Der Erzbischof von Dakar, Kardinal Théodore-Adrien Sarr, startet eine Friedensinitiative für die Casamance. In der Region im Süden des Senegal fordern bewaffnete Gruppen seit 1982 die Unabhängigkeit – einer von vielen schwelenden Konflikten in Afrika. Allein in den letzten Wochen hat der Casamance-Konflikt etwa dreißig neue Todesopfer gefordert.
„Eine Gruppe von Kämpfern der MFCD – Bewegung demokratischer Kräfte der Casamance – aus Maki hat mich kontaktiert mit der Bitte, dass ich für sie einen Kontakt zum Präsidenten der Republik herstellen soll. Sie wollten einen Dialog mit dem Ziel, ihre Waffen niederzulegen und ein Friedensabkommen zu unterzeichnen. Dem konnte ich mich natürlich nicht entziehen, auch wenn ich weiß, dass dieses Ansinnen nur von einer der Gruppen aus Maki kommt. Ich hoffe doch, dass auch andere Gruppen sich dem anschließen und diese Initiative unter den MFDC-Kämpfern immer breitere Resonanz findet. Bevor ich akzeptierte, habe ich zunächst die Zustimmung des Staatspräsidenten abgewartet."
Der Präsident heißt Abdoulayé Wade und stellt sich am 26. Februar zur Wiederwahl. Der 85-Jährige ist seit dem Jahr 2000 an der Macht in Dakar. Er hat den Frieden in der Casamance in seiner Neujahrsansprache als Priorität benannt; dasselbe tut einer seiner Herausforderer, der populäre Sänger Youssou N‘Dour. Mit Wades Zustimmung ist Kardinal Sarr also am 1. Januar, dem kirchlichen Weltfriedenstag, in die Casamance gereist, eine Region, in der ein höherer Prozentsatz Katholiken lebt als im Rest des mehrheitlich islamischen Senegal. Jetzt hofft der Kardinal auf konkrete Friedensschritte:
„Die Ortskirche von Ziguinchor hat einen Aktionsplan ausgearbeitet, zu dem auch Sensibilisierungsarbeit in den Pfarreien gehört. Ich habe dort die Messe für den Frieden gefeiert und die Kämpfer der MFDC, aber auch die Soldaten der senegalesischen Armee, zur Zurückhaltung aufgefordert. Und weil hinter diesem jetzt schon 28 Jahre alten Konflikt auch handfeste Interessen stehen, habe ich an alle appelliert, ihre Interessen hintenan zu stellen und das Leben der Menschen in der Casamance als Priorität zu sehen. Die Leute dort können ja wegen der ständigen Unsicherheit nicht arbeiten und kein wirtschaftliches Wachstum hinbekommen. An die Regierung gewandt habe ich gesagt, dass der Friede durchaus machbar ist, dass man aber in den letzten 28 Jahren nicht das Mögliche getan hat, um den Konflikt zu lösen. Übrigens könnten auch die umliegenden Länder viel tun zur Lösung…"
Damit zielt der Kardinal auf Gambia und Guinea-Bissau: Hier finden, wie Kardinal Sarr anmerkt, die Bewaffneten aus der Casamance „immer wieder einfache Rückzugsgebiete". Die Menschen in der Casamance seien nach seinem Eindruck „des Konfliktes müde": „Die wollen den Frieden, das ist klar."
„Auch in Maki gibt es Kämpfer, denen klar ist, dass dieser Konflikt nicht mehr lange so weitergehen kann, und die müde sind… Was die Erklärung des Präsidenten betrifft, hoffen wir, dass sie nicht eine einfache Erklärung bleibt, sondern dass hinter ihr auch wirklich der Wille steht, die nötigen Entscheidungen zu treffen: Jetzt ist Dialog nötig, und zwar so schnell wie möglich. Das ist das Maximum, was wir uns vom neuen Jahr erhoffen können!" (rv)
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