Die islamische Universität al-Azhar in Kairo hat ihren Dialog mit dem Vatikan „eingefroren". Das teilt ein Statement der Universität an diesem Donnerstag mit. Der Generalsekretär der wichtigsten Lehrautorität im sunnitischen Islam, Ali Abdel Dayem, erklärt, die Maßnahme habe etwas „mit den islamkritischen Äußerungen von Papst Benedikt XVI. in jüngster Zeit" zu tun. Al-Azhar wehrt sich gegen den Eindruck, als ob Moslems im Nahen Osten die Gläubige anderer Religionen unterdrückten. Papst Benedikt XVI. hatte nach dem blutigen Anschlag auf christliche Kopten in Alexandria zu Jahresbeginn wiederholt deutlich zu Religionsfreiheit aufgerufen. Das hatte al-Azhar und die ägyptische Regierung verstimmt; die Führung in Kairo rief ihre Vatikanbotschafterin kürzlich „zu Konsultationen" zurück. Normalerweise treffen sich Vertreter des Vatikans und der al-Azhar-Universität zweimal im Jahr zu einem Dialog. Der Vatikan wurde von der Absage aus Kairo offenbar überrascht: Der Päpstliche Dialograt „sammelt derzeit noch Informationen", erklärte Papstsprecher Federico Lombardi am frühen Nachmittag. Man bemühe sich „um ein adäquates Verständnis der Situation". Lombardi wörtlich: „Auf jeden Fall bleibt es bei der Linie der Offenheit und der Gesprächsbereitschaft." Die letzte größere Verstimmung im Dialog des Vatikans mit der islamischen Welt hatte es nach der so genannten „Regensburger Rede" von Papst Benedikt im September 2006 gegeben. Danach kam es allerdings zu einer Art Blüte im Dialog, was u.a. auf der Jordanienreise des Papstes im Mai 2009 sichtbar wurde. (rv)
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