Ab diesem Samstag gibt es 24 neue Mitglieder im Senat der Kirche: Papst Benedikt nahm bei einer Feier im Petersdom (einem so genannten „Konsistorium") 24 ältere Herren aus aller Welt ins Kollegium der Kardinäle auf. Das wichtigste Beratergremium des Papstes – oder, wie eine Nachrichtenagentur formuliert, „der exklusivste Männerclub der Welt" – hat jetzt 203 Mitglieder: Das ist ein Rekord. Bei einem Konklave wahlberechtigt wären nach heutigem Stand 121. Unter den neuen „Purpurträgern" ist Erzbischof Reinhard Marx von München (mit 57 Jahren der Benjamin unter den Kardinälen), der vatikanische Ökumene-Verantwortliche Kurt Koch (60) aus der Schweiz und der (schon 81-jährige) Augsburger Kirchenhistoriker Walter Brandmüller.
Großer Bahnhof in St. Peter: Benedikt „kreiert" – „schafft" – 24 neue Kardinäle. Einzeln treten die Männer, die aus 13 verschiedenen Ländern kommen, vor den in Gold gehüllten Pontifex: Benedikt setzt ihnen den roten Hut auf, Zeichen ihrer Würde, und weist jedem eine so genannte Titelkirche in Rom zu – Erinnerung daran, dass sich das Kollegium der Kardinäle einstmals aus dem römischen Klerus rekrutierte. Marx von München erhält übrigens eine Korbiniankirche zugeteilt. An der Feier im Petersdom nehmen auch viele Besucher aus den Heimatländern der „Neuen" teil; die Europäer überwiegen, und das ist kein Wunder, denn sie stellen ja auch mit 15 Personen den Löwenanteil unter den neuen Kardinälen. Ansonsten kommen vier aus Afrika, je zwei aus Nord- und Südamerika und nur einer aus Asien. Zu den Gästen unter der Kuppel des Michelangelo gehört auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU).
Zu Beginn des Konsistoriums verliest der Papst die Liste der neuen Kardinäle; dabei gibt es besonders lauten Applaus für den Münchner Erzbischof, der mit über vierhundert Begleitern nach Rom angereist ist. Sogar der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, Präses Nikolaus Schneider, ist (privat) mit dabei. Im Namen der neuen Mitkardinäle dankt der Italiener Angelo Amato von der Heiligenkongregation dem Papst für die Aufnahme in das „Heilige Kollegium".
„Wir kommen aus unterschiedlichen Weltgegenden und sozialen Schichten, und wir sind verschiedene Wege gegangen, haben in der Kirche unterschiedliche Ämter bekleidet. Aber wir sind doch geeint im Glauben an den dreifaltigen Gott, im Gehorsam gegenüber dem Nachfolger Petri und im treuen Dienst an der Kirche Christi."
Mit dem heutigen Tag gibt es 71 wahlberechtigte Kardinäle, die noch aus der Zeit von Johannes Paul II. stammen; 50 solcher wahlberechtigter Kardinäle hat bereits Benedikt XVI. im Lauf seiner fünf Amtsjahre ernannt, er drückt also einem künftigen Konklave immer mehr seinen Stempel auf. Insgesamt gibt es 111 Kardinäle aus Europa: mehr als die Hälfte der insgesamt 203 Kardinäle. Von den 121 wahlberechtigten Kardinälen stellen die Europäer 62. (rv)
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