der vatikanische „Außenminister“, Erzbischof Dominique Mamberti, auf der Insel ein – dafür hatten sich vor ein paar Tagen bei einem Vatikanbesuch auch Spaniens Regierungschef Joseluis Zapatero und sein Außenminister besonders interessiert. Spanien, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, fühlt sich als Fürsprecher der Kubaner in Europa.
„Man sollte allerdings die Dinge auch nicht durcheinanderbringen: Erzbischof Mambertis Besuch hat nämlich überhaupt nichts mit dem zu tun, was derzeit in Kuba geschieht. Die Visite wurde vielmehr schon vor sehr langer Zeit anberaumt: Er kommt als Gast der kubanischen Kirche, um deren „Soziale Woche“ zu eröffnen, und gleichzeitig werden in diesen Tagen 75 Jahre ununterbrochener diplomatischer Beziehungen zwischen Kuba und dem Heiligen Stuhl gefeiert.“
Der 46-jährige Sigler war 2003 wegen Aktivitäten gegen die Castro-Brüder zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Zuletzt hatte er seit August 2009 in einem Gefängniskrankenhaus gelegen. (rv)
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