Das pakistanische Blasphemiegesetz sollte ein Gesetz gegen die Schmähung der Religion sein. Doch es schmäht ethische Grundsätze von Religion und die Religionsfreiheit, ja ist selbst „Blasphemie". An diese Verkehrung erinnert Vatikansprecher Federico Lombardi in einem Beitrag für Radio Vatikan. In dem Wochenkommentar äußert sich der Vatikansprecher ausführlich zum jüngsten Mord in Pakistan und zeigt sich deutlich bewegt.
„Vor einigen Wochen sagte Bhatti: ‘Betet für mich. Ich habe alle Brücken hinter mir abgebrochen. Ich kann und will nicht umkehren auf meinem Weg. Ich werde den Extremismus bekämpfen und ich werde bis zum Tode für die Verteidigung der Christen kämpfen.’ Heute schon erscheint seine Figur in der Größe eines gültigen Zeugen des Glaubens und der Gerechtigkeit."
Doch Lombardi spricht nicht nur von dem am vergangenen Mittwoch ermordeten Christen und pakistanischen Minderheitenminister Shahbaz Bhatti, sondern auch vom Muslimen Salman Taseer. Wie Bhatti musste auch der ehemaligen Gouverneur der pakistanischen Provinz Punjab wegen seines Einsatzes für die Religionsfreiheit in Pakistan sterben – ein Muslim und ein Christ, die mit ihrem offenen Vorgehen gegen das Blasphemiegesetz sozusagen das eigene Todesurteil unterschrieben, die beide wegen ihres Mutes den „höchsten Preis" bezahlten, so Lombardi:
„Während diese beiden Morde uns mit Schrecken und Angst erfüllen, wenn wir an das Schicksal der Christen in Pakistan denken, erfüllen sie uns paradoxerweise aber zugleich mit einem Hauch von Hoffnung. Denn sie verbinden einen Christen und einen Muslimen durch Blut, das für eine gemeinsame Sache vergossen wurde. Es gibt nicht nur den Dialog des gegenseitigen Verstehens und des gemeinsamen Einsatzes für das Gemeinwohl. Vom Dialog des Lebens geht man zum Dialog der Zeugenschaft im Tod über, der eigenes Blut fordert, damit der Name Gottes nicht als Instrument der Ungerechtigkeit missbraucht wird."
Papst Benedikt XVI. hatte in seiner großen Ansprache an das diplomatische Corps im Vatikan zu Anfang diesen Jahres Taseers Einsatz für die Religionsfreiheit gewürdigt. Und er hatte für den kommenden Oktober ein neues Friedensgebet der Religionen im italienischen Assisi angekündigt und damit die Initiative seines Vorgängers Papst Johannes Paul II. aufgegriffen. Der Mord am Muslimen Taseer und am Christen Bhatti trägt nach Ansicht von Vatikansprecher Lombardi zur Ermutigung für dieses – in der Vergangenheit teilweise skeptisch beäugte – Projekt bei:
„In Erinnerung an Taseer und Bhatti, in gerührter Dankbarkeit für ihr Leben und für ihr Sterben, werden die wahren Verehrer Gottes weiterkämpfen – und wenn nötig sterben, für die Religionsfreiheit, die Gerechtigkeit und den Frieden. Gibt es eine stärkere Ermutigung, um uns gemeinsam nach Assisi aufzumachen?" (rv)
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