Die katholische Kirche in Deutschland steht keineswegs vor einer Spaltung. So kommentiert der ehemalige Präsident des Päpstlichen Einheitsrates Kardinal Walter Kasper Veröffentlichungen in Zeitungen und im Internet der letzten Wochen, die eine mögliche Spaltung thematisieren.
Zum einen unterschieden sich die kritisch denkenden Gruppen untereinander sehr stark, schreibt der Kardinal in einem Beitrag für die Beilage „Christ und Welt" der Wochenzeitung „Die Zeit". Zum anderen würde eine Spaltung „einen oder mehrere Bischöfe voraussetzen, die mitmachen – für mich völlig undenkbar". In der vergangenen Woche waren in der deutschen Presse Berichte über ein angeblich im Vatikan kursierendes Dossier erschienen, demzufolge Politiker, katholische Theologen und Kirchenfunktionäre die deutsche Kirche von Rom trennen wollten. Kasper nannte das Papier „ein Hypothesengebäude, das Einzelinformationen kombiniert und andere unangemessen aufbauscht. Da scheint mir Misstrauen gesät und eine Spaltung geradezu provoziert zu werden".
Zu einem geplanten Dialog der katholischen Bischöfe mit Laien sagte Kasper, ein solches Gespräch beginne nicht voraussetzungslos und könne nicht das Selbstverständnis der katholischen Kirche infrage stellen. Es müsse aber „eine im Sinn des letzten Konzils erneuerte Kirche" weiterentwickeln. Grundlegend forderte Kasper eine „dialogische, synodal strukturierte Kirche, eine, in der Bischöfe im ständigen Gespräch mit Klerikern und Laien stehen". Der auf drei Jahre angesetzte Dialog ist eine Folge aus dem Missbrauchsskandal. Nach einer allgemeinen Einladung der Bischöfe zum Gespräch stellten Theologen in einem „Memorandum" verschiedene Forderungen, wie etwa ein Überdenken der Zugangsbestimmungen zum Priesteramt. Konservativere Kreise verfassten daraufhin ein Gegenmemorandum. Der Dialog soll am 8. Juli mit einer Veranstaltung in Mannheim beginnen. (rv)
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