Eine außergewöhnliche Laufbahn kommt heute an ihr Ende: Papst Benedikt XVI. hat den Rücktritt Kardinal Walter Kaspers als Präsident des Päpstlichen Einheitsrates angenommen. Damit geht Kasper in den wohlverdienten Ruhestand – oder ihn kennend müssen wir wohl sagen: in den wohlverdienten Unruhestand. Er geht mit gemischten Gefühlen: Es sei normal, sich mit 77 Jahren in den Ruhestand zu verabschieden und auch irgendwie befreiend. Andererseits lege er eine Aufgabe nieder, die ihn immer erfüllt habe, so Kasper zum Abschied.
Seine Aufgabe war der Dialog, das Gespräch, und das gehe nicht im Hauruck-Verfahren, das geht allmählich. Im Gespräch mit uns zieht Kardinal Kasper eine Linie vom Beginn des Dialoges an:
„Nach dem Konzil war natürlich sehr viel und sehr enthusiastisch vom Dialog die Rede, da war vielleicht sogar mehr Enthusiasmus, als jetzt. Aber es ist doch so: Wenn man jung ist, hat man Enthusiasmus, da meint man, man kann Bäume ausreißen. Wenn man ein wenig älter wird, dann nimmt man die Realitäten besser wahr und auch die Schwierigkeiten, die da sind, dass man nicht alles so leicht verändern kann, und so ist auch der ökumenische Dialog nun älter und reifer geworden, aber er geht weiter. Unsere Welt ist so voller Konflikte, gefährlicher Konflikte, und da ist es einfach wichtig, dass die Christen, vor allem die praktizierenden Christen, zusammenstehen und zusammenarbeiten und gemeinsam Zeugnis geben. Wir können es uns einfach nicht mehr leisten, gegeneinander, oder auch einfach nur nebeneinander zu leben. Wir müssen zusammen arbeiten und – so weit es geht – zusammen kommen."
Als Kasper vor elf Jahren dieses Amt von Papst Johannes Paul II. übertragen bekam, war er bestens vorbereitet. Bereits mit 31 Jahren hatte er eine Professur für Theologie in Münster inne, später dozierte er in Tübingen, bevor er Bischof von Rottenburg-Stuttgart wurde. Bis heute ist er einer der angesehensten Theologen der katholischen Kirche. Das war die Basis für die Gespräche um die Einheit der Christen. Und wie er selbst sagt, Ökumene ist keine Option, sie ist Teil des Christseins überhaupt. Und Kasper kann auf Erreichtes zurück blicken:
„Das Allerwichtigste in den elf Jahren war für mich, ein Netz persönlicher Kontakte zu knüpfen, ein Netz des persönlichen Vertrauens, teilweise auch der Freundschaft, denn das ist die Grundlage des ökumenischen Dialogs. Und ich denke, das ist mir im ganz hohen Maße auch gelungen und dieses Netz wird auch standhalten, wenn einmal wieder etwas widrige Winde kommen. Das Zweite: Der Fortschritt, den wir mit den orthodoxen Kirchen gemacht haben. Als ich anfing, hatten wir eine ganz schlimme Zusammenkunft in Baltimore und ich habe dann fünf Jahre gebraucht, um den Faden wieder aufzunehmen. Und das läuft in der Zwischenzeit sehr gut und der Besuch des Papstes in Zypern jetzt hat auch gezeigt, dass da wirklich etwas dazugekommen ist, etwas gewachsen ist und dass es auf beiden Seiten den Willen gibt, diesen Weg weiter zu gehen."
Nicht zuletzt der ökumenische Kirchentag in Deutschland und andere Diskussionen haben aber auch gezeigt, dass es vor allem der Dialog mit den Kirchen der Reformation ist, der in deutschsprachigen Ländern wichtig ist. Nach der Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre 2000 schien alles nur noch eine Frage der Zeit zu sein, aber dann kamen die Mühen der Umsetzung. Die letzten Fortschritte in diesem Dialog sind noch gar nicht so alt:
„Und dann am Schluss haben wir jetzt in den letzten zwei Jahren auch einen neuen Ansatz mit den evangelischen Kirchen gefunden, denn ich denke, da haben sich neue Gesprächsmöglichkeiten und Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf internationaler Ebene gezeigt."
So beginnt für ihn also der Unruhestand. Er will weiter Theologie treiben, wir werden also weiterhin von Kardinal Walter Kasper hören, garantiert auch hier auf Radio Vatikan. (rv)
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