Vatikanbank: „Kompliziertester Tag meines Lebens“

„Da wird ein Fehler in der Prozedur dazu genutzt, den Vatikan anzugreifen": So reagiert der Präsident der Vatikanbank IOR auf Berichte über Ermittlungen der römischen Staatsanwaltschaft. 23 Millionen Euro auf zwei Konten des IOR beim „Credito Artigiano" sollen zur Geldwäsche gedient haben, so der Verdacht der Ermittler. Ein Verdacht, den IOR-Präsident Ettore Gotti Tedeschi scharf zurückweist: „Die Operation ist mehr als klar, da ist nichts Verstecktes und nichts zu verbergen".
 Es sei der „komplizierteste Tag" seines Lebens gewesen, so Gotti Tedeschi nach zwölf Stunden der Prüfung von Unterlagen, die die Aufmerksamkeit der Staatsanwaltschaft geweckt hatten. Doch aus seiner Sicht sei an den Transaktionen rein gar nichts zu beanstanden. Der „einzige Irrtum" sei „vielleicht" gewesen, sie mit Hilfe einer Bank durchzuführen, die die genaue Umsetzung der italienischen Anti-Geldwäsche-Normen „noch nicht definiert hat". Er fühle sich „zutiefst gedemütigt" und verstehe einfach nicht, warum die Ermittlungen ausgerechnet jetzt starteten, wo die Vatikanbank doch gerade eine „lange und akkurate" Operation Transparenz durchgeführt habe. Dem „Corriere della Sera" vertraute der Papstbanker an, er denke über einen Rücktritt nach. Dabei hatte sich am Dienstag das vatikanische Staatssekretariat mehr als deutlich für ihn in die Bresche geworfen: In einer Erklärung drückte es ihm und dem IOR-Generaldirektor vollstes Vertrauen aus – und zeigte sich „perplex und erstaunt" über die Initiative der „Procura di Roma". Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone traf sich selbst mit Gotti Tedeschi, um ihm Rückendeckung zu geben. Nach zahlreichen Skandalen rund um die Vatikanbank seit Ende der siebziger Jahre hatte Benedikt XVI. Gotti Tedechi vor genau einem Jahr an die IOR-Spitze berufen – um „aufzuräumen", wie Zeitungen meinten. Der fünffache Familienvater ist Opus-Dei-Mitglied und ein enger Freund des italienischen Finanzministers Giulio Tremonti; „Geld und Himmel" heißt sein neuestes Buch, dessen Vorwort von Kardinal Bertone am Dienstag veröffentlicht wurde. (rv)

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