An diesem Freitag treten die neuen Finanzgesetze des Vatikans in Kraft. Papst Benedikt hatte sie Ende vergangenen Jahres verabschiedet, um Geldwäsche und Terrorfinanzierung über Vatikan-Einrichtungen zu unterbinden. Der in Aachen lehrende Politologe und Volkswirt Ralph Rotte hat sich auf wissenschaftlicher Ebene mit den Geldgeschäften des Vatikanstaates und des Heiligen Stuhles beschäftigt. Er hält die neuen Finanzgesetze für brauchbar, weil sie erstmals Personen haftbar machen.
„Jeder, der in mehr oder weniger leitender Funktion in irgendeiner mit Finanzen verbundenen Behörde innerhalb des Vatikans oder Heiligen Stuhls sich eines solchen Vergehens schuldig macht, muss mit Konsequenzen rechnen. Es geht nicht darum, nur irgendwelche Institutionen zu strafen, zu rügen, sondern um persönliche Konsequenzen, die jeder gewärtigen muss, wenn er sich die Finger schmutzig macht."
Die neuen vatikanischen Finanzregelungen entsprechen dem internationalen Standard, sagt Rotte. Sie sehen etwa vor, dass jeder neue Geschäftspartner vorab auf seine Seriosität geprüft wird. Besonders hohe Strafen stehen auf die Manipulation der Finanzmärkte. Hier droht der Vatikan Haftstrafen von bis zu sechs Jahren und Geldstrafen von bis zu fünf Millionen Euro an. Über das Finanzgebaren des Staates und des Heiligen Stuhles wacht die ebenfalls neu gegründete vatikanische Autorität für Finanzinformation AIF. Ihr Leiter ist ein erfahrener Geldwäschebekämpfer, der Italiener Francesco De Pasquale. Ob die neue Aufsichtsbehörde allerdings wirklich effizient arbeiten kann, ist für Rotte offen.
"Die Aufgabe der AIF ist ziemlich gewaltig mit einem kleinen Stab. Sämtliche mit Geld befassten Institutionen des Vatikanstaates und des Heiligen Stuhles zu kontrollieren – ob das so funktionieren kann, weil auch dieses Finanzwesen des Vatikans und des Heiligen Stuhles relativ komplex ist, nicht konzentriert auf eine Institution, sondern verteilt auf verschiedene, das kann in der Praxis noch etwas schwierig werden für das AIF." (rv)
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