Im Vatikan sorgt man sich um die politischen Entwicklungen in Syrien. Die aktuellen Vorgänge in dem Land seien „im Vergleich zu anderen Staaten der arabischen Welt besonders beunruhigend", weil sie „Züge einer Gewalt ohne Ausweg" tragen, so Vatikansprecher Pater Federico Lombardi in seiner wöchentlichen Audio-Kolumne für Radio Vatikan. Zuletzt schoss nach Augenzeugenberichten die syrische Armee aus Helikoptern auf Demonstranten. Lombardi:
„Auf ganzer Linie rufen wir zum Dialog auf, zum Respekt vor der Meinungsfreiheit und der Teilhabe sowie auf Gewaltverzicht."
Nach dem Freitagsgebet hatten in ganz Syrien Tausende Menschen gegen das Regime Baschir al-Assads demonstriert und den Rücktritt des Präsidenten gefordert. Beim gewaltsamen Vorgehen der syrischen Sicherheitskräfte gegen Oppositionelle starben mindestens 22 Menschen. Papst Benedikt XVI. hatte erst kürzlich dem neuen Botschafter aus Damaskus beim Heiligen Stuhl klipp und klar gesagt, Syrien brauche „echte Reformen im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben", erinnerte Lombardi.
„Der Papst spricht klar von Änderungen, die sich nicht auf Wegen der Intoleranz, der Diskriminierung und des Konflikts und erst recht nicht mit Gewalt artikulieren sollen, sondern im Respekt vor der Wahrheit, der Rechte der Personen und der Gemeinschaft, des Zusammenlebens und auch der Versöhnung".
Die Jesuiten in Syrien hätten kürzlich ein Dokument veröffentlicht, in dem sie feststellten, dass die sozialen und politischen Forderungen der Bevölkerung zwar dem legitimen Wunsch nach einer höheren Ebene der Zivilisierung entsprechen; gleichzeitig öffneten diese Forderungen aber „in der aktuellen Verwirrung die Tür zur Gewalt".
„Es wird versucht, einen Krieg zwischen den Religionsgemeinschaften zu provozieren, mit dem großen Risiko der Spaltung der Gesellschaft."
In einer solchen Lage müsse man sich „zum Dialog der Versöhnung und des Friedens bekehren", so Pater Lombardi.
„Für die syrischen Christen ist die Einheit des Landes eine Lebensbedingung. Sie müssen und wollen Brücken für einen echten und ernsthaften Dialog im Land sein."
Auch Papst Benedikt habe vor dem neuen Botschafter Syriens beim Heiligen Stuhl auf die tragende Rolle der Christen in dem Land hingewiesen.
„Der Papst hat die syrischen Autoritäten dazu aufgerufen, auf die Wünsche der Zivilgesellschaft zu achten. Und er hat den Blick geweitet auf die Lage der Völker des gesamten Nahen Ostens. Man muss sich entschieden gegen die Auflösung der Region stellen und ein Anschwellen der Konflikte vermeiden, die ganze Teile der Bevölkerung dazu zwingen, von einem Land ins andere zu flüchten, vom Irak nach Syrien, von Syrien in die Türkei." (rv)
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