Dieser Samstag, den 11. September, ist für die USA und für viele Menschen in Westen ein Gedenktag für die Opfer des Terroranschlages vor neun Jahren in New York und Washington. In diesem Jahr wird das Gedenken aber überlagert, zuerst von der Diskussion um eine Moschee in der Nähe von Ground Zero, dann von den Ankündigungen von erst einem, dann zwei evangelikalen Pfarrern in den USA, an diesem Tag den Koran öffentlich zu verbrennen.
Kardinal Francis George ist Erzbischof von Chicago und Vorsitzender der Bischofskonferenz der USA. Er sieht zwar den Hauptverantwortlichen in dieser Diskussion in Pastor Terry Jones, aber es gibt auch andere Interessen, die dies erst zu einer Debatte haben werden lassen:
„Die Medien, von denen viele Christen als Fundamentalisten oder gefangen in ihrer Ablehnung anderer zeigen wollen, machen diese Geschichte erst groß. Aber wir müssen doch sehen: wer ist dieser Pastor eigentlich? Man muss das verdammen, aber es ist nicht repräsentativ für irgendetwas in den USA mit Ausnahme dieses Pastors. Aber man muss auch sagen, dass die Medien nicht immer hilfreich dabei sind, moderate Stimmen die Diskussion bestimmen zu lassen.“
Aber auch wenn die Diskussion um Pastor Jones die Diskussion an diesem 11. September bestimme, müsse man genau hinschauen, wer das denn eigentlich sei.
„Der Pastor, der den Koran verbrennen will oder das zumindest angekündigt hat, nennt sich zwar christlicher Pastor. Seine Kirche umfasst nur einige dutzend Menschen. Dass jemand, der sich selbst christlicher Pastor nennt, etwas Verrücktes tut, ist nicht außergewöhnlich in der Geschichte der USA oder woanders. Bücherverbrennung ist nie gut, vor allem, wenn es ein Buch ist, das für Milliarden von Menschen heilig ist.“
Es gibt eine Unruhe im Zusammenleben zwischen Christen und Muslims, das gibt der Kardinal zu, darüber müsse man reden. Diese Unruhe zeige sich in den Protesten gegen den Bau der Moschee in New York. Das Recht zu Bauen und die Klugheit im Umgang mit Verletzungen anderer müssen abgewogen werden.
Verwirrspiel
Währenddessen gerät die Auseinandersetzung um eine Koran-Verbrennung zum Verwirrspiel, der protestantische Pfarrer Terry Jones vom Dove World Outreach Center (Weltmissionszentrum Taube) in Gainesville (Florida), hat zum wiederholten Male seine Meinung geändert. Nachdem er eine Absage der Aktion widerrufen hatte, versicherte er jetzt, er werde auf die öffentliche Verbrennung von 200 Exemplaren des Koran am 11. September verzichten, wenn ein Gespräch mit den Verantwortlichen für ein geplantes Islam-Zentrum mit Moschee nahe des Ground Zero in New York zustande komme. Jones möchte, dass das Zentrum verlegt wird.
Hintergrund
Jones, Leiter der rund 50 Mitglieder zählenden Gemeinde in Gainesville, war bis 2008 mehr als 20 Jahre in Deutschland tätig. Er ist mit einer Deutschen verheiratet und leitete die Christliche Gemeinde Köln, die nach Angaben ehemaliger Mitarbeiter immer stärker sektiererische Züge annahm. Wegen unhaltbarer theologischer Aussagen und Geltungssucht entließ ihn die Gemeinde vor zwei Jahren. Die jetzige Leitung kritisiert die Koran-Verbrennung: „Wir distanzieren uns von dieser Aktion und möchten damit nicht in Verbindung gebracht werden“, so die offizielle Haltung der Gemeinde, wie die Nachrichtenagentur Idea berichtet. (rv)
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