Wegen Beleidigung einer Abtreibungsbefürworterin in einer Kirchenzeitschrift muss das polnische Erzbistum Kattowitz 7.500 Euro Entschädigung zahlen. Ein Berufungsgericht der südpolnischen Stadt wies am Freitag eine Beschwerde des Bistums gegen ein gleichlautendes Urteil eines Bezirksgerichts ab. Das Bistum wurde als Herausgeber der auflagenstarken, überregionalen Kirchenzeitschrift „Gosc Niedzielny“ erneut verpflichtet, sich in dem Magazin für den Vergleich mit nationalsozialistischen Verbrechern zu entschuldigen.
Scharfe Kritik
Die Kirchenzeitschrift hatte ein Urteil des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs mehrfach scharf kritisiert, dass einer Polin wegen der Verweigerung einer Abtreibung trotz Gefahr für ihre Gesundheit 25.000 Euro Entschädigung zusprach. Das Blatt habe die Frau mit deutschen Kriegsverbrechern verglichen, die im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und in den Juden-Ghettos mordeten, befanden die Kattowitzer Richter. In dem angeordneten Entschuldigungstext heißt es, die Erzdiözese und der Chefredakteur bedauerten die „Sprache des Hasses“. Die katholische Kirche kritisierte das Urteil scharf.
Frauenorganisationen begrüßten die Gerichtsentscheidung. Die erfolgreiche Klägerin Alicja Tysiac sagte, die angeordnete Entschuldigung werde hoffentlich einen Bewusstseinswandel bewirken. Sie zwinge all jene zum Nachdenken, die Frauen beleidigten. Infolge der Geburt ihres dritten Kindes leidet sie unter extremer Kurzsichtigkeit und wurde als schwerbehindert anerkannt.
Mit rund 150.000 verkauften Exemplaren ist „Gosc Niedzielny“ das größte meinungsbildende Wochenmagazin in Polen, noch vor den Nachrichtenmagazinen „Polityka“, „Wprost“ und „Newsweek Polska“. (rv)
1 Kommentar “Polen: Katholische Wochenzeitschrift verurteilt”
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