So nah, so fremd – das Christentum im Nahen Osten geht uns viel an, auch wenn wir es kaum kennen. Einer hat sich vorgenommen, das zu ändern: Hans Hollerweger. Der Österreicher, der in diesen Tagen seinen achtzigsten Geburtstag feiert, setzt sich seit mehr als zwanzig Jahren mit der „Initiative christlicher Orient" für die bedrängten Christen im Libanon, in Syrien, in der Südosttürkei, im Heiligen Land – und im Irak ein. Er sagt:
„Die wirtschaftliche Lage hat sich in letzter Zeit leicht gebessert – aber es ist für sie weiter sehr schwierig."
Sie – das sind die Christen im Irak. Genau gesagt: Im Nordirak, im Bistum Zakho-Dohuk. Dort gibt es eine Art christliche Enklave. Wie sie zustande kam, erklärt Professor Hollerweger:
„In den 1970er-Jahren wurden die Christen vom Regime Saddam Husseins aus ihrem Land im Nordirak vertrieben und mussten nach Bagdad oder in den Süden des Irak flüchten. Nach 2003 sind viele vor dem islamistischen Terror aus den Städten in ihre ländlichen Ursprungsgebiete zurückgekehrt. Und so gibt es in der Diözese Zakho sechzehn reine Flüchtlingsdörfer."
In diesen christliche Enklaven im islamischen Umfeld mangelt es an Zukunftsperspektiven: Es gibt keine Arbeit, Infrastrukturen und soziale Einrichtungen fehlen – und so sehen Viele die einzige Möglichkeit darin, auszuwandern – besonders innerhalb der jungen christlichen Bevölkerung. Ein Problem besteht darin, kritisiert Hollerweger, dass viele Christen ihr Land, das ihnen vom Saddam-Regime weggenommen wurde, immer noch nicht zurückbekommen haben:
„Sie sind ja aus ihren Dörfern geflüchtet und sind jetzt wieder dort, wo man ihre Dörfer wiedererrichtet hat. Die kurdischen Behörden agieren in dieser Sache sehr zögerlich. Sie tun zu wenig dafür, ihnen ihr Eigentum zurückzugeben und so eine Existenzgrundlage zu schaffen." (rv)
1 Kommentar “Irak: Christliche Enklave in Not”
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