Der frühere Berliner Erzbischof, Kardinal Georg Sterzinsky, ist tot. Er starb an diesem Donnerstag in den frühen Morgenstunden im Alter von 75 Jahren in der deutschen Hauptstadt, wie das Erzbistum Berlin am Donnerstag bekannt gab. Sterzinsky stand von 1989 bis zum vergangenen Februar an der Spitze des heutigen Erzbistums Berlin, zunächst noch in einem durch die Mauer geteilten Bistum.
Anlässlich der letzten Kardinalserhebungen in Rom im vergangenen November hatten wir die Gelegenheit, mit Kardinal Sterzinsky über das Bistum zu sprechen, das er in den letzten 20 Jahren geprägt hat. 1991 – bei seiner eigenen Kardinalserhebung – habe er sein Bistum erstmals mit den Augen des Papstes gesehen, so Sterzinsky:
„Berlin war für Papst Johannes Paul II. eine Stadt, in der die Fronten aufeinander getroffen waren und die nun zusammen geführt wurden. Er soll einmal gesagt haben ‚Berlin ist das schwierigste Bistum der Welt’, ich hatte es so nicht empfunden. Ich habe dann die Aufgabe, Ost und West zusammen zu führen, als sehr viel schwieriger empfunden, als die Spaltung der Stadt zu ertragen. Die Spaltung war widernatürlich, die war durch Verbrechen zustande gekommen. Und die Einigung war durch eine Heldentat des Volkes zustande gekommen. Aber die Zusammenführung war äußerst, äußerst mühsam. Das konnte man damals, 1991, nur erahnen, das hat sich dann erst gezeigt."
Sterzinkys Motto als Bischof: Deus semper Major, Gott ist immer größer. Für den verstorbenen Alt-Erzbischof wird ab diesem Donnerstag in der St. Hedwigs-Kathedrale ein Kondolenzbuch ausgelegt. Zu den Öffnungszeiten der Kathedrale zwischen 10:00 und 18:00 Uhr besteht die Möglichkeit, sich darin einzutragen.
Schon bevor Papst Benedikt XVI. im Frühjahr den Rücktritt Sterzinskys als Erzbischof von Berlin angenommen hatte wurde er zweimal am Magen operiert. Bereits seinen 75. Geburtstag im Februar dieses Jahres verbrachte er schwer erkrankt in einer Klinik. Ende Januar wurde er in einer Berliner Klinik zweimal am Magen operiert. Rund vier Wochen später wurde er nach Verschlechterung seines Gesundheitszustands erneut in das Krankenhaus verlegt.
Sterzinsky wurde 1936 im ostpreußischen Ermland geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Flucht der Familie wuchs er in Thüringen auf und wurde 1960 in Erfurt zum Priester geweiht. Nach Stationen als Pfarrer in Jena und als Generalvikar in Erfurt wurde er 1989 Bischof von Berlin und 1991 Kardinal. Seit das Bistum Berlin 1994 zum Erzbistum erhoben wurde, trug er den Titel Erzbischof. Am 24. Februar nahm Papst Benedikt XVI. sein Rücktrittsgesuch an. Seither leitet Weihbischof Matthias Heinrich das Erzbistum bis zum Amtsantritt eines neuen Erzbischofs.
In der Deutschen Bischofskonferenz stand Sterzinsky an der Spitze der Kommission für Ehe und Familie sowie der Unterkommission „Frauen in Kirche und Gesellschaft". Zudem war er Stellvertretender Vorsitzender der Migrationskommission. Im Vatikan war Sterzinsky Mitglied der Kongregation für das katholische Bildungswesen und des päpstlichen Migrantenrates. (rv)
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