Das Seligsprechungsverfahren für den vietnamesischen Kardinal Francois-Xavier Nguyen Van Thuan ist an diesem Freitag im Lateranpalast feierlich eröffnet worden. Der Kardinal, den die kommunistischen Machthaber für 13 Jahre ins Gefängnis steckte, davon neun Jahre in Isolationshaft, wurde später an den Vatikan berufen und leitete zuletzt bis 2002 den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden. Kardinal Walter Kasper, der seit wenigen Monaten emeritierte Ökumene-Verantwortliche des Heiligen Stuhles, schildert im Gespräch mit uns Kardinal Van Thuan von seiner persönlichen Seite:
„Kardinal Van Thuan, den kannte ich, das war ein heiligmäßiger Mann. Er war lange im Gefängnis, aber er hatte Humor. Es ist unglaublich, wie er davon berichtete, so ganz ohne Hass. Er hat dazu auch einmal Exerzitien im Vatikan gehalten, das Buch dazu ist auch auf Deutsch veröffentlicht, es ist wunderbar zu lesen, wie er das beschreibt. Die Seligsprechung würde mich freuen.“
Die Eröffnung des Seligspsrechungsverfahrens leitete für den Papst der Kardinalvikar der Diözese Rom, Agostino Vallini; mehrere Kurienkardinäle nahmen daran teil, unter anderem Van Thuans heutiger Nachfolger als Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter. K. A. Turkson. Die Postulatorin, also Anwältin des Seligsprechungsverfahrens ist die in Rom wirkende Argentinierin Silvia Correale. Sie wurde mit der Causa vom Heiligen Stuhl betraut.
Kardinal Nguyen Van Thuan wurde am 17. April 1928 in Hue geboren und am 11. Juni 1953 zum Priester geweiht. Nach seinem Studium in Rom war er nach seiner Rückkehr in die Heimat als Lehrer und später Rektor des Seminars, Generalvikar und später Bischof von Nha Trang tätig. Er wurde von Papst Paul VI. am 24. April 1975 zum Titularbischof von Vadesi und Bischofskoadjutor von Saigon ernannt. Wenige Monate später wurde er nach der Machtübernahme durch das kommunistische Regime festgenommen und inhaftiert. Er verbrachte bis zu seiner Freilassung am 21. November 1988 insgesamt 13 Jahre in Haft, davon 9 Jahre in Isolationshaft. Das Regime vermutete hinter seiner Ernennung ein Komplott des Vatikans in Absprache mit den imperialistischen Mächten.
Vor seiner Isolationshaft hatte er begonnen, Botschaften an die christliche Glaubensgemeinschaft zu schreiben, nachdem er sich geheim Papier besorgt hatte. Diese Botschaften vertraute er einem Kind an, das sie von seinen Geschwistern vervielfältigen ließ. Während seiner langen Isolationshaft unter Bewachung zweier Wärter war es ihm gelungen, auf gesammelten Papierfetzen 300 Verse aus dem Evangelium zu notieren und kleine christliche Gemeinschaften auf den Weg zu bringen, die sich zum Gebet trafen. Nach seiner Freilassung am 21. November 1988 wurde er zum Koadjutor der Erzdiözese Saigon ernannt. Am 24. November 1994 berief ihn Papst Johannes Paul II. zum stellvertretenden Präsidenten des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, den er seit 1998 als Präsident leitete. Dieses Amt hatte Van Thuan bis 2002 inne, als er an einer Krebserkrankung starb. (rv)
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