„Vatileaks" – so nennt Papstsprecher Pater Federico Lombardi die Tatsache, dass in letzter Zeit immer mehr interne Dokumente aus dem Vatikan an die Öffentlichkeit gelangen und dort einerseits zu aufgeregter Berichterstattung, andererseits zu großer Verwirrung führen und den Vatikan in ein schlechtes Licht rücken. Die Verantwortung dafür liegt auf beiden Seiten. Das betont Pater Lombardi an diesem Dienstag gegenüber Radio Vatikan: bei jenen, die solche internen Informationen „auf illoyale Weise" nach außen tragen, und bei den Medien, die sie „für Zwecke benutzen, die sicher nicht die reine Liebe zur Wahrheit sind".
Lombardi nennt drei jüngere Fälle: Zum einen ging es um das Finanzgebaren am Governatorat, das viele der weltlichen Güter des Vatikans verwaltet. Der „Zweite Mann" des Governatorats, der für mehr Transparenz eingetreten sein soll, wurde vor kurzem als Nuntius auf den wichtigsten diplomatischen Posten des Heiligen Stuhles, nach Washington, berufen; einige Beobachter sahen darin aber eine Art Strafversetzung. Eine weitere vorgebliche „Aufdeckung" betraf die Vatikanbank IOR, der mangelnde Transparenz und Kooperation mit italienischen Behörden vorgeworfen wurde, obwohl Papst Benedikt vor einem Jahr strenge Richtlinien gegen Geldwäsche erlassen hatte. Der letzte Fall von „Vatileaks" schließlich handelte mit Blick auf das nächste Konklave von einem angeblichen „Mordkomplott" gegen Papst Benedikt – eine „Wahnvorstellung", wie Lombardi damals umgehend klarstellte.
Alles zusammen schafft Verwirrung, so Lombardi. Eine seriöse Berichterstattung müsste zumindest die einzelnen Fragen auseinanderhalten und die jeweilige Bedeutung ermessen. Der Vatikansprecher rät zu Gelassenheit: „Wir müssen der Versuchung widerstehen, uns in den Strudel der Verwirrung hineinziehen zu lassen, denn das ist es, was die Übelwollenden sich wünschen, und wir müssen fähig bleiben, vernünftig nachzudenken."
In gewisser Hinsicht sei das Auftreten starker Attacken „ein Zeichen dafür, dass etwas Wichtiges auf dem Spiel steht", sagt Lombardi. Die Angriffe auf die Kirche wegen der Missbrauchsskandale etwa hätten zu einem „ernsthaften Engagement für eine langfristige Erneuerung" geführt. Hier habe die Kirche inzwischen eine Strategie der Heilung, Erneuerung und Vorbeugung zum Wohl der ganzen Gesellschaft entwickelt. Gleichzeitig habe der Vatikan sich selbst den Auftrag zu großer Transparenz in wirtschaftlichen Vorgängen erteilt und neue Normen veröffentlicht. „Wenn das viele verbittert, merkt man, dass es wichtig ist", so Lombardi. „Wer denkt, er könne den Papst und seine Mitarbeiter in diesem Engagement entmutigen, täuscht sich."
Was das nächste Konklave anlangt, erinnert der Vatikansprecher daran, dass „alle Päpste" des letzten Jahrhunderts „Persönlichkeiten von höchster und unzweifelhafter moralischer Qualität" waren. Eine Sichtweise auf das Konklave in der Lesart eines „internen Machtkampfes hängt großteils von der moralischen Rohheit" des Beobachters ab, „der oft nicht dazu imstande ist, anderes zu sehen". Wer an Jesus Christus glaube, wisse glücklicherweise, dass „die echten Sorgen jener, die in der Kirche Verantwortung tragen, eher die großen Probleme der Menschheit von heute und von morgen sind." (rv)
Auch in diesem Fall sollte man sich an die Worte des Reformpapstes Johannes XXIII. erinnern: "Die Gnade der Heiterkeit ist mehr, als die Gnade Tote zum Leben zu erwecken, und es ist die Aufgabe auch im Vatikan wie ein Vogel im Dornbusch zu singen, um nicht in der Verwirrung der Menschen zu geraten, in ihrer mentalen Abwehr nicht wissen, was sie tun. Gott würfelt nicht, alles läuft im Kairos, wenn wir in seinem Plan wirken "das Gebet und wir sind erhört."